Kulturgüter in der Ukraine

Hilfe für Kulturgüter in der Ukraine

Olena Balun, im Gespräch mit Andrea Hailer, rief zur Hilfe für Kulturgüter in der Ukraine auf. Foto: MZ

Ausstellung in Rosenheim

Auch der Sommerjahresempfang des Kunstforums Rosenheim stand unter dem Zeichen des Ukrainekrieges. Es gab aber auch Führungen mit Elisabeth Rechenauer durch die Ausstellung “KUNST AKTUELL” vom Kunstverein Rosenheim und spannende Begegnungen.

Mit dem Kulturforum Rosenheim pflegt KulturVision e.V. seit langem partnerschaftliche Beziehungen, die jetzt auch erweitert werden sollen. Das Kulturforum Rosenheim ist der Dachverband für alle, die im Bereich Kultur tätig sind oder sich dafür engagieren, es werden ca. 7000 Einzelpersonen vertreteten.

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Zum traditionellen Jahresempfang, der coronabedingt vom Jahreswechsel in den Sommer verlegt wurde, hatte 1. Vorständin Andrea Hailer als Interviewpartnerin Olena Balun eingeladen. Der Leitgedanke des „KuFo Rosenheim“ für 2022 lautet: KULTUR & IDENTITÄT. SEIN. Andrea Hailer geht es angesichts der aktuellen Situation um den Hinweis und die Hintergründe: Was es mit Menschen macht, wenn man deren Kultur zerstört und/oder wegnimmt. Und niemand kann das besser erklären als Olena Balun. Die promovierte Kunsthistorikerin aus der Ukraine ist Koordinatorin des Ukraine Art Aid Centre und gab bewegende Einblicke in die Arbeit des Netzwerkes Kulturgutschutz Ukraine.

Was den Menschen ausmacht

Ihre Organisation hat sich gegründet, um direkte Hilfe für kriegsbedrohte Museen und Kulturgüter der Ukraine zu leisten. „Viele Menschen fragen sich sicher: Ist das wichtig angesichts der Bedrohung des Lebens von Menschen?“ so Andrea Hailer, und weiter: „gibt es nichts Wichtigeres zu tun?“

„Es geht darum, was den Menschen ausmacht“, erklärte Olena Balun und dazu gehöre die jahrhundertealte Kultur der Ukraine. Kultur sei ein Ausdruck des Lebens eines Volkes und die Kulturgüter entsprächen dem Merkmal eines Landes.

Kulturgüter in der Ukraine
Flyer der Organisation. Foto: MZ

Die Aufgabe ihrer Organisation bestehe darin, unbürokratisch und schnell Materialtransporte in die Ukraine zum Schutz von Sammlungen und Denkmälern zu realisieren. Dabei würden insbesondere Verpackungsmaterial, Transportkisten, Feuerlöscher, Brandschutzdecken, Werkzeuge und Materialien für Restaurierung, Luftentfeuchter und vieles andere mehr geliefert.

Per Telefon und Videokonferenz erfahre das Netzwerk, wo welcher Bedarf bestehe, und könne aller 14 Tage die Lieferungen zusammenstellen. Die Kunsthistorikerin berichtete von wertvollen Kunstschätzen, die in feuchten Kellern und Bunkern gelagert und dem Verfall preisgegeben sind, wenn nicht schnell Hilfe kommt.

Spenden für Kulturgüter in der Ukraine

Die geretteten Kunstwerke, so erzählt Olena Balun, würden an geheimen Plätzen in der Ukraine gelagert. Am Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine sind maßgebliche Organisationen beteiligt, es benötigt dringend Spendengelder, das Spendenkonto finden Sie im blauen Kasten.

Beim Jahresempfang konnten sich die Besuchenden in der Städtischen Galerie Rosenheim auch die Ausstellung “KUNST AKTUELL” vom Kunstverein Rosenheim ansehen, durch die Elisabeth Rechenauer Kurzführungen anbot.


