Kunst und Integration - Künstlerinnen und Betreuer von „Kunst aus dem Wald“. Foto: Robert Krause

Kultur schlägt Brücken

Künstlerinnen, Künstler und Betreuer von „Kunst aus dem Wald“. Foto: Robert Krause

Eröffnung 3. Anders wachsen-Reihe in Holzkirchen

Die erste Veranstaltung des neuen Zyklus „Anders wachsen“ stand ganz im Zeichen der Integration. Kann das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Kulturen eine Bereicherung für alle Beteiligten darstellen? Kinder und Erwachsene aus verschiedensten Ländern trafen sich, um dieser Frage auf die Spur zu kommen.

Gleich beim Betreten des Festsaales im Holzkirchner KULTUR im Oberbräu fängt das in weiß gehaltene Kunstwerk den Blick ein. In liebevoller Kleinarbeit wurde das Werk von 14 Kindern aus Deutschland, Syrien und dem Kongo am Tannerhof in Bayrischzell gefertigt. Im Rahmen eines integrativen Ferienprogramms verarbeiteten sie mithilfe eines künstlerischen und pädagogischen Betreuerteams Fundteile aus dem Wald sowie Gips, Holz und Schrott aus dem Wertstoffhof zu ihrem Traumschiff.

Detail aus dem Kunstwerk „Traumschiff“ Foto: Karin Sommer
Detail aus dem Kunstwerk „Traumschiff“. Foto: Karin Sommer

Jetzt lädt das Schiff die Menschen zum Verweilen und Betrachten ein. Ahornfrüchte, gestreifte Federn, Muscheln, Karton und viele andere kleine scheinbar unnütze Dinge wurden kunstvoll verarbeitet Sie verwandelten sich zum Symbol der Gemeinsamkeit und bildeten das Herzstück des Integrationsabends.

Thema Integration leitet neuen Zyklus „Anders wachsen“ ein

Das Thema Integration hatte Monika Ziegler zum Auftakt der dritten, landkreisweiten Veranstaltungsreihe Anders wachsen – Alternativen für das Oberland ganz bewusst gewählt, den sie gemeinsam mit Uli Henking von A-Mentor gestaltet hat. Die Integration von Geflüchteten sieht sie als Chance, unsere Haltung in Sachen Mitgefühl, Gerechtigkeit und Teilen zu überdenken und tätig zu werden. Zum allzeit diskutierten Thema habe Kultur viel beizutragen. Sie wirke nicht nur über den Verstand, sondern berühre auch das Herz, meinte die Initiatorin der Veranstaltung in ihrer Eröffnungsrede.

Es wird nur gemeinsam funktionieren

Menschen verschiedenen Alters aus vielen Ländern, mit unterschiedlichem sozialem und persönlichen Hintergrund waren gekommen, um einen Abend zu gestalten, der die Wichtigkeit der Gemeinsamkeit betonte, der Neugier und dem Interesse mehr Gewicht gab als der Angst vor dem Anderen, dem Unbekanntem.

Künstlerin erklärt Micol Krause vom Tannerhof ihren Teil der Kreation Foto: Robert Krause
Kinder und Erwachsene betrachten gemeinsam das erstaunliche Kunstwerk. Foto: Robert Krause

Neben den beteiligten Kindern und ihrem Betreuungsteam sowie der Initiatorin dieses Projektes, Nele von Mengershausen von Kultursprung e.V. – Kunst und Soziales am Tannerhof waren viele weitere Menschen gekommen, um das Thema Integration auf kreative Weise darzustellen oder kennenzulernen.

100 Mentore pro Jahr in Holzkirchen und Umgebung

Das Projekt „A-Mentor“, vom Bundesverband deutscher Stiftungen gefördert und von der Bürgerstiftung Holzkirchen realisiert, widmet sich seit 2015 der Integration von Geflüchteten. Pro Jahr werden 100 Patenschaften geschlossen. Das bedeutet, dass 100 Menschen aus Holzkirchen und Umgebung jeweils einen geflüchteten Menschen mindestens einmal pro Woche treffen und mit ihm Zeit verbringen. Dass diese Patenschaften keineswegs einseitig sind, sondern eine Bereicherung für alle Beteiligten darstellen, wurde am bunten Abend klar.

