Nicht denken ist auch keine Lösung

Die richtigen Entscheidungshelfer

Welche Tür ist die richtige? Foto: pixabay

Seminar in Weyarn

Der Philosoph Christoph Quarch begründet in seinem Buch „Nicht denken ist auch keine Lösung“ anhand philosophischer Grundüberzeugungen wie man gute Entscheidungen in allen Lebenslagen fällt. Das darauf basierende Seminar von KulturVision e.V. brachte überraschende Erkenntnisse.

Seit 2014 gestaltet Christoph Quarch alljährlich im Landkreis Miesbach einen Philosophischen Tag. Ausgangspunkt dafür war ein Vortrag, zu dem KulturVision e.V. den bekannten Publizisten anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Vereins einlud. Begeistert von den Impulsen erwarb ich das Buch „Nicht denken ist auch keine Lösung“, in das mir der Philosoph schrieb: „Gutem Denken folgt gutes Tun“. Nach der Lektüre war mir klar, dass die Gedanken des Buches verbreitet werden müssen und holte die Erlaubnis Christoph Quarchs ein, ein Seminar zu gestalten.

Lesetipp: Begeisterung ist Brennstoff für die Seele

Christoph Quarch
Christoph Quarch beim Philosophischen Tag 2018. Foto: Monika Ziegler

Im ersten Teil erarbeiteten wir uns gemeinsam die philosophischen Grundlagen, abgeleitet aus dem Satz „Erkenne dich selbst“, der am Apollotempel in Delphi steht. Ent-scheiden bedeutet, dass die Trennung aufgehoben ist und das ist wichtig, denn Nichtentscheiden kann tödlich sein, wie das Gleichnis von Buridans Esel zeigt. Allerdings würde ein Esel schon aus Instinkt nie verhungern, weil er sich nicht entscheiden kann, das macht nur der Mensch. Allerdings hat er ein Problem. In unserer Multioptionsgesellschaft sehnt er sich nach Orientierung.

Monika Ziegler
Wir erarbeiten die Grundlagen. Foto: Petra Kurbjuhn

Nun steht die Frage: Wer oder was entscheidet? Kopf oder Bauch? Wille oder Herz? Gefühle oder Intuition? Christoph Quarch unterscheidet: es gibt zwei rationale Entscheider in uns, nämlich Kopf und Körper und zwei irrationale, nämlich Seele und Geist. Und jeder hat seine Berechtigung, es kommt jeweils auf die Situation und auf die Selbsterkenntnis an.

Nicht denken ist auch keine Lösung
Christoph Quarch: „Nicht denken ist auch keine Lösung“. Foto: Petra Kurbjuhn

Dieser Mehrdimensionalität trägt der Philosoph Rechnung, indem er den Entscheidungsprozess in vier Geschosse aufteilt und mit dem Symbol des Würfels demonstriert. Die Linie entspricht den unbewussten Entscheidungen meines Körpers einschließlich Gehirn. Die Fläche stellt mein Selbstbild, mein Ich dar.

Von der Fläche in die Tiefe

Für Entscheidungen auf dieser Ebene stellt man sich die Frage: Was habe ich davon? Wir lernten hier insgesamt 15 Entscheidungshelfer kennen. Jede Teilnehmerin konnte für sich entscheiden, was für sie stimmig ist. Ist es ihre Wertehierarchie oder sind es Regeln, sind es Glaubenssätze, Informationen oder Argumente einer Plus-Minus-Liste. Übungen zeigten, wie sich die Helfer in der Praxis bewährten.

Geht man aber in die Tiefe, in das Volumen des Würfels, dann ist es nicht mehr das Ego was befragt wird, jetzt fragen wir, ob unsere Wünsche uns selbst, anderen Menschen und der Welt guttun. Dazu bedarf es anderer Entscheidungshelfer, die wir ebenfalls anhand von praktischen Übungen testeten.

Nicht denken ist auch keine Lösung
Im Austausch kommen wir zu Lösungen. Foto: Petra Kurbjuhn

Die größte Überraschung bescherte der Kinesiologischer Test des Armdrückens, bei dem Muskeln durch Stress unwillkürlich geschwächt werden. Die Teilnehmerinnen kehrten Kopf schüttelnd nach den Partnertests zurück, bei allen hatte es funktioniert.
Wenn es um existenzielle Fragen geht, dann muss man den Raum um den Würfel in die Betrachtung einbeziehen, hier stellt sich die Frage: Wie kann sich die Seele am besten entwickeln? Indem man vom Ich zum Du geht. Mit mehreren Übungen zum Dialogischen beendeten wir dieses letzte Geschoss der Entscheidungsfindung.

Liebe, Verbundenheit, Vertrauen

Drei meisterhafte Entscheidungsgeschichten von Sokrates beschlossen den abwechslungsreichen Tag. Er hatte die drei Entscheidungshelfer Liebe, Verbundenheit und Vertrauen gewählt.

Die gediegene Umgebung im Weyarner Bürgergewölbe, die offene Atmosphäre in der Gruppe und das gute Essen, das Petra Kurbjuhn wieder einmal zubereitet hatte, trugen maßgeblich zur Verbundenheit an diesem Tag bei.

Interesse an Texten über weitere Seminaren von KulturVision? Eine Auswahl:

Und hier finden Sie die Termine der zwei nächsten Seminare von KulturVision e.V.:
Am 19. Januar 2019 gibt es ein Schreibseminar zum Spurwechsel. Wir erkunden uns schreibend selbst und erfahren was wir wollen. Am 16. Februar 2019 lehrt uns der österreichische Erfolgsautor Thomas Sautner, wie man eine Geschichte erzählt. Die Tagesseminare von 10 bis 18 Uhr finden im Bürgergewölbe Weyarn statt. Anmeldung und Informationen unter mz@kulturvision-aktuell.de oder 08020/9043094.

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