Pianistin Masako Ohta bei der Aufnahme zur CD "Poetry Album"

Poetry Album – eine musikalische Liaison

Die Pianistin Masako Ohta. Foto: Winter&Winter

CD-Empfehlung der Redaktion

Die in München lebende japanische Pianistin Masako Ohta ist für ihr einfühlsames Klavierspiel und ihre ungewöhnlichen Improvisationen bekannt. Jetzt hat sie ihr erstes Soloalbum veröffentlicht. Es ist eine Liebeserklärung an die Klaviermusik – und an die Liebe in ihren beflügelnden Liaisonen.

Die Werke sind sorgfältig ausgewählt, sie sind Masako Ohtas Herzensangelegenheit. Manchmal, an besonderen Orten wie beispielsweise dem Tannerhof in Bayrischzell, spielt sie derart zärtliche, intime Konzerte. Dann sind die Noten ihrer Lieblingskomponisten dabei, obwohl sie ja zumeist ohne Noten spielt. Dann spielt sie György Kurtág, spielt Johann Sebastian Bach, Brahms und Clara Schumann, Arvo Pärt, und sie spielt Toru Takemitsu, den zeitgenössischen japanischen Komponisten.

Pianistin Masako Ohta bei der Aufnahme der CD am Bechstein-Flügel
Pianistin Masako Ohta bei der Aufnahme der CD am Bechstein-Flügel in Gransberg. Foto: Winter&Winter

Sie spielt voller Zartheit und mit großem Einfühlungsvermögen. Die fliegenden Finger berühren die Tasten kaum und entlocken doch dem Flügel die schönsten Töne. Die Zuschauer sitzen da mit geschlossenen Augen und wünschen, dass das Perlen der Töne unter Masako Ohtas Fingern endlos weiter perlt. Dann ist das Konzert zu Ende und die Zuhörer gehen lächelnd und manchmal auch seufzend hinaus und nach Hause. Und jetzt können sie eine CD auf den Heimweg mitnehmen. Eine gute Nachricht, eine sehr gute.

Komponisten schreiben musikalische Liebesgedichte

Hinter jedem Werk der einfühlsamen CD verbirgt sich eine Liaison. Manchmal eine geheime, manchmal viel zu kurze, manchmal lebenslange Liaison. Das wohl bekannteste Stück stammt aus der Feder von Ludwig van Beethoven. Möglicherweise heißt es in Wirklichkeit nicht „Für Elise“, sondern „Für Therese“. Im Alter von 40 Jahren verliebte sich Beethoven in die erst 19-jährige Therese Malfatti.

Johann Sebastian Bachs „Prelude und Fugue C-Dur“ ist seiner großen Liebe Anna Magdalena gewidmet. Was geschieht zwischen Johannes Brahms, ein enger Freund und Helfer der Schumann Familie, und Clara, deren Mann Robert im Sanatorium weilt? Wie klingen Clara und Robert Schumanns sowie Johannes Brahms Kompositionen? Unter Masako Ohtas vorsichtig tastenden, libellengleich fliegenden Fingern entspinnen sich die Fäden der musikalischen Liebesgeschichten.

Klassische Meister & Zeitgenossen

Die Reise der Werke geht durch die Jahrhunderte. Zehn Jahre musikalisches Schweigen beendete Arvo Pärt in seiner zauberhaften, minimalistischen Klavierkomposition „Für Alina“. Der ungarische Komponist György Kurtág, bei dem Masako Ohta studierte, nennt seine Widmung einfach “Hommage à Kurtág Marta”. Seine zeitgenössischen Klavierkompositionen bilden einen reizvollen Gegensatz zu den klassischen Meistern, zu den Werken Bachs und François Couperins etwa. Und auch der zeitgenössische japanische Komponist Toru Takemitsu darf auf diesem Album nicht fehlen. Mit seinen zauberhaften, modernen Stücken entführt Masako Ohta die Zuhörer in eine andere Dimension aus Zeit und Raum.

CD Cover Masako Ohta "Poetry Album"
CD-Cover Masako Ohta „Poetry Album“. Foto: Winter&Winter

Aufgenommen wurde die CD auf einem C. Bechstein Konzertflügel an einem Wochenende im Herbst 2017 im Waldhaus Grandsberg, einem Ort geschaffen für intime Musik. Der Rat des Produzenten Stefan Winter berührte Masako Ohta und begleitete die gesamte Aufnahme: „Beim Konzert spielst du für das Publikum, aber bei der Aufnahme spielst du für einen Menschen, der sie anhört, denk daran…“

Klavierspielen und Klavierspüren

Poesie und Dichtung zieht sich immer wieder durch die Konzerte der Pianistin. Oft begleitet sie ihr Klavierspiel mit japanischen Haikus, deren Klang und auch Übersetzung die Zuhörer ebenso in Bann ziehen wie die Töne am Klavier. Nicht nur Klavierspielen ist eine besondere Gabe, sondern auch das Zuhören. Wer das Glück hat, bei Masako Ohta ein Seminar „Klavierspüren“ zu belegen, weiß, was gemeint ist: Um in sich hineinspüren zu können, um das Wesen, die Seele der Musik zu erfassen, muss man zuhören lernen.

Pianistin Masako Ohta
In die Musik vertieft: Pianistin Masako Ohta. Foto: Winter&Winter

Masako Ohta spielt Töne, kleine Stücke, liest ein Haiku über die Stille, die in einen Stein sickert. Es entsteht ein völlig neues Klangverständnis. Masako Ohta lebt in München und tritt vor allem als Solistin auf. Wenn sie aber Improvisationen spielt, beispielsweise gemeinsam mit dem Jazzklarinettisten Udo Schindler, dem Posaunisten Sebi Tramontana oder am Flügel den Nô-Meister Akira Matsui begleitet, entführt sie die Zuhörer in immer vollkommen neue, verblüffende Klangwelten.

Die CD „Poetry Album“ von Masako Ohta ist bei der Music Edition Winter&Winter in München erschienen.

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