Marmen Quartet

Podium für junge Solisten startet in die neue Saison

Das „Marmen Quartett“. Foto: Marco Borggreve

Konzert in Tegernsee

Das britische Streichquartett „Marmen Quartet“ eröffnete sensationell die Saison 2020 der Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ in Tegernsee.

2013 am Royal College of Music gegründet, gewann das Ensemble schon bedeutende Kammermusik-Wettbewerbe, wie die „Over-Seas League Competition“ 2018, 2019 den „Internationalen Streichwettbewerb“ in Banff, Kanada und die „International String Quartett Competition“ in Bordeaux.

Die Besetzung ist folgendermaßen: Johannes Marmen, 1. Violine, Ricky Gore, 2. Violine, Bryony Gibson-Cornish, Viola und Steffan Morris, Cello. Die vier Musiker sind in der Lage, eine Klangkultur höchster Güte zu kreieren und dies auf fantastisch hohem Niveau.

Als Mozart 1782 sein Streichquartett G-Dur KV 387 vollendete stand die Kulturwelt vor einem neuen Zeitalter. Schiller führte seine „Räuber“ auf, Goethe schuf den „Erlkönig“, Haydn seine Streichquartette op.33. Eine neue Dramatik bahnte sich den Weg durch die Künste. Das „Marmen Quartet“ nahm diese Eindringlichkeit und gesteigerte Emotionalität kongenial auf. Ergreifend offenbarte ihr makelloser Klang die Wärme und Schönheit von Mozarts Musik mit intensiver Hingabe.

Klang-Impressionen

Salvatore Sciarrinos Quartetto n.7 treibt die Instrumente an die Grenzen der Machbarkeit. Mit Witz und Raffinesse stieg das „Marmen Quartet“ in die Fragilität und die Heftigkeit der Klang-Impressionen ein, die wie Walgesänge anmutend jagend, lustig, heulend, sich windend, modernste Musik darstellten.

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Haydns op. 50 Quartett Nr.1 in B-Dur war dem neuen, Cellospielenden König von Preußen gewidmet, Friedrich Wilhelm II. Das „Marmen Quartett“ stieg in den reichhaltigen 1. Satz Allegro volltönig und mit ganzem Elan ein, mit tänzerischer Freude in das Adagio non lento und seine vier Variationen. Überirdisches pianissimo gelang im Menuetto, intensiv und den Rausch der Geschwindigkeit genießend gestalteten die vier Musiker das finale Vivace.

Beethovens Streichquartett

Zeitgeschehen und Privates verarbeitete Beethoven in seinem heftig auftretenden Streichquartett f-moll op.95. Die französische Besetzung Wiens 1809, das Leiden der Wiener und einen eigenen abgewiesenen Heiratsantrag komprimierte der Komponist in diesem Werk. Nie hat sich Beethoven so eindringlich, verknappt hart und schnörkellos ausgedrückt. Das „Marmen Quartet“ nahm die wilde Tonsprache an und gab sich dem gleich im Allegro con brio ausbrechenden Temperament und Gefühl hin. Es durchlebte die Reminiszenzen der Glückseligkeit, die es in düsterer Nachdenklichkeit und Verzweiflung aufleuchten ließ. Ein immer klares und ausdrucksstarkes Spiel holte alles aus der Musik hervor, die Seufzer der Adagio-Takte vor dem Finale, das geisterhafte des flirrenden Allegretto agitato und die unvergleichlich rasende Coda.

Anhaltenden Applaus belohnte das „Marmen Quartet“ mit der beispielhaften Klangschönheit und Tiefgründigkeit des Adagios aus Mendelssohns Streichquartett f-moll op.80.

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