Schorsch Hagn

Kritisch betracht. Von Herzn glacht

Er dichtet, seit er 16 Jahre alt ist: Schorsch Hagn erfüllt sich mit seinem ersten Gedichtband einen Traum. Foto: Anja Gild

Buchempfehlung von KulturVision

Gedichte auf Bayerisch, mal witzig, mal kritisch: Der langjährige Vorstand des Valleyer Trachtenvereins „Schlossbergler“, Schorsch Hagn aus Sonderdilching, hat seinen ersten Gedichtband herausgebracht. Ob Liebe, Neid, Weihnachten oder Handy-Wahn – „Versal macha“ lässt sich über alles im Leben.

Es scheint ihm leicht von der Hand zu gehen, das „Versal macha“, dem Hagn Schorsch aus Sonderdilching: „De Schofkopfer – ja des san Leid/dene des Kartln bsonders gfreit/des hod gar Mancha scho probiert/doch seine Lebdog ned kapiert.“ Themen und Möglichkeiten zum Dichten hat der Hagn Schorsch in seinem Leben „grad gnua ghobt“, war er doch Hochzeitslader und langjähriger Vorstand des Valleyer Trachtenvereins „Schlossbergler“. Warum nicht mal die vielen Gedichte und Gschichtln, die er im Laufe seines Lebens niedergeschrieben, vorgetragen und gesammelt hat, in einem Bücherl veröffentlichen? 2024, zu seinem 80sten Geburtstag, war es dann soweit: 111 Seiten überschrieben mit dem Titel „Kritisch betracht, von Herzn glacht. I sogs boarisch wos i moan.“ Der Gedichtband liegt im Landkreis Miesbach zum Verkauf aus (siehe Infokasten).

„Dass nix verfäischt weard“

Der Titel sagt, um was es Hagn geht: „Ich will unsere Tradition, unsere Geschichten, unsere Sprache erhalten und mich gleichzeitig offen für Neues zeigen – aber durchaus mit einem kritischen Blick.“ „De Pandemie“, „Hob koa Zeit“, „Da Fortschritt“, „Der Handy-Wahn“ – die Verse auf die modernen Zeit sind überwiegend im letzten Viertel des Jahres 2023 entstanden.


Cover. Foto: Anja Gild

Die Ideen kommen nebenbei. Zum Schreiben zieht sich Schorsch Hagn gerne auf den Fentberg an den kleinen Tisch vor der Kapelle zurück. „Die früheren Gedichte hätten nicht ausgereicht, um ein Buch zu füllen. Außerdem gibt es heute ganz andere Themen als damals.“ Und die holt er aus seinem eigenen Erleben. Neben den vier Jahreszeiten sind es Themen wie Liebe, Neid, Nachkriegszeit, Kindheit, Erntedank, das Wetter oder auch Weihnachten. Ein Potpourri aus dem Leben eines Mannes, dessen größtes Dichtererlebnis es war, als er 2012 zum 85sten Geburtstag von Papst Benedikt ein Gratulationsgedicht erschaffen durfte – als Gruß aus der bayerischen Heimat und vorgetragen vor dem Heiligen Vater in Rom von einigen Kindern des Valleyer Trachtenvereins. Zwei von seinen Enkelkindern waren auch dabei.

„I wui neamands verletzn oda beleidign“

Für den Mundartdichter Schorsch Hagn ist es das erste Büchlein. Kritisch durchgelesen und auf (bayerische!!!) Rechtschreibung von seiner Frau Viktoria Hagn überprüft, die handschriftlichen Notizen in den Computer getippt von Tochter und Schwiegertochter, künstlerisch mit feinen Zeichnungen untermalt von Agnes Wieser aus Kleinhöhenkirchen – dieses Buch ist ein erstes literarisches Projekt. Vielleicht aber nicht das Letzte. „Beispielsweise fehlt komplett die Jagerei. Mei, da gäbs auch so vui Gschichtln zu erzählen. Und die ersten hob i scho aufgschriabm.“

In solchen Momenten ist es der Schalk, der ihm aus den Augen blitzt. Dennoch: Wichtig ist ihm, dass er niemanden verletzt. „Freilich sind manche Verse mit Witz und Frechheit gewürzt, aber es darf nie unter die Gürtellinie gehen.“ Das ist die Maxime, an die sich der ehemalige Landwirt und fünffache Familienvater strikt hält.

Und gibt es ein Vorbild? „Helmut Zöpfl ist mein Vorbild. Und überhaupt, die Münchner Turmschreiber. Aber davon bin ich noch weit entfernt“, meint er schmunzelnd über sich selbst. Ob das wirklich stimmt? Lassen wir es doch den geneigten Leser entscheiden, lieber Schorsch!

Das Buch ist für 15,90 Euro zu erwerben bei: Schorsch Hagn, Tel: 08063-7041, Hofladen Betzinger, Lochham, Restaurant Ogricht im Gewerbegebiet Holzkirchen, Bücherei Weyarn und Getränke Schima, Valley

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf