Wir Frauen stecken den Rahmen ab

Heike Feist als Heike vor ihren Schuhschränken. Foto: Petra Kurbjuhn

Theater Comedy in Irschenberg

Sie lautet ganz klar: Jein. Das Stück, auf die südafrikanische Autorin Emma Peirson zurückgehend und von Adriana Altaras inszeniert, ist temporeich, enthält viele witzige, gut beobachtete Details, reicht aber dennoch nicht an Rob Beckers „Caveman“ heran. Vielleicht weil die Erwartungen zu hoch sind, vielleicht weil Frauen nicht so gut über sich selbst lachen können? Wer weiß.

Da ist schon die Grundidee: Protagonistin Heike, gut bekannt aus „Caveman“, wirft am Tag vor der Hochzeit ihren Tom wegen einer Nichtigkeit raus, öffnet ihm trotz nervigen ewigen Türklingelns nicht und ist empört, dass er wirklich gegangen ist. Typisch Frau? Und dann macht sie ihn richtig schlecht und malt ein düsteres Bild von der Ehe und will ihn trotzdem heiraten?

Christoph bestellt die Hochzeitstorte

Was den Abend im Zelt richtig lustig macht, das ist Heike, witzigerweise gespielt von Heike Feist, die für die erkrankte Ramona Krönke kurzfristig einsprang. Die Berlinerin rettete das Stück mit ihrer quirligen Art über die Bühne zu wirbeln, mit ihrem Improvisationstalent, mit ihrem Einbeziehen des Publikums. Der arme Christoph in der ersten Reihe war ihr Opfer, musste für sie die Hochzeitstorte bestellen und durfte aber als Dank mit seiner Frau einen Piccolo trinken.

Ganz witzig das Telefonat mit ihrer Mutter, jede Frau in dieser Situation erkannte sich wieder, das ewige sich Verabschiedenwollen und Nichtkönenn, das sich immer Tieferbeugen, bis fast die Nase auf die Telefonablage stößt. Natürlich erzeugt bei den etwa 90 Prozent Frauen im Publikum auch größte Heiterkeit, wenn der Mann als Informationsfilter dargestellt wird: Er filtert geliebte von ungeliebten Informationen und letztere hört er eben einfach nicht.

Der Mann braucht Beispiele

Oder dass er natürlich unordentlich ist, alles liegen lässt und nie etwas findet. Oder dass er leidet, wenn er krank ist, dass er so leidet, dass er keinen Arzttermin machen kann. Oder dass er nicht über Gefühle reden kann und für jedes abstrakte Argument ein Beispiel braucht. Und ja nicht zu viel Informationen auf einmal, das kann er nicht verarbeiten.

Wirklich gelungen ist der Sprachcomputer, der bei Anruf Gottes einspringt. Und ein gelungenes Bild ist dieses: „Wir Frauen stecken den Rahmen ab, darin können die Männer tun, was wir wollen.“

In Hochform läuft Heike Feist auf, als es darum geht, dass sie in der Ehe den Schuhschrank mit Tom teilen müsse und dem Publikum dessen Inhalt im Schnellverfahren erklärt. Und zum Brüllen komisch ist sie, als sie sich vorstellt, wie sie als Braut mit erhobenen Armen in kurzen Ärmeln winkt und plötzlich ihre wackelnden Oberarme wahrnimmt. Das ist einfach gut beobachtet und toll gespielt.

Tiefgründig auch ihre Bemerkung über die Festigkeit alter Ehen: „Das ist eine Generation, da hat man noch repariert und nicht weggeworfen.“
Fazit: immer wieder herzlich gelacht, sich streckenweise wieder gefunden (Oberarme!) und doch nicht vom Sitz gerissen, lag vielleicht auch an der Kälte im Zelt.

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