„Wer gräbt den Bestatter ein?“

Kurios lustige Szene: (v.l.) Der tote Bestatter Bartl (Uli Bauer), Müllfahrerin Rudi Roller (Angelika Sedlmeier), Gärtner Gert Ganterer (Tom Kreß) und Klempner Pat Paluzek (David Zimmerschied). Foto: Schmidbauer-Film

Filmvorstellung „Wer gräbt den Bestatter ein?“

Schonmal Gedanken darüber gemacht, wer eigentlich die Beerdigung eines Bestatters ausführt? Nein? Eine humorvolle Antwort erhalten alle in der Komödie „Wer gräbt den Bestatter ein?“, welche teilweise in der Gemeinde Weyarn gedreht wurde und in wenigen Tagen ihr Fernsehdebüt im Bayerischen Rundfunk feiert. Die schwarz-humorige Produktion der Geschwister Schmidbauer behandelt das Thema Tod, ohne dabei den Witz zu verlieren und bleibt dabei gleichzeitig respektvoll. Ein Film über Freundschaft, Moral und die Frage, wie gehen wir als Gesellschaft mit dem Sterben um?

Eine gutgelaunte Kaffeerunde zum Geburtstag, vier Kreative und die Frage: „Wer gräbt eigentlich den Bestatter ein, wenn er stirbt?“ – so ist die Idee für das Drehbuch der Heimatkomödie entstanden. Die vier Kreativen sind in diesem Szenario die Geschwister Tanja und Andreas Schmidbauer, ihr Cousin Thomas Schmidbauer und Michael Probst – an diesem Tag das Geburtstagskind.


Die Drehbuch-Autoren: (v.l.) Tanja Schmidbauer, Michael Probst, Thomas und Andreas Schmidbauer. Foto: Schmidbauer-Film

„Wir sprachen über neue Drehbuchideen und kamen schnell darauf, dass in den meisten Filmen und Serien nur Kommissare, Anwälte und Ärzte die Hauptrollen spielen“, erzählt Andreas Schmidbauer. Wo sind die Handwerker, die Metzger, die Müllfahrer und Kaminkehrerinnen, ja wo sind die Bestatter? Sie alle sollten in dem Projekt der Filmproduktionsfirma „Schmidbauer-Film“ der Geschwister einen Platz bekommen.


Andreas Schmidbauer an einem der Drehorte in Weyarn. Foto: Selina Benda

Die leidenschaftlichen Filmemacher seit Kindheitstagen, fungierten nicht zum ersten Mal als Drehbuchautoren, Regisseure und Produzenten zugleich. Ihre Filme „Hinterdupfing“ und „Austreten“ begeisterten bereits ein großes Kinopublikum. „So ein Familienbetrieb ist in der Drehbuchphase schwierig, aber am Set umso besser, weil man einfach weiß, der andere macht das schon“, gibt Andreas Schmidbauer zu.

Ein toter Bestatter und Freund

In der Mundart-Komödie geht es um die 114-jährige und damit älteste Frau Deutschlands Gaby Gruber (Astrid Polak). Das ehemalige Stummfilm-Sternchen lebt auf der Gemeindegrenze zwischen den Dörfern Greisendorf und Neubrunn, die sich um das zukünftige Grab der Dame streiten. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass ein solches zum Pilgerort für viele Touristen wird und damit dem Dorf einen gehörigen Aufschwung verleiht. Doch die alte Frau denkt noch gar nicht ans Sterben, ihr kommt der Bestatter Bartl (Uli Bauer) aus Greisendorf ganz plötzlich zuvor.


Die Freunde müssen die Leiche des Bestatters schnell verstecken. Foto: Schmidbauer-Film

Panik entsteht im Ort, denn sein Tod muss unbedingt geheim gehalten werden und so werden seine besten Freunde Gärtner Gert (Tom Kreß), Klempner Pat (David Zimmerschied) und Müllfahrerin Rudi (Angelika Sedlmeier) vom Bürgermeister beauftragt, den toten Bestatter zu begraben. Doch das ist gar nicht so einfach und bringt die Schafkopf-Freunde in so manche kuriose, witzige und überraschende Situation.

Drehorte auch in Weyarn

Geeignete Drehorte für den Film zu finden, sei gar nicht so leicht gewesen wie man vermutet, erzählt Andreas Schmidbauer. Nicht nur die Corona-Pandemie kam dem Filmteam dazwischen und beeinflusste die Dreharbeiten, die perfekte Örtlichkeit für die zwei Dörfer ließ sich partout nicht finden. „Wir haben dann per Zufall die Durchfahrtsstraße in Sonderdilching entdeckt und uns entschieden, die beiden Dörfer rechts und links, sowie das Anwesen von Gaby Gruber im Nachgang digital einzufügen.“ Wer die Straße in Weyarn kennt, wird sie in der Eingangssequenz des Films sicher wiedererkennen.


