Autums Leaves
Das Fenster als Schwelle zwischen den Sphären. Foto: pixabay
Fotoausstellung im Tannerhof Bayrischzell
Sie weisen aus geschützten Räumen auf die Unendlichkeit – die 30 Fotografien von Jean-Paul Dumas-Grillet, mit denen er bis 28. Mai 2016 die „Galerie im Treppenhaus 1967“ bestückt.
Gerade die Begrenzungen, die der französische Fotograf in seine Motive einbezieht, schärfen den Blick für Meer und Gebirge, für Trafohäuschen und vom Schneewind gebeutelte Bäume, für die Mystik von Treppenhäusern und Hauseingängen. Diese Ikonen der Stille werden umspielt von weither wehenden Winden und uraltem Rauschen. Ein Hauch von Unendlichkeit drängt sich ins Bild und kehrt alles hervor: Das Leben, die Niederlagen, die verlorenen Augenblicke, das bisschen Zeit, das noch bleibt.
Eingefrorene Zeit
Marion Bierling spricht von „lebendiger Klarheit“ und schreibt: „Der Künstler friert die Zeit an Orten ein, an denen Menschen Momente en passant verbringen, oft gedankenlos und ohne die Besonderheit dieser Plätze wahrzunehmen. Interessant ist, dass er sie mit einer Handykamera aufnimmt. So wird aus einem „Snapshot“, der sich normalerweise auf Menschen richtet, ein Schnappschuss, der architektonische Details festhält. Damit verleiht der Fotograf seinen Plätzen eine spezielle Aura. Er erzählt von Situationen, die diese Orte erleben und von Menschen, deren Geschichten sich hier eingeschrieben haben, ohne sie zu zeigen.“
Sukzessive Verschiebung von Grenzen
„Dumas-Grillet entwirft seine Fotografien als Wechselspiel von Rahmungen und Durchbrechungen des Rahmens, als sukzessive Verschiebung von Grenzen. Nicht das Fenster als Motiv steht im Mittelpunkt. Sondern seine Qualität als Schwelle der Sphären eines Davor und Dahinter, eines Innen und Außen, eines Gesehenen und Ungesehenen, die ihrerseits mit dem fotografischen Medium als vermittelndem Dazwischen korrespondiert“, so Heike Eipeldauer vom Kunstforum Wien über den Künstler.
Innen und Außen verschmelzen
Wie gut diese Kunstwerke zum Tannerhof passen! Einmal mehr hat Ursula Philomona Breitenhuber, zuständig für die Hofkultur, ihr Gespür für außergewöhnliche Begegnungen bewiesen. Etage für Etage tun sich Dumas-Grillets mystische Ausblicke auf Gebirge, Meere und Seen auf. Dabei wird deutlich, dass der Tannerhof selbst solche durch Fenster und Türen gerahmte Aussichten bietet. Jetzt, angesichts dieser Fotoausstellung im Inneren des Hauses, wird erst spürbar, was draußen zu sehen ist: Nebelfelder, ein Stück blauer Himmel, da und dort vom Wind getriebene Blätter und in Ahnungen der Wendelstein. Gibt es eine tiefere Erfüllung als schauen zu dürfen ?
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