Bauhaus

Wie wollen wir wohnen?

Bauhaus in Dessau. Foto: Isabella Krobisch

Kultureller Reisetipp

Weimar feiert in diesem Jahr den 100. Jahrestag der ersten großen Bauhaus-Ausstellung. Die Bauhäusler zeigten im Sommer 1923 erstmals, wie radikal neu Design, Bauen und Zusammenleben am Bauhaus gedacht wurde.

Ein Sommer bahnbrechender Visionen: Ein Hauch von Utopie lag in der Luft, als mit dem Staatlichen Bauhaus in Weimar die berühmteste Designerschule des 20 Jahrhunderts erstmals ihre Vorstellungen vom Leben in der Zukunft präsentierte. Mit dieser Schule sind Form- und Farbexperimente, Architektur-Ikonen und Alltagsdesign ebenso verbunden wie rauschende Feste und minimalistische Entwürfe. Damals war das Haus Am Horn das Kernstück der Präsentation, das die revolutionären Ideen in Design, Zusammenleben und in der Architektur in sich vereinigte.

Vom 15. August bis 10. September lässt nun die Klassik Stiftung Weimar in Kooperation mit der Bauhaus-Universität Weimar und dem Kunstfest Weimar die Bauhaus-Wochen am authentischen Ort aufleben.

Bauhaus
Ein neues Leben in der Zukunft. Foto: Isabella Krobisch

Workshops, Performances, Musik und ein Open Air-Kino sowie als Höhepunkt eine Bauhaus-Parade stehen auf dem Programm. Wie zu Zeiten von Walter Gropius und Georg Muche vor 100 Jahren zieht am heutigen 31. August ab 19 Uhr die Parade vom Campus der Bauhaus-Universität durch den Park an der Ilm zum Haus am Horn. Künstlerische Installationen und Yoga-Sessions begleiten die Parade. Ab 20:30 Uhr folgt die Fassadenprojektion am Haus am Horn zum Thema „Wie wohnen wir? Wie wollen wir wohnen?“

Das Haus am Horn selbst, vor 100 Jahren anlässlich der Bauhaus-Ausstellung als einziges Bauhaus-Versuchshaus entstanden, wird mit Fassadenprojektionen von Studierenden bespielt. Diese thematisieren zeitgenössische, private und kollektive Dimensionen des Wohnens.

Am morgigen Freitag, 1. September gibt es von 15 bis 18 Uhr „Open Ateliers“ der Bauhaus Summer School, Bauhaus-Universität Weimar. 200 internationale Teilnehmende der Bauhaus Summer School präsentieren ihre Ergebnisse aus den Kursen mit Schwerpunkten zu Kunst, Technik, Architektur und Sprachen.

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Eine Weltbewegung. Foto: Isabella Krobisch

Zahlreiche weitere Veranstaltungen sind dem 100. Jahrestag der ersten großen Bauhaus-Ausstellung in den folgenden Tagen gewidmet. Es gibt mehrere Filmabende und am kommenden Wochende 8. und 9. September laden Studierende zu Ausstellungen, Workshops und Gartenkonzerten in die Belvederer Allee 66 ein: »belvedere garden: belair« holt die Öffentlichkeit vom Campus in die Lebensrealität der Weimarer Studierenden und zeigt das Hausprojekt als kollaborativ genutzten Ort des Wohnens, Lernens und Arbeitens abseits der Seminarräume.

Kunstfest und Bauhaus-Jubiläum

Das Programm des Kunstfestes Weimar 2023 steht unter dem Motto »Erinnern schafft Zukunft«: Neben einer Auswahl von Bühnenprojekten und Konzerten knüpfen zwei Projekte im Stadtraum Weimars an das 100. Jubiläum der Bauhausaustellung im August 1923 an. Ausgangspunkt ist dabei die Frage, was von der Bauhaus-Utopie eines neuen Menschen und einer veränderten Gesellschaft übriggeblieben ist. Das partizipative Eröffnungsprojekt auf dem Theaterplatz steht im Zeichen des gemeinsamen Erlebens, um eine Rückbesinnung an historischem Ort zu ermöglichen: Bei der Errichtung seines »STEINMALs« hofft der mittlerweile 93 Jahre alte Günther Uecker, einer der bedeutendsten lebenden Maler und Objektkünstler, auf die Teilnahme der Weimarer Bevölkerung.

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Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Nationaltheater in Weimar. Foto: Isabella Krobisch

„Wie werden wir wohnen?“, so lautete nach Einschätzung des 1919 in Weimar gegründeten Staatlichen Bauhauses bereits 1923/24 eine der brennendsten Fragen der Zeit. Egal ob Klimawandel, Corona-Pandemie, teurer Wohnraum oder explodierende Energiekosten – angesichts der heutigen Krisenzeit erscheint diese Fragestellung auch einhundert Jahre später unvermindert aktuell.

Die Ausstellung „Wege nach Utopia. Wohnen zwischen Sehnsucht und Krise“ konfrontiert ausgewählte historische Bauhaus-Objekte mit aktuellen Herausforderungen rund um das Wohnen. Wie kann zukünftig gutes Leben und Wohnen gelingen? Ausgangspunkt ist das vor 100 Jahren anlässlich der Bauhaus-Ausstellung 1923 erbaute Haus Am Horn. Das vom Bauhäusler Georg Muche entworfene Gebäude, älteste erhaltene Bauhaus-Architektur, war ein Musterhaus für die damals aktuelle Vorstellung von modernem Leben und Wohnen.

Das Jubiläum. Foto: Petra Kurbjuhn

In der Ausstellung geht es darum, unterschiedliche Optionen für die Gegenwart und kommende Zeiten zu diskutieren. Damals wie heute brauchen wir mehr Raum für Utopien im Kleinen wie im Großen, um eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft zu gestalten. Die Ausstellung ist am heutigen Donnerstag und am morgigen Freitag von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet.


Auch im Landkreis Miesbach orientiert man sich am Bauhausstil. Foto: Isabella Krobisch

Alle Informationen finden Sie in der Tourist Information Weimar, Alter Markt 10 und im Internet.

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