Welturaufführung #Maria

Machado Quartett bei der Probe im Hahnhof. Foto: MZ

CD-Release in Miesbach

Am 2. Juli stellt das Machado Quartett im Kulturzentrum Waitzinger Keller Miesbach seine neue CD #Maria vor. Wir durften bei einer Probe im Hahnhof Großhartpenning dabei sein und hören, wie Frauengeschichten mit vier Gitarren erzählt werden können.

Im Mittelpunkt von #Maria steht die Komposition „Lebenslieder“ von Berni Prüflinger, in der er die Lebenslinien von Frauen aus vier Generationen musikalisch verarbeitet hat. „Jede Geschichte ist spannend“, sagt der Musiker, „es startet mit Zoe, vor dem zweiten Weltkrieg in der ehemaligen Sowjetunion geboren und Kriegswaise, die in einer fremden Familie aufwuchs.“

Ihre Tochter Zhanna, heute 67 Jahre alt, benannt nach einer verlorengegangenen Schwester der Mutter, habe ein typisch russisches Leben gelebt, erzählt Berni Prüflinger. „Sie war Weltmeisterin in rhythmischer Sportgymnastik.“

#Maria
Berni Prüflinger. Foto: MZ

Deren Tochter wiederum ist gebürtige Ukrainerin, heute 43 Jahre alt, und wuchs in der Ära Gorbatschows mit „Perestroika“ und „Glasnost“, also Umgestaltung und Offenheit auf. Die Balletttänzerin sei nach der Wende ausgereist und habe als Solotänzerin im Stuttgarter Staatsballett gewirkt.

Nach einer Verletzung musste sie die Anstellung aufgeben, kam nach Bayern und ist heute die Ehefrau des Musikers. Sie haben die vierjährige Tochter Emilia. „Sie ist ein Kind von zwei Menschen sehr unterschiedlicher Sozialisation“, erklärt Berni Prüflinger.


Ingo Veit. Foto: MZ

„Ich habe versucht, die russischen Quellen und Harmonien in meine Komposition einzuflechten“, sagt er und Perry Schack ergänzt: „Die Komposition ist an die Volksmusik Russlands angelehnt. „Ich bin davon sehr berührt“, meint Ingo Veit.

Jedes der vier Stücke habe eine eigene Persönlichkeit, erklärt Anna Prüflinger und könne den vier Frauen zugeordnet werden.

Lebenslieder von vier Frauen

Dieser Zyklus aus vier „Lebensliedern“, mit dem der Komponist die Lebenswege von vier Frauen aus vier Generationen aus seiner eigenen Familie musikalisch nachzeichnet, wird von Bearbeitungen anderer Stücke um Frauen umrahmt.


Anna Prüflinger. Foto: MZ

Das Ballett „Der Dreispitz“ (El sombrero de tres picos) von Manuel de Falla ist eine Verwicklungsgeschichte um eine Müllersfrau in einem Dorf bei Granada, die vom Bürgermeister begehrt und belästigt wird. Durch ihre List steht er letztlich als eitler Geck da. „Der dreieckige Hut steht als Symbol für die Amtswürde des Bürgermeisters, also der Staatsgewalt“, erklärt Berni Prüflinger, der hier aber durch die kluge Müllerin und deren Ehemann bloßgestellt wird.

Orchester auf vier Gitarren reduziert

„Es ist ein lustiges Ballett mit der typischen spanischen Musik des Flamencos“, erklärt Anna Prüflinger und Ingo Veit ergänzt: „Es ist die Musik des Impressionismus mit ihrem großen Klangfarbenreichtum.“ Die Melodie gehe durch alle Orchesterinstrumente. „Das ist der Reiz, vom Klang des Orchesters auf die vier Gitarren zu reduzieren“, sagt Berni Prüflinger, die folkloristischen Elemente des Flamencos seien mit der Gitarre sehr gut spielbar. „Man kann aber auch die helle Flöte, Kastagnetten und Pauke heraushören“, betont Perry Schack.


Perry Schack. Foto: MZ

Von Granada geht es nach Buenos Aires. Hier hat Astor Piazzollas in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts „Maria de Buenos Aires“ geschrieben. Anna Prüflinger beschreibt den Inhalt der Operito: „ Maria wächst in den Slums auf und geht in die Stadt, um in Nachtclubs zu tanzen.“ Sie tue alles, um dem alten Leben zu entkommen und ein neues Leben aufzubauen.

Tango entspricht Wiedergeburt

Der Tango, so Berni Prüflinger, entspreche der Wiedergeburt, dem Abgrund und dem Tod. Das expressionistische Stück sei für Tangoorchester, Stimme und Chor geschrieben und er habe zwei Stücke daraus für vier Gitarren bearbeitet.

Auch „Juli“ von David Orlowsky, das der berühmte Klarinettist für sein Trio komponiert hatte, schrieb Berni Prüflinger für vier Gitarren um. „Es gefiel uns“, meinte Anna Prüflinger, „und da es von einer Fahrradtour mit einer wunderschönen Frau handelt, wie er uns schrieb, passt es genau zu unserem Thema #Maria.“

Aretha Franklin

Letztlich, so entschied das Quartett, müsse bei dem Thema auch noch eine Musikerin dabei sein und man habe sich für Aretha Franklin entschieden. Ihren Song „I say a little prayer for you“ spielt das Machado Quartett ganz allein für mich und ich bin hingerissen.

Mit der CD #Maria stellt das Machado Quartett am 2. Juni nicht nur eine Welturaufführung vor, sondern es zeigt auch die musikalische Umsetzung des Schicksals von Frauen ganz unterschiedlicher Coleur. Allen gemeinsam aber ist Kampf, Hoffnung, Mut und Suche nach dem Glück. Dies auf vier Gitarren dargeboten ist auch für Männer geeignet.


Berni Prüflinger, Anna Prüflinger, Perry Schack, Wolfgang Rackowitz (2. Vorstand Holzkirchen hilft e. V.), Ingo Veit, Georg Hahn (v.l.). Foto: privat

Kürzlich war das Machado Quartett mit einem Benefizkonzert für Flüchtlinge aus der Ukraine im Hahnhof zu Gast. Der Vorstandschaft von Holzkirchen hilft e. V. konnte 905,- Euro übergeben werden.

Aus der Weihnachtskulturspende in diesem Jahr konnten KulturVision dem Machado Quartett für die Produktion der CD #Maria eine Unterstützung geben. Das Konzert findet am 2. Juli um 19.30 Uhr im Waitzinger Keller Miesbach statt. Karten bestellbar unter Tel. 08025 7000-0 oder ticket@waitzinger-keller.de

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf