15. Kulturherbst Schliersee

15. Schlierseer Kulturherbst startet kontemplativ

„und endlich“. Foto: MZ

Eröffnung Kulturherbst Schliersee

Der 15. Schlierseer Kulturherbst wurde mit einer faszinierenden Ausstellung in der Vitalwelt eröffnet, die das Thema „Zeit“ zum Inhalt hat. Bis zum 28. Oktober erwartet ein reichhaltiges Programm das Publikum.

Sie zieht die Blicke der Menschen auf sich: die Uhr von Wolfgang Aichner und Thomas Huber am Ufer des Schliersees. Aufgehängt in einer Stahlkonstruktion symbolisiert sie die ablaufende Zeit. Aber sie kann auch stehenbleiben, dann nämlich, wenn sich Spaziergänger auf die vier Plätze setzen. „Wenn die richtigen Leute zusammensetzen“, kommentierte Organisator Johannes Wegmann.

Lesetipp: Die Zeit blieb stehen

„Die Uhr ist die zentrale Installation der Ausstellung“, sagte er, sie möge die Menschen dazu anregen, darüber nachzudenken, was Zeit bedeutet. Zuerst in den Schweizer Bergen installiert, war die Uhr auch Bestandteil des Thementages „Zeit“ im Rahmen von „anders wachsen“ und hatte ihren Platz in der evangelischen Apostelkirche Miesbach. Im Gegenzug steht jetzt dort die „Himmelsleiter“ von Hubert Maier, die im vergangenen Jahr im Mittelpunkt der Ausstellung des Schlierseer Kulturherbstes stand.

Die Uhr wird jetzt, so Johannes Wegmann, sechs Wochen in Schliersee stehen und dann nach Bordeaux gehen. Er bedankte sich insbesondere bei der Firma Thomas Zeindl, Auszubildende hätten die Konstruktion kostenlos angefertigt.

15. Schlierseer Kulturherbst
Organisator Johannes Wegmann mit den Künstlern Wolfgang Aichner, Thomas Hubner, Peter Lang und Florian Bachmeier (v.l.). Foto: TI Schliersee Yuliia Usikova

Warum er seit 15 Jahren den Kulturherbst Schliersee mache? „Weil es so tolle kreative Künstler wie Wolfgang Aichner und Thomas Huber, Peter Lang und Florian Bachmaier gibt.“ Mit Peter Lang kam ein etablierter Künstler nach Schliersee, der in Holzkirchen geboren, lange Zeit im Landkreis Miesbach lebte und jetzt mit seiner Familie in der Oberpfalz wohnt, wenn er nicht gerade in seinem Container in Patagonien oder auf Island unterwegs ist und malt.

15. Schlierseer Kulturherbst
Peter Lang neben „Stiller Himmel“. Foto: MZ

Er zeigt in der Vitalwelt und im Bürgersaal Druckgrafik und Malerei. Diese zumeist großen Arbeiten leben von der Großzügigkeit der Fläche, von der Spannung der zurückhaltenden Farbigkeit, mit der der Künstler die Landschaft wahrnimmt und in seine Malerei transformiert.

In seinem Malprozess, den er auch vom Wasser aus in einem Fischerboot ausführt, gibt er die Küstenlandschaft Islands in einer bewegten, naturverbundenen Art wieder. Die feinen Nuancen seiner Malerei werden in den großformatigen Bildern in subtiler Weise ebenso deutlich wie in den expressiven Bildern, die Naturgewalten in den Köpfen der Betrachtenden entstehen lassen.

15. Schlierseer Kulturherbst
Peter Lang: „Klattur“. Foto: MZ

„Unsere Zeit ist anders, es herrscht Krieg“, sagte Johannes Wegmann. Der Vorsitzende des Schliersee Touristik Vereins e.V. leitete damit zur Fotografie von Florian Bachmeier über, der in den vergangenen 15 Jahren keine Risiken gescheut habe und in den Kriegsgebieten in Osteuropa mit seiner Fotokunst das Leben der Menschen erfasste.


Florian Bachmeier: Fotografie aus der Ukraine. Foto: TI Schliersee Yuliia Usikova

Einen großen Teil der Fotografien fertigte der Künstler in der Ukraine, wo er Menschen, die mit der Gewalt leben müssen, fotografierte, ihre Würde und ihre Selbstbestimmung ebenso erfasste, wie ihre Traurigkeit und Hoffnung.


Florian Bachmeier: Fotografie aus Abchasien. Foto: MZ

Daneben ist eine Reihe von Fotografien zu sehen, die er in Abchasien – dem Land der Sterblichen – fertigte. Diese kaum bekannte Region am Schwarzen Meer trennte sich in einem Bürgerkrieg von Georgien. „Die Menschen dort sind in einem Zeitloch gefangen“, sagt Florian Bachmeier, „das Land ist nicht anerkannt, es ist ein klassischer eingefrorener Konflikt“. Abgekoppelt von unserer Zeit leben die Menschen ihr Dasein, das der Fotograf sensibel einfängt.


„und endlich“ lädt zur Kontemplation ein. Foto: TI Schliersee Yuliia Usikova

„Die Ausstellung ist nicht bunt und lustig, aber farbenreich“, fasste Johannes Wegmann zusammen. Die Botschaft zur Zeit mit der Uhr, den Landschaften und den Fotografien sei eher kontemplativ und lade zum Nachdenken ein.

Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer hatte in seiner Begrüßung „Lokomotive“ Johannes Wegmann mit seinem Team für sein Engagement dafür gedankt, Kunst und Kultur auf dem Land erlebbar zu machen. Es gebe Perlen, die so nur in Schliersee auf der Bühne zu sehen seien. „Kunst und Kultur sind Auszeit für die Seele, die uns zusammenbringt.“

Auch Landrat Olaf von Löwis, der zwischen zwei Terminen die Eröffnung in der Vitalwelt besuchte, würdigte den Kulturherbst und konstatierte, dass Kultur und Tourismus eng verknüpft seien.

Die Ausstellung in der Vitalwelt und im Bürgersaal Schliersee ist bis zum 28. Oktober zu sehen, die Installation „und endlich“ am See bleibt sechs Wochen stehen. Das Gesamtprogramm des Kulturherbstes finden Sie hier.

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