Jamel Salim stellt sein Heimatland vor Foto: Robert Krause
Jamel Salim stellt sein Heimatland vor. Foto: Robert Krause

Das gespaltene Afghanistan

Nematulah Harifi, der vor einigen Jahren noch Politikwissenschaften in Afghanistan studierte, präsentierte die Geschichte seines Landes und erinnerte das Publikum daran, dass in Afghanistan nicht nur Talibane leben, sondern dass es eine große Gruppe Menschen gibt, die sich Demokratie und ein modernes Leben wünschen. Nachdem sein Bruder und seine Tante ermordet wurden und sein Vater bei dem Anschlag beide Beine verloren hatte, wagte Nematulah Harifi den Schritt ins Ungewisse und lebt heute in Deutschland, wo er eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer macht.

Am Wiederaufbau des Landes teilhaben

Jamel Salim lebt seit vier Jahren bei uns. Nachdem der Krieg sein Bauingenieurs-Studium in Syrien beendet hatte, gelang ihm, es an der Universität Münchens wieder aufzunehmen. In einer Präsentation in sehr gutem Deutsch mit anschließendem Video ließ er die Zuschauer am unsäglichen Leid und Schmerz seines Landes teilhaben, aber auch an seiner unvergleichlichen Geschichte und kultureller Vielfalt. Die Wahl seines Studiums ist auch eine Antwort auf den Krieg. Jamel Salim hat vor, seinen Beitrag am Aufbau seines Landes zu leisten, sobald dieser Krieg beendet ist.

Starke Bilder von Yasin Rezaie Foto: Karin Sommer
Starke Bilder von Yasin Rezaie. Foto: Karin Sommer

Bilder sagen mehr als Worte

Die beiden Seiten rechts und links des Waldkunstwerkes der Kinder säumten an diesem Abend die Bilder zweier Künstler. Links die in bunten Farben gehaltenen Werke von Yasin Rezaie, der erst in Bayern seine Liebe zur Malerei entdeckt hat. Rechts die Gemälde von Mohammed Al Mardini, die einen Einblick in einen anderen, fernen Teil unserer Welt und seiner Menschen geben.

Der dringende Wunsch nach mehr Respekt

Mitglieder der Trommelgruppe Ottarfing Foto: Karin Sommer
Mitglieder der Trommelgruppe Otterfing. Foto: Karin Sommer

Die Trommelgruppe aus Otterfing sorgte dafür, dass sich unsere Ohren andersartigen Rhythmen öffnen, die wiederum Menschen aus unserer und anderen Kulturen verbinden. Im Anschluss an Reden, Vorträge und musikalische Darbietungen gab es die Möglichkeit der Begegnung. Besonders auffallend war der Wunsch vieler nach gegenseitigem Respekt, sowohl in der Diskussion um das Thema Integration, als auch in der täglichen Begegnung. Vielleicht sind wir doch fähig, die Bereicherung zu sehen, die das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen für alle Beteiligten bedeuten kann. Dieser Abend erinnerte eindrucksvoll an diese Möglichkeit. Das Projekt Anders wachsen richtet sich an alle Menschen, die gemeinsam einen „anderen“ Weg in eine lebenswerte Gesellschaft beschreitet möchten. Es wurde von KulturVision  mit den Kooperationspartnern Katholisches Bildungswerk Miesbach, dem Kultur im Oberbräu und dem Kulturzentrum Waitzinger Keller in Miesbach ins Leben gerufen.

Wenn Sie gerne Mentor für einen Flüchtling werden möchten, wenden Sie sich bitte an das Projekt A-Mentor. Hier finden Sie das ausführliche Veranstaltungsprogramm von Anders wachsen – Alternativen für das Oberland und noch mehr Infos zur Projekt Anders Wachsen von KulturVision.

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