Musik für Ohren und Augen

Das Münchner Trompeten Consort vereint Trompeten, Pauke und Orgel: v.l.n.r. Adriaan Feyaerts (Pauke), Johannes Moritz (Trompete), Guido Segers (Trompete), Matthew Sadler (Trompete) und Johannes Berger (Orgel) . Foto: Andreas Wolkenstein

Konzert in Schlierseer Pfarrkirche

Welche Instrumente passen wohl besser zu einer barocken Kirche als Pauken und Trompeten? Beides sind Instrumente, die durch ihren imposanten Klang immer schon mit Macht, aber auch mit ausgelassenem Feiern, assoziiert werden, gewissermaßen als deren akustische Insignien. Die barock ornamentierte Pfarrkirche St. Sixtus in Schliersee bot daher den geeigneten Rahmen für das Konzert des Münchner Trompeten Consort mit Pauken und Trompeten (und Orgel), das im Rahmen des Schlierseer Kulturherbstes stattfand. Für die Besucher ergab sich Hochgenuss nicht nur für die Ohren.

Würdiger Beginn

Es ist kurz vor Konzertbeginn, die letzten Besucher betreten die Kirche St. Sixtus in Schliersee. Die Musiker sind da noch nicht zu sehen. Vorne, vor dem Altar, ist eine Leinwand aufgestellt. Schließlich treten Johannes Moritz, Solotrompeter beim Bayerischen Staatsorchester, und Matthew Sadler, Mitglied des renommierten Mahler Chamber Orchestra, in den Altarraum, während nun auf der Leinwand, oben auf der Empore stehend, Guido Segers, Solotrompeter der Münchner Philharmoniker, zu sehen ist. Und schon sind die Besucher hineingezogen in ein Schau- und Hörspiel ganz besonderer Art: Es erklingt die Fanfare for St Edmunsbury des britischen Komponisten Benjamin Britten (1913-1976). Erst spielt jeder der Weltklassemusiker ein eigenes Motiv, dann kommen alle drei zusammen. Präzise intoniert und durch die unterschiedlichen Standorte den gesamten Kirchenraum füllend, markiert die Fanfare einen würdigen Beginn des Konzertes.


Während die Musiker oben auf der Empore stehen, wird das Bild nach unten in den Alterraum übertragen. Foto: Andreas Wolkenstein

Begeistertes Publikum

Es folgen zwei Orgelstücke aus der Feder von Johann Sebastian Bach (1685-1750): das Praeludium & Fuge D-Dur (BWV 532) und der Choral Jesus bleibet meine Freude in der Bearbeitung für Orgel aus der Kantate Herz und Mund und Tat und Leben (BWV 147). An der Orgel sitzt Johannes Berger, Organist an der Heldenorgel Kufstein und Künstlerischer Leiter des Ensembles Concerto München.

Die Leinwand entpuppt sich nun als veritabler Schatz, denn die Besucher sehen nun das Bild, das Kameramann Tassilo Baumer auf der Empore einfängt und auf die Leinwand unten im Altarraum überträgt. Es sind dynamische Bilder, die Johannes Bergers Fingerspiel genauso wie sein Fußspiel am Pedal zeigen. Und so ergibt sich, was bei Orgelkonzerten üblicherweise ausbleibt: ein Einblick in die harte Arbeit, die Organisten abliefern müssen.

Bei Johannes Berger sieht es aber keine Spur nach Arbeit aus. Seine Finger bewegen sich flink über die Manuale, seine Füße huschen über die Pedale. Das Zusammenspiel von visuellem Einblick in das Gemachtwerden der Musik und der akustischen Wucht, aber auch der Feinfühligkeit des Bach’schen Werkes überzeugt im Kirchenraum. Das Publikum verleiht seiner Begeisterung Ausdruck nach Verklingen des letzten Tons durch spontanen Applaus.


In der Pfarrkirche St. Sixtus in Schliersee wird Musik nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen geboten. Foto: Andreas Wolkenstein

Feierliche Feuerwerksmusik

Nach einem Ausflug in den Barock ertönen in St. Sixtus dann wieder modernere Töne. Mit George Delerues (1925-1992) Cantate und Enrico Pasinis (1935-2022) Cantabile, jeweils für Trompete und Orgel, sind zwei Werke zu hören, die gänzlich ins 20. Jahrhundert fallen. Etwas früher lebte Théodore Dubois (1837-1924), dessen Toccata in G Johannes Berger überzeugend darbietet.

Zum Abschluss dieses grandiosen Konzerts tritt Adriaan Feyaerts zu den Musikern. Er ist Solopauker und Schlagzeuger im Rotterdam Philharmonic Orchestra und gibt mit seinen Schlägen Georg Friedrich Händels (1685-1759) Feuerwerkmusik die nötige Festlichkeit. Händel hatte die fünfsätzige Orchestersuite als Festmusik im Auftrag des englischen Königs Georg II. August komponiert und ebenjene Festlichkeit lassen die fünf Musiker auf beeindruckende Weise in der Schlierseer Pfarrkirche aufleben. Zweifellos gehört es zu einem der bekanntesten Werke des deutschen Komponisten, der von 1712 an in England lebte und dort auch starb.

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Münchner Trompeten Consort verbindet

Das Konzert der fünf Musiker, die als Münchner Trompetenconsort unterwegs sind, stellte ein Erlebnis der besonderen Art dar. Wer nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wer sich da an den Instrumenten befindet, hätte auch annehmen können, auf der Empore steht ein ganzes Orchester, um Händels Feuerwerksmusik zu spielen. Die fünf Musiker überzeugten mit Spielfreude und einem feinen Gespür für die Wirkung ihrer Instrumente, ob feinfühlig-emotional oder auch wuchtig und festlich. Auch Hausherr und Schlierseer Pfarrer Hans Sinseder zeigte sich begeistert. Es zeige sich, sagte er mit Blick auf die Heimatländer der Musiker (Guido Segers stammt aus Belgien, Matthes Sadler aus Großbrittanien, Johannes Moritz und Johannes Berger aus Deutschland), dass Musik Nationen verbinde.

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