Martin Fritsche: „sind wir noch ganz dicht?“. Foto: MZ

Sie erzählte, dass der Kunstverein Rosenheim bereits 1904 gegründet wurde und eine lange Verbindung mit der Städtischen Galerie pflege. Zur aktuellen Ausstellung hätten 200 Künstlerinnen und Künstler Werke eingereicht, eine Jury wählte daraus 73 Beteiligte aus.

Traditionell wird bei dieser Ausstellung auch ein Kunstpreis vergeben. In diesem Jahr wurde er zweimal vergeben, zum einen an Martin Fritsche für seine Installation „sind wir noch ganz dicht?“ ausgewählt. Mehrere bunt bemalte Gefäße aus Keramik, Holz und Kreide symbolisieren diese Frage. Und wie die Führerin erklärte, habe der Künstler echte Löcher in die Gefäße gearbeitet.


Philipp Stähle: „Der 123% Berg“ und „Der 0,09% Berg“. Foto: MZ

Zweiter Preisträger ist Philipp Stähle mit seinen zwei Bildern „Der 123% Berg“ und „Der 0,09% Berg“. Die beiden Bilder sollen die Tradition der Landschaftsmalerei mit der Digitalanzeige neuer Medien verbinden, erläuterte Elisabeth Rechenauer.


Hannes Stellner „the sound of babel“. Foto: MZ

Spektakulärstes Objekt der Ausstellung ist zweifelsfrei die riesige Installation im ersten Raum von Hannes Stellner „the sound of babel“, das das babylonische Sprachgewirr verdeutlicht. Der Künstler verwendete dazu das Gedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke, das mit den Worten beginnt:
„Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.“

Sprachgewirr, Gefangenschaft, diese aktuellen Themen hat der Künstler in dieser Installation eindrucksvoll interpretiert.


Gerhard Prokop „Westtangente 3“. Foto: MZ

Einige wenige weitere Exponate sollen hier auf die Ausstellung neugierig machen.

Da ist das hyperrealistische Gemälde von Gerhard Prokop „Westtangente 3“.


Felix Reich „Bone 2C“ Foto: MZ

Die spannende Skulptur von Felix Reich „Bone 2C“, dahinter das Doppelbild „The memory of you“ von Trisha Kanellopoulos, das aus bayerischer Erde und Acryl gefertigt wurde.


Atelier 104: Farnböden, Schneewasser, Sachdienliche Hinweise, Gelichter (Im Uhrzeigersinn). Foto: MZ

Zwei Künstlerinnen des Atelier 104 haben gemeinsam unter den Kürzeln ES und ML Bilder gemalt.


Christian Hess „Einfamilienhaus am Fuß der Kampenwand“ und „Doppelhaus am Fuße des Wendelsteins“ Foto: MZ

Gesellschaftskritisch sind die beiden kleinen Skulpturen von Christian Hess „Einfamilienhaus am Fuß der Kampenwand“ und „Doppelhaus am Fuße des Wendelsteins“ aus Gips, die als Dach das Profil des jeweiligen Berges haben und auf die horrenden Immobilienpreise in der Region hindeuten.

Am Rande des Treffens besprachen Andrea Hailer und wir vom Vorstand von KulturVision, wie wir unsere Kooperation noch vertiefen können und werden in Kürze berichten.

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie Rosenheim ist noch bis zum 3. Juli, dienstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Am heutigen Sonntag, 26. Juni, um 14 Uhr ist noch einmal eine Führung mit Kunsthistorikerin Elisabeth Rechenauer.
Das Spendenkonto der Hilfe für kriegsbedrohte Museen und Kulturgüter der Ukraine: Deutsch-Ukrainische Gesellschaft für Wirtschaft und Wissenschaft e.V., IBAN DE49 5519 0000 0653 9900 10. Kennwort unbedingt angeben: Ukraine-Hilfe/Museen/Kulturgutschutz. Für Spendenbescheinigung Name, Postadresse und Kennwort angeben.

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