
Erotisches vom Oskar
Ausgewiesene Kennerin von Oskar Maria Grafs Werken: Monika Manz. Foto: Anschi Hacklinger
Lesung bei den Weyarner Kleinkunsttagen
Was für ein Abend! Gebannt hingen die Zuhörer in der Weyhalla der Schauspielerin Monika Manz an den Lippen, als sie wortgewaltig zu einer Reise ins 19. Jahrhundert einlud. Da wurde lebendig, wie es ein Film nicht besser hätte zeigen können. Mit Monika Manz‘ Lesung aus Werken von Oskar Maria Graf zeigten die Weyarner Kleinkunsttage einmal mehr ein hochkarätiges und vielfältiges Programm.
Sozial, politisch – und frivol
Zu Beginn gleich eine Frage: Wissen Sie, was es mit dem Theodorverein auf sich hat? Falls nicht: ein wenig Geduld, bitte.
Als ausgewiesene Kennerin von Oskar Maria Graf ist Maria Manz seit vielen Jahren mit Texten von ihm unterwegs. Er gilt als einer der bedeutendsten bayerischen Schriftsteller und schrieb oft über das bäuerliche Leben, jedoch mit einem kritischen Blick auf soziale und politische Themen. Monika Manz beschäftigte sich vor allem mit den frivol-erotischen Aspekten seiner Texte.
Schauspielerin Monika Manz mit Weyhalla-Chef Girgl Ertl. Foto: Anschi Hacklinger
Gelächter und aufmerksames Zuhören
„Glaabst, I mecht als eintrocknete Jungfer sterb’n?!“ Dies fragte die Magd den potentiellen Liebhaber. Nein, die Herrschaften damals nahmen kein Blatt vor den Mund. Was für eine kraftvolle Sprache, was für kraftvolle Bilder! Thekla und Lenz, die Magd und ihr Liebhaber wurden förmlich lebendig in der Beschreibung ihres Stelldicheins im Stall.
Lustvoll geht es zu, sie können nicht genug voneinander kriegen. Die grunzenden Säue, die Kühe und die Gänse werden ignoriert von den beiden Liebenden. Nur das schwarze Ross macht dem Liebesspiel der beiden im Stroh ein jähes Ende: Es pinkelt und vorbei ist es mit der Erotik. Gelächter beim Publikum. Es herrscht gespannte Aufmerksamkeit, jedes Wort wird andächtig aufgenommen.
Perfekte musikalische Untermalung an der Harfe
Susanne Weinhöppel begleitet die Lesung in der Weyhalla in Weyarn feinfühlig an der Harfe, meist instrumental, mal mit Gesang. Passend gibt sie ein Schnaderhüpfl zum Besten: „Deandl, I mog di. Weil du hast Courage und a Schneid bei der Nacht.“
Was es mit dem Theodorverein auf sich hat, verriet Monika Manz in der letzten Sequenz. Im Wirtshaus beim Pointner gehen sie alle ein und aus: Da Friseur, da Burgamoasta, da Herr Inspektor, da Maurer, da Tegerl. Als die ledige Magd ihren dicker werdenden Bauch nicht mehr verheimlichen kann, trägt sie ihn stolz zur Schau. Und bekommt schließlich einen Buben, den sie ebenso stolz im Kinderwagerl spazierenfährt.
An der Harfe spielt Susanne Weinhöppel. Foto: Anschi Hacklinger
Wozu gibt es den Theodorverein?
Um das Gerede der anständigen Ehefrauen im Dorf kümmert sie sich wenig, weiß sie doch zu genau, wer von deren Ehemännern es mit der Treue nicht ganz so genau nimmt. Wer denn der Vater sei, wird sie gefragt? Das weiß sie nicht so genau, aber sehr wohl, wer da so alles in Frage kommen würde. Auch der Amtsrichter will vom Tegerl wissen, ob er der Vater sei. Worauf der sich etwas windet. „Sie bestreiten also die Vaterschaft?“ „Naa, des ned. Aber die alleinige Vaterschaft, die bestreite ich.“ Genauso gut könnte es auch der Pointnerwirt gewesen sein. Oder der Friseur. Oder der Bürgermeister.
Die einfache Lösung: Sie gründen einen Verein, und in diesem Verein zahlt jeder pro Monat 4 Mark Beitrag, auf dass die Mutter des Kindes ein auskömmliches Einkommen habe.
Ach ja, wie heißt nochmal der Bub? Klar: Theodor.