In memoriam Wolfgang Hauber

Blick zum Hochkönig. Foto: RS

Ausstellung in Holzkirchen

Zum Gedenken an den vor zwei Jahren verstorbenen Künstler Wolfgang Hauber ist im Foyer des Holzkirchner Kulturhauses KULTUR im Oberbräu eine kleine Retrospektive mit einigen der schönsten Aquarellen, die der kunstaffine und begabte Zahnarzt in den letzten 20 Jahren geschaffen hat.

Zu seinen Lebzeiten kam die in den Veranstaltungskalender des Hauses bereits eingeplante Bilderschau nicht mehr zustande. Sie konnte jetzt aber in enger Zusammenarbeit mit Ehefrau Christa Hauber und Lizzie Hladik, die im Kulturhaus für die Ausstellungen zuständig ist, nachgeholt werden. Entstanden ist eine beeindruckende, stimmige und vielfältige Präsentation.

Stimmungsvolle Vernissage

In der Vernissage, die von zahlreichen Familienangehörigen, Freunden und Anhängern der Hauberschen Aquarellkunst besucht wurde, zitierte Kulturhaus-Chefin Veronika Leo in ihrer Begrüßung den libanesischen Schriftsteller Khalil Gibran mit dem Ausspruch „Sprecht nicht voller Kummer von meinem Weggehen, sondern schließt die Augen und ihr werdet mich unter euch sehen, jetzt und immer.“ So stellte sie die Weichen für eine stimmungsvolle Vernissage.

Christa Hauber erzählte, dass sich ihr Mann zuletzt „nichts anderes gewünscht habe als nochmal eine Ausstellung – und auch die wieder musikalisch eingeleitet vom Duo „anaka“. Tatsächlich haben Katharina (Querflöte) und Andreas Wittmann (Gitarre) bei fast allen Vernissagen Wolfgang Haubers gespielt und sie taten es diesmal auch wieder – innig, wohlklingend und der Situation angemessen.

Wolfgang Hauber
Dr. Giovanni D’Andrea erklärt die Bilder. Foto: RS

Als einfühlsamer und von Haubers Werk sichtlich begeisterter Laudator fungierte erneut Kunstexperte Dr. Giovanni D’Andrea. Er führte mit Fachkenntnis und Leidenschaft durch die Ausstellung, zog Vergleiche mit keinem Geringeren als Claude Monet, schwärmte für eine „Symphonie in Grün“ oder eine „Explosion in Rot“, erklärte Farbgebung und die Rolle des Horizonts. Vor allem aber betonte er, dass die Aquarellmalerei von der Technik her zu den anspruchsvolleren gehöre, die viel Sensibilität und vor allem auch die Kunst des rechtzeitigen Aufhörens erfordere.

Wolfgang Hauber
Weihnachten. Foto: RS

Tatsächlich hat sich Wolfgang Hauber im Laufe seiner künstlerischen Tätigkeit zu einem wahren Meister des Aquarells entwickelt. Er entwickelte und verfeinerte seine Technik seit 1999 stetig weiter. Dazu lernte er bei namhaften Künstlern dieses Genres im In- und Ausland, soweit es der Beruf zuließ. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, was künstlerisch noch möglich gewesen wäre, wären ihm noch weitere Jahre des Ruhestands und der völligen Hinwendung zur Kunst vergönnt gewesen.

Ein reichhaltiges und vielschichtiges Werk

„Das oft unfertig Wirkende, das Flüchtige macht das Aquarell für mich so interessant“, sagte er einmal. Die Themen und Motive, die er in dieser Technik zu


Mohnblumen. Foto: RS

Papier brachte, waren weit gefächert. Gerade beim Blumenaquarell, ein besonders herausforderndes und diffiziles Genre, zeigte er seinen meisterhaften, aber auch modernen und eben nicht hausbackenen Umgang mit den Wasserfarben und sein feines Händchen. Einen prominenten Platz in seiner Arbeit nahm seine Heimat ein mit ihrer Berg- und Seenwelten, mit ihrer Flora und Fauna sowie den Charakteristika der Jahreszeiten ein. Ob Hackensee, Holzkirchner Steindlallee oder Hochkönig – dies alles setzte er mit seiner gekonnten und farbsicheren Malerei effektvoll in Szene.


Winterliche Allee Foto: RS

Seinem geliebten Italien, wohin es den leidenschaftlichen Maler und übrigens auch Klavierspieler oft zog, mit seiner Farben- und Lebensfreude, widmete er zahlreiche Werke. Ob Venedig, Kalabrien, Apulien oder anderswo in diesem reizvollen Land: Überall bot sich ihm eine Fülle von Anregungen und Motiven.

Wolfgang Hauber
Kalabrien brennt. Foto: RS

Bei aller Gegenständlichkeit ging es ihm nicht darum, die Wirklichkeit lediglich abzumalen. Vielmehr wollte er sie mit kreativen Konzepten und Kompositionen interpretieren, nicht selten bis zur Grenze der Abstraktion. Die Freude an der Farbe sowie ihre starke Wirkung auf den Betrachter waren Wolfgang Hauber immer besonders wichtig.


Alter Stuhl und Am Bootssteg. Fotos: RS

Ein Gedanke zum Schluss: Meistens verläuft die Entwicklung eines Künstlers so, dass die Abstraktion der Gegenständlichkeit folgt. Bei Wolfgang Hauber ist dies umgekehrt: Er arbeitete zu Beginn seines Schaffens eher abstrakt, wie die beiden obigen Bilder von 2003 zeigen. Somit war Wolfgang Hauber auch unter diesem Gesichtspunkt ein Besonderer.

Die Bilderschau, die geeignet ist, etwas Farbe und Freude in die grauen Herbst- und Wintermonate zu bringen, läuft noch bis 12. Januar 2023 und ist zu den Öffnungszeiten des Kulturbistros und im zeitlichen Umfeld von Abendveranstaltungen zu sehen.
MI 9-12 Uhr, DO-SA 17-23 Uhr, SO 16-22 Uhr

Zum Weiterlesen: Sich auflösende Formen

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