Troubadour Chansonwettbewerb

Ramon Bessel und das kleine Wunder von Corona

Nein, Ramon Bessel ruht sich nicht am Klavier aus, er hatte eine Idee. Foto: Catherina Hess

Kreative Idee in der Coronakrise

In der Pandemie beutelt es Kulturschaffende der freien Szene ganz besonders hart. Oft greifen staatliche Förderungen zu knapp, kreative Ideen, um den Lebensunterhalt zu sichern, sind gefragt. Einer, der die Ärmel hochgekrempelt hat, ist der Musiker Ramon Bessel.

„Was können Künstler jetzt in dieser Zeit tun?“ das hat sich der Schauspieler, Pianist, Sänger und Musikkabarettist Ramon Bessel gefragt. Der aus Gmund stammende Künstler war viele Jahre lang musikalischer Leiter beim Münchner Sommertheater und machte sich mit dem Trio Riscant einen Namen.

Troubadour Chansonwettbewerb
Ramon Bessel mit seiner Frau Isabell, Partnerin im Trio Riscant. Foto: Catherina Hess

Dann wagte er den Sprung in die Solokarriere als, wie er sagt, Vokalpianist. 50 Prozent Klavier, 50 Prozent Gesang und 50 Prozent Kabarett. Das geht zwar mathematisch so nicht, aber passt zum Künstler, denn er gibt eben „mehr als 100 Prozent“.

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Und das äußerst erfolgreich, die Preise für Kleinkunst und „Song Slams“ häufen sich, er ist nominiert für die Bayerischen Meisterschaften 2021.

Wie ein Wunder von Corona

Aber, es gibt keine Auftritte. Damit geht es ihm wie zahlreichen anderen Kulturschaffenden, die keine oder nur eine Teilzeit-Festanstellung haben. Ramon Bessel indes hatte eine Idee. Für die Produktion seiner Lieder hat er sich ein professionelles Studio eingerichtet. Anfangs sollte es nur ein Musikraum für die eigene kreative Arbeit sein, aber dann kam mit den Corona bedingten Bühnenschließungen viel Zeit, um sich in neue Themen – wie Studioakustik – einzuarbeiten. Plötzlich entstand da etwas und es kamen Kollegen und wollten hier etwas machen. Das war wie ein Wunder.

Dieses Studio bietet er jetzt für Künstlerinnen und Künstler zu einem fairen Preis an, um Musik und Wort zu produzieren. „Damit fördere ich die Kultur und kann selbst überleben“, sagt der Musiker. Er habe viel in das Studio investiert und hoffe, dass er über das Angebot seine Ausgaben wieder hereinbekommt.

Mit seiner Ausstattung ist er gerüstet, ein Konzert für einen Musiker zu streamen, aber auch für ein Unternehmen einen Imagefilm zu vertonen. „Dabei unterscheiden sich natürlich die Preise“, sagt er. Kürzlich nahm er sogar eine Meditationsreihe für Patienten einer psychiatrischen Klinik auf.

Das Studio sei insbesondere für Musik und Sprache ausgelegt. Eine Grundausstattung mit Kamera und Scheinwerfern zum Streamen oder für Dokumentationszwecke sei vorhanden.

Idealistisches Modell

„Das Studio ist ein idealistisches Modell“, drückt er die Zusammenführung seines künstlerischen Schaffens als Musiker und dem Broterwerb aus, denn eigentlich habe er diese beiden Bereiche immer streng getrennt. Ramon Bessel ist als Musiklehrer in Teilzeit tätig. „Aber wenn ich nur noch unterrichte, kann ich meine künstlerische Arbeit aufgeben“, hat er erkannt. Und das Warten auf staatliche Förderung sei keine Perspektive.

Und so nennt er seine Idee ein kleines Corona-Wunder. Er kann selbst künstlerisch in seinem Probenraum arbeiten und gleichzeitig mit der Arbeit für andere etwas verdienen. Der Austausch mit anderen Künstlern, die sein Angebot nutzen, hilft ihm zudem, den kreativen Prozess lebendig zu halten.

Darüber hat er sich bei Kleinkunstwerk um eine Förderung beworben.

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Initiatorin Melanie Renz bestätigt, dass er aus dem Spendentopf bedacht werde. Auf das Engagement des neuen Vereins wurde jetzt auch die Abendschau von BR aufmerksam und drehte im Foolstheater Holzkirchen einen Beitrag mit drei Bewerbern. Darunter auch Ramon Bessel.

Wunder von Corona
Ramon Bessel bei der BR-Aufzeichnung für die Abendschau. Foto: privat

Wer ihn also im Fernsehen erleben will, der achtminütige Beitrag kommt nächste Woche in der Abendschau. Und wer Bedarf hat, Musik oder Wort aufzunehmen, kann sich bei dem Künstler und Studiobetreiber melden. Sein „Wunder von Corona“, in der Pandemie mit einer kreativen Idee tätig zu werden und seinen Lebensunterhalt zu verdienen, halten wir für beispielhaft und möchten es gern verbreiten.

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