Upcycling-Ausstellung

Kreislauf in der Kunst

Die Upcycling-Ausstellung auf Gut Sonnenhausen. Foto: Monika Ziegler

Upcycling-Ausstellung in Glonn

Krokodilledertasche? Weit gefehlt. Trashdesign heißt die Wiener Initiative, die diese Taschen fertigt. Beim Circle of Arts auf Gut Sonnenhausen war sie mit mehreren weiteren Anbietern von Upcycling Design vertreten.

Aus weggeworfenen PC-Platinen besteht die attraktive rote Tasche, die Thomas Kirchner präsentiert. Schon seit über zehn Jahren produzieren sie die verrücktesten Gegenstände aus Abfall. „Waschmaschinen sind unser größter Organspender“, sagt er. Dementsprechend werden aus den Trommeln Beine für Bartische, aus den Glasfenstern werden nach Sandstrahlung Schüsseln. Insbesondere sind es Haushaltsgeräte und Elektronik, die bei Trashdesign zu hochwertigen Produkten upgecycelt werden. Zudem ist Schmuck im Angebot. Als Ausgangsmaterial dienen alte Tastaturen und Leiterplatten.

Alte Legosteine sind das Material von Christian Kreisel. Ursprünglich kommt der Berliner Künstler vom Graffitti und arbeitet auf Backsteinen. In Legosteinen fand er den passenden Untergrund für seine künstlerische Arbeit. Auf Gut Sonnenhausen zeigte er Bilder zum Thema „Heimat“. Ob es ein Ort ist oder Gefühle sind, Kreisel versucht das Spektrum bildlich darzustellen. Dazu bearbeitet er Fotos und bringt sie auf farbige Legosteine auf, teilweise auch in 3D-Optik.

Engel aus Blechdosen

Ein altes Dampfleitungsrohr hat Susanne Kern aus Höslwang zu einem Fuß für eine Lampe verarbeitet. Alte Backbleche werden bei ihr zu Pinwänden oder Tischplatten. Altpapier und Holz verarbeitet der Münchner Hermann Gruber zu seinen „Buchobjekten“. Somit erschafft er imponierende Installationen.

Auch in Afrika wird Upcycling betrieben. Elisabeth Böhm aus Bruckmühl unterstützt derzeit eine Gruppe junger Männer in Mali, die aus weggeworfenen Blechdosen farbenfrohe Engel fertigen. Ebenso werden im Senegal Blechdosen wieder verwendet. Dabei entstehen attraktive Teedosen mit typischer Glasmalerei.

Horazwort im Tisch

Florian Steiger aus Sauerlach hat wunderschöne Möbel und Einzelstücke aus Holz gefertigt, das eigentlich schon einmal Brennholz war. Abfall aus der Schreinerei setzt er in Massivholzarbeit wieder zusammen, sodass Patchwork aus verschiedenen Holzsorten entsteht. Dabei baut der Restaurator und Kulturwissenschaftler sogar Codes ein. In einer Platte hat er den Morsecode eines Horazwortes eingesetzt. Er möchte nicht nur formvollendetes Design schaffen, sondern auch im digitalen Zeitalter verloren gehende Botschaften konservieren. Zudem forscht er, welche Möbel möglichst lange halten. Zu diesem ökologisch-philosophischen Ansatz gesellt sich ein sozialer. Florian Steiger bildet in seiner Werkstatt einen Flüchtling aus.

Auf der Upcycling-Ausstellung treffe ich auch auf Ines Seidel. Auch sie verwendet Materialien mit Geschichte: benutzte Teebeutel, alte Buchseiten und mehr. Dadurch verhilft sie ihnen zu einer Fortsetzung ihrer Existenz in neuem Gewand. So werden die Teebeutel werden mit Fotodruck zu Kunstwerken, die Buchseiten gießt die Freisinger Künstlerin in Wachs oder markiert Buchstaben mit Glasperlen. So Dantes „Göttliche Komödie“.

Ob Erinnerungen zu bewahren oder weiterzutragen oder den Wert von Materialien durch Kunst und Design zu erhöhen – all das sind Aufgaben von Upcycling. Aufgrund der Vielfältigkeit nehmen sich mittlerweile immer mehr Künstler dieser Kunstform an. Eine beachtenswerte Initiative, der sich auch Ökopionier Georg Schweisfurth von Gut Sonnenhausen verschrieben hat. Am vergangenen Wochenende lud er zu seiner alljährlichen Antiquitätenmesse viele Upcycling Künstler ein.

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