powerwalk

Gespür für Energie beim powerwalk

Thomas Huber erklärt den powerwalk in Island. Foto: Petra Kurbjuhn

Vortrag in Miesbach

Mit einer spektakulären Aktion warten Thomas Huber und Wolfgang Aichner auf: Bei einer 11-tägigen Wanderung durch Islands Gletscher produzierten sie per Windkraft Strom – und trugen ihn in schweren Akkus nach Hause. Und dann?

Wuschen sie mit dem transportierten Strom ihre Wäsche. Gerade einmal eine Kilowattstunde hatten die beiden Künstler erzeugt und konnten damit zwei Waschmaschinen zehn Minuten lang im Kaltwaschgang betreiben. Ernüchternd sei diese Bilanz gewesen und habe bei ihnen das Gefühl dafür geweckt, wie schwierig es sei, Energie zu produzieren und wie schnell sie dann wieder verbraucht werde.

Gestern Abend zeigte Thomas Huber im Rahmen der Projektwoche „Kunst und Wissenschaft“ im Waitzinger Keller erste Fotos und Filmausschnitte aus dem Projekt „powerwalk – going for a charge“. Der Holzkirchner Künstler machte schon neben seiner Malerei mit mehreren interdisziplinären Projekten auf sich aufmerksam, so pflnzte er Plastikblumen in die Arktis, beleuchtete den Polarkreis mit Schreibtischlampen und trug mit seinem Kollegen Aichner ein Boot über die Alpen.

Künstler als Filter der Zeit

Jetzt habe man das Thema Energie und Klimawandel im Visier gehabt, erklärte Huber. „Als Künstler sind wir ein Filter der Zeit.“ Eine Metapher wolle man schaffen, um aus anderer Perspektive die Energieproblematik aufzuzeigen.

Dazu bastelten die beiden Künstler gemeinsam mit drei Experten der Miesbacher Firma EST die Windkraftanlagen, die sie auf ihren Rucksäcken befestigten. Dazu kamen schwere Bleiakkumulatoren, denn nur diese hielten die extremen Witterungsbedingungen auf Island aus.

Ein bisschen Kunst kam hinzu, indem Huber und Aicher die Windräder zweifarbig und passend im Blau zu ihren Rucksäcken bemalten, „es sollte skulptural farbig sein“, erklärte Thomas Huber. Nach Sponsorensuche und der Gestaltung einer Website einschließlich App, ging der Selbstversuch los.

Alpine Unternehmung

Die beiden Künstler starteten mit einem Kameramann ihre elftägige Wanderung in Islands unbewohntem Hochland und bestiegen Europas größten Gletscher, den Vatnajökull. Ein beklemmendes Gefühl sei es gewesen, aber auch ein gigantisches, bei Regen, Sturm und Schnee unterwegs zu sein, gestand Huber. Die Filmausschnitte belegten die alpine Unternehmung mit Steigeisen, Pickel, Seil und Zelt.

Sie zeigten auch, wie erfinderisch man sein kann, wenn man sein Besteck vergessen hat. So wurde das Müsli mit der Zange zum Mund befördert.

Thomas Huber sprach auch zum Thema Klimaveränderung. Der Gletscher, so groß wie Korsika, habe in den vergangenen zehn Jahren bereits zehzn Prozent seiner gewaltigen Masse verloren und damit den Meeresspiegel um einen Millimeter angehoben.

Wie wertvoll Energie ist

Nach 100 Kilometern Marsch und einer Kilowattstunde im Gepäck kehrten die beiden Künstler nach München zurück und luden zur Performance ein. Wie zwei Buddhas hockten sie vor den rotierenden Waschmaschinen mit ihrer schmutzigen Wäsche. Zehn Minutren lang.

Fazit: Ein ganz anderer, ein nicht missionarischer und deshalb besonders wertvoller Beitrag zum Thema, wie Energie zustande kommt, wie wertvoll Energie ist und wie schnell der Mensch sie verbraucht. Der Film erscheint im Mai.

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