Heimatunternehmen

Heimatunternehmen schaffen regionale Werte

Heimatunternehmen präsentieren sich. Foto: MZ

Forum Heimatunternehmen in Zwiesel

Zum sechsten Mal trafen sich kreative und innovative Menschen aus ganz Bayern, die neue Wege gehen, die nicht nur auf das Geschäft schauen, sondern sich von ihrer inneren Stimme antreiben lassen, die Welt zu beleben und bunter zu machen. Auch der Landkreis Miesbach war dabei.

Im tiefsten Bayerischen Wald, im Nationalparkzentrum Falkenstein am Arber im Haus zur Wildnis fand das Treffen statt. Initiiert ist das Projekt „Heimatunternehmen“ von Norbert Bäuml vom Amt für Ländliche Entwicklung in Bayern und von Franz Dullinger vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege.

Projekte für die Region

Es soll Menschen ermuntern, darüber nachzudenken, wofür sie in der Früh aufstehen, wie Franz Dullinger bemerkte, nachdem alle Teilnehmer in einem wilden Galopp in den Tagungsraum einritten. Die Eröffnung zeigte es schon, hier geht es etwas anders zu als bei üblichen Treffen von Unternehmern.

Hier geht es nicht einzig und allein ums Geld verdienen, sondern darum, ökologisch und sozial verträgliche Projekte für die Region zu entwickeln, sich mit Ideen und Know-how zu unterstützen.

Kultur aufmischen

Im ersten Dialogforum berichteten Heimatunternehmen aus dem Bayerischen Wald von ihren Projekten. Joe Wagner und Michi Pelikan aus Bodenmais hatten mit Mut und Engagement ein altes Gebäude saniert und zu einem Veranstaltungshaus gemacht. Auch Roland Pongratz mischt die Kultur auf, indem er neue Konzepte erstellt und mit seiner Initiative „drumherum“ große Veranstaltungen organisiert.

Die Schnitzmühle ist ein Adventure Camp, das Sebastian Nielsen „weit weg vom Rest der Welt“ als Kombination von Tradition und Moderne aufgebaut hat. Ein JugendCafé in Zwiesel stellte Christian Schwarz vor, in dem Jugendliche ihre musikalischen Idole in der Heimat erleben dürfen. Mit Herzblut würden sie das Veranstaltungsmanagement in die Hand nehmen.

Anschi Hacklinger und Norbert Bäuml
Norbert Bäuml im Gespräch mit Anschi Hacklinger von der Wirkstatt-Anders wachsen. Foto: MZ

Im zweiten Forum ging es um die regionalen Netzwerke. Beim Treffen in Schliersee vor zwei Jahren habe es erst zwei Netzwerke gegeben, sagte Norbert Bäuml, jetzt seien es mehrere geworden, Tendenz steigend. „Das sind aber keine Blaupausen, sondern jede Region hat ihre eigene Weise.“ Man wolle den Kompass zeigen, in welche Richtung die Entwicklung gehen solle.

Die Bayerische Rhön ist ein sehr starkes Netzwerk mit 40 Unternehmen. Felix Schmidl als Supportive Leader sieht seine Aufgabe als Potenzialentfaltungscoach, indem er die Eigeninitiative von potenziellen Unternehmern fördert und sie auf ihrem Weg von A nach B begleitet.

Vermittler, Zuhörer, Unterstützer

Auch das Netzwerk „Zwischen Isar und Inn“ sieht sich als Vermittler, Zuhörer und Unterstützer. Die Mitglieder des Netzwerkes stellten unterhaltsam ihre Arbeit mit Gstanzeln vor. Anja Dördelmann ist Supportive Leader „Im Herzen von Schwaben“ und hat dort den Verein Herzwerk Gemeinwohl gegründet. Anlaufstelle für das Netzwerk ist ein Dorfladen, der gemeinwohlorientiert arbeitet.

Mit der App worldwidewoid.org wartet Jens Schlüter aus dem Fichtelgebirge auf, dessen Anliegen es ist, dass die Menschen stolz auf die Region sind und dass ihre Arbeit sichtbar wird.

Anschi Hacklinger
Anschi Hacklinger vertritt den Landkreis Miesbach. Foto: MZ

Anschi Hacklinger präsentierte für den Landkreis Miesbach die Wirkstatt, die unter dem Dach von „Anders wachsen“ Menschen vereint, die nicht reden, sondern tun wollen. Als Pilotprojekt für HeimatUnternehmer-Netzwerke stellte Alfred Wolf Tirschenreuth in der Oberpfalz vor. „Einfach mal anfangen und den Spirit rüberbringen“ ist seine Devise und „was wir leisten, kann keine Behörde“.

Im Allgäu gibt es zwei Netzwerke. Christian Skrodzki plant eine Genussmanufaktur und Manuela Müller-Gaßner sieht ihre Arbeit in der Vernetzung darin, zuzuhören, Vertrauen zu schaffen und damit Resonanzeffekte zu erzielen.

Supportive Leader ist Potenzialentfaltungscoach

Letztlich ging es um die Frage, was die Aufgabe eines Supportive Leaders, also des Potenzialentfaltungscoach oder Netzwerkverbindungsmann oder Gärtner ist. Norbert Bäuml fasst zusammen: „Ihr schafft den Rahmen, damit die Menschen im Netzwerk kommunizieren.“ Man solle sich gegenseitig helfen, befruchten und in kleinen Schritten vorangehen.

Heini Staudinger
Heini Staudinger von den Waldviertler Schuhwerkstätten. Foto: MZ

Was die Motivation aller Heimatunternehmer ist, das erklärte Heini Staudinger, Gründer der Waldviertler Schuhwerkstatt, Unternehmer und Rebell, mit Novalis:
Hätten die Nüchternen
Einmal gekostet,
Alles verließen sie,
Und setzten sich zu uns
An den Tisch der Sehnsucht,
Der nie leer wird.

Unsere Aufgabe in einer untergehenden Zivilisation sei es, etwas Sinnvolles zu tun, Lebendigkeit zum Entfalten zu bringen, dem Missbrauch von Mensch und Natur Einhalt zu gebieten und immer wieder unserer Sehnsucht zu folgen.
Er schloss seinen leidenschaftlichen Aufruf mit dem Zitat von Dorothee Sölle:
Grenzenlos glücklich – absolut furchtlos – immer in Schwierigkeiten.

Das Netzwerk HeimatUnternehmen im Landkreis Miesbach soll ausgebaut werden. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Anschi Hacklinger: anschi@gmx.de oder Monika Ziegler: mz@kulturvision-aktuell.de

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf