Von der Schönheit zeitgemäßer Architektur
Titel des Bildbandes. Foto: IK
Buchrezension
Private Wohnungen, gewerbliche Bauten und restaurierte Objekte stehen im Mittelpunkt des reizvollen Bildbandes „Gut gebaut – Häuser im