Sommer in Rosenheim

Travestie, Trachtler, Tango

Sommer in Rosenheim. Foto: Selina Benda

Kultur in Rosenheim

Zu einer Premiere hatten das Kulturamt der Stadt Rosenheim und die Agentur soulkino eingeladen. Zur Eröffnung von „Sommer in Rosenheim“ gab es ein buntes Miteinander zum „Kultur DIN DIN“ auf dem Grünen Markt. Nachahmenswert.

„Fragen Sie, was ist die Inspiration, was ist der Quell, warum machen Sie Kultur“, forderte Kulturreferent Wolfgang Hauck das Publikum auf, in einen lebendigen Dialog mit den Tischnachbarn zu treten. Gemeinsam mit Andrea Hailer, Vorsitzende unseres Partnervereins, dem Kulturforum Rosenheim, und Travestiekünstler „Aurora“ moderierte er den kurzweiligen, unterhaltsamen und begegnungsintensiven Einstieg in den „Sommer in Rosenheim“.

Sommer in Rosenheim
Claudia Hanslmeier, Wolfgang Hauck (Kulturamt der Stadt Rosenheim) und Andrea Hailer (soulkino & 1. Vorsitzende Kulturforum Rosenheim) (v.l.). Foto: SB

An den voll besetzten Tischen saßen Trachtler neben festlich gekleideten jungen Männern und Paaren in Tanzkleidung und Stadträten. Einheimische und Touristen mischten sich mit People of Colour und Clowns und auf das Ganze schien die Abendsonne.

„Wir nehmen uns heute Zeit zum Ratschen und glücklich sein“, konstatierte Andrea Hailer und eröffnete das Programm mit Clown Rosalie Sonnenschein, die aus ihrem Koffer ein rotes Luftballonherz zauberte.


Clown Rosalie Sommerschein. Foto: SB

Was ihre Inspiration ist, Kultur zu machen, fragen wir. Schon als Kind sei es ihr Traum gewesen, Clown zu sein, antwortet Heike Zach, die im normalen Leben Verwaltungsangestellte ist. Nach ihrer Clownsausbildung habe sie eigentlich in einem Team auftreten wollen, dann aber entschieden, allein zu arbeiten, und heute sei dafür ihr Startschuss. „Ich will Menschen berühren“, sagt sie und lächelt.


Stephan Lippert ist Aurora. Foto: SB

„Aurora“, die Wunderschöne in der Krinoline, ist Transvestit Stephan Lippert. Der Student am Mozarteum in Salzburg mit den beiden Themen Mode und Textil gesteht: „Ich bin selbstverliebt und brauche die Komplimente.“ Aber er habe ebenso Spaß an der Interaktion mit dem Publikum.

Sommer in Rosenheim
Emmeram Heringer und Stefan Pillokat als Rigol & tOrF. Foto: SB

Mit dem Publikum in Kontakt treten auch Rigol & tOrF, hinter denen sich Emmeram Heringer und Stefan Pillokat verbergen. Allerdings stellt sich uns Emmeram Heringer sehr ernsthaft als Curd von Groeningen mit seinem Bruder Eugen vor und lässt aus einer winzigen Schachtel eine schwarze Mamba herausschnellen.

Sein Quell für die kulturelle Arbeit? „Nichts ist schöner als in die Arbeit zu gehen und dabei Menschen zum Lachen zu bringen und dann auch noch Geld zu verdienen, das ist das Gesetz des künstlerischen Daseins“, erklärt er und rückt sein Gebiss zurecht.

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34u: Benno Panhans, Jakob Kastner und Raphael Bauer spielen Tango. Foto: SB

Inzwischen haben drei junge Männer in schwarzen Anzügen Position bezogen, dazu drei Paare in Tanzkleidung. Jakob Kastner (Steirische Harmonika), Benno Panhaus (Gitarre) und Raphael Bauer (Kontrabass) 15, beziehungsweise 16 Jahre alt, besuchen das Rosenheimer Gymnasium, sind Preisträger von Jugend musiziert und spielen jetzt Tango. Warum? „Zur musikalischen Erweiterung“, sagt Raphael und Benno bekennt, dass er die spanische Gitarre mit Herzblut spiele.

Sommer in Rosenheim
D’Innviertler Rosenheim e.V.. Foto: SB

Szenenwechsel. D’ Innviertler Rosenheim e.V. nehmen Stellung auf und platteln zur Freude des Publikums. Warum sie hier an diesem Abend gemeinsam mit Travestie, Tango und anderen kulturellen Genres auftreten? „Weil wir dazugehören“, sagt wie selbstverständlich Alfred Licht. In der Stadt sei das kulturelle Angebot sehr groß, deshalb müssten sie zu den Leuten hingehen und würden auch Plattlerkurse für jedermann, „egal welcher Religion er angehört“, dazu einladen.


Heavy Man Ibou & Xarrittyii. Foto: SB

Der Trachtler zeigt auf Heavy Man Ibou, der inzwischen am Mikrofon steht, und sagt: „Auch er macht Kultur, genau wie wir.“ Der Senegalese ist mit Xarrittyii (Freunde) am Start und spielt westafrikanische Weltmusik.

All das und noch viel mehr an sehr unterschiedlicher Kultur wird an diesem Abend in Rosenheim geboten. Nach dem Appetizer am Grünen Markt verteilen sich die Künstlerinnen und Künstler im Stadtgebiet zu ihren längeren Darbietungen. Dazu gehören auch Ausstellung, Lesung und Musik in der alten Druckerei.

Kulturelles Highlight

Der Sommer in Rosenheim verspricht ein kulturelles Highlight zu werden, wenn schon die Eröffnung so vielfältig ist. Das Plakat für die Veranstaltungsreihe hat Manuela Schiffl gestaltet. Aus 80 Einsendungen habe man sie ausgewählt, sagte Andrea Hailer, da sie das Miteinander am besten umgesetzt habe.


Grafikerin Manuela Schiffl. Foto: SB

„Ich wollte ein Wimmelbild von Rosenheim machen, in dem die Verbindung von Menschen, die die Stadt genießen, mit den Sehenswürdigkeiten zu sehen ist“, erklärt die Grafikerin. Es mache Spaß, in einem kreativen Beruf zu arbeiten, auch wenn es manchmal hart sei.

Kulturermöglicher

Zum Schluss fragen wir auch den Kulturreferenten, was seine Inspiration sei, Kultur zu machen. Er sei von Haus aus Musiker und habe immer Unterstützung erfahren, erzählt Wolfgang Hauck. Jetzt habe er die Seiten gewechselt und wolle seinerseits mit seinem Amt Kultur unterstützen, „ich sehe mich als Kulturermöglicher“.

Deshalb habe das Kulturamt kulturpolitische Leitlinien für die Stadt Rosenheim erarbeitet, um eine breite Förderung der Kunst und Kultur zu gewährleisten.

Warum die Kulturförderung so wichtig für die Gesellschaft ist, erklärt Claudia Hanslmeier vom Kulturamt der Stadt: „Mit der Kultur sieht man die Welt aus einer anderen Perspektive.“

Zum Weiterlesen: Hilfe für Kulturgüter in der Ukraine

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