Ein Drehort in Weyarn war die Durchfahrtsstraße in Sonderdilching. Foto: Schmidbauer-Film

Anders verhält es sich mit einem weiteren Drehort in der Gemeinde. „Wir benötigten für die Nachstellung einer Szene in Thailand einen Strand – da wir schon in Weyarn waren, wurde uns der Beachvolleyplatz dafür angeboten“, erinnert sich der Regisseur. Mittels Bluescreen wurde das südostasiatische Land dann in die Gemeinde gebracht.


Auf dem Beachvolleyballfeld in Weyarn wurde eine Szene mittels Bluescreen gedreht. Foto: Schmidbauer-Film

Es war nicht das erste Mal, dass die Geschwister Schmidbauer mit ihrer Produktionsfirma in der Region drehten. Eine Schlüsselszene des Kurzfilms „Eine Person EX“ wurde auf der Straße von Neukirchen in Richtung Reichersdorf gefilmt.

Filmmatinee gerät zum vollen Erfolg

Einen ganz besonderen Drehort suchten die Produzenten für „Wer gräbt den Bestatter ein?“ noch auf: „Wir konnten und wollten die Friedhofsszenen natürlich nicht auf einem echten Friedhof spielen, deshalb waren wir auf dem einzigen Lehrfriedhof in Deutschland für Bestatter-Lehrlinge“, erzählt er. Dort war das gesamte Filmteam noch intensiver mit dem Thema Tod und dem würdevollen Umgang damit konfrontiert. „Das hat schon was mit einem gemacht“, gibt Andreas Schmidbauer zu.

Schwarzer Humor mit tiefer Botschaft

Entstanden ist eine schwarzhumorige Heimatkomödie, die sich aber nicht der gängigen Überzeichnung ihrer Figuren oder kitschiger Landromantik bedient. „Wer gräbt den Bestatter ein?“ geht tiefer, beschäftigt sich mit dem Thema Alter und Tod, ohne die Zuschauer damit zu überfallen. „Niemand beschäftigt sich gerne damit und dennoch gehört der Tod zu unser aller Leben dazu“, sagen die Drehbuchautoren. In dem Film gehe es darum, den Tod als etwas „Lebendiges“ darzustellen, weshalb der verstorbene Bestatter von Uli Bauer zu großen Teilen des Films tatsächlich auch gespielt wird.


Der tote Bestatter wurde von Uli Bauer gespielt. Foto: Schmidbauer-Film

Nur in wenigen Szenen, etwa wenn die Leiche getragen werden muss, wurde er durch einen Dummy ersetzt. „Ohne, dass sich Bartls Gesichtszüge bewegen, wird der Zuschauer darin Emotionen lesen können, ihn ins Herz schließen und mit ihm leiden.“ In Weyarn kam es mit der Filmpuppe zu einer skurrilen Situation: „Wir knieten auf dem Parkplatz am Sportplatz gerade alle um die Puppe herum und versuchten den Kopf anzuschrauben, als eine Frau vorbeifuhr und stehen blieb und fragte ob wir Hilfe brauchen“, erinnert sich der Produzent. Alle im Team hätten sich verwundert gefragt wieso, erst einige Momente später wurde ihnen klar, wie echt der Dummy doch aussah.

Geschichten aus dem Leben, die keiner erlebt hat

In „Wer gräbt den Bestatter ein?“ geht es um so viel Wichtiges: Es geht um Freundschaft, um die Würde des Menschen um Moralvorstellungen und darum, wie die Gesellschaft in ihrem Drang nach Ansehen so manche Werte über Bord wirft. Bei all den bedeutsamen Themen schafft es „Wer gräbt den Bestatter ein?“ gleichzeitig mit gutem Humor, den Zuschauenden ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.


Der Filmdreh brachte auch dem Team neue Perspektiven. Foto: Schmidbauer-Film

„Die behandelten Themen sind allgegenwärtig und aus dem Leben – aber verpackt in eine Geschichte, die so wohl noch keiner selbst erlebt hat.“ Dafür erhielt die Komödie nach ihrem Kinostart im Jahr 2022 Auszeichnungen als Bester Film und Beste Regie bei internationalen Filmfestivals. Und weil das Drehbuch schreiben im Familie-Freunde-Quartett so gut funktioniert hat, sitzen die vier Autoren bereits an ihrem nächsten Filmprojekt.

„Wer gräbt den Bestatter ein?“ (Schmidbauer-Film, 2022) läuft am Samstag, 07.06.2025, um 21.45 Uhr im Bayerischen Rundfunk und ist danach für 30 Tage in der ARD-Mediathek zu sehen und ist außerdem bei den bekannten Streaming-Diensten verfügbar. Auch der Kurzfilm „Eine Person EX“ ist in der ARD-Mediathek zu sehen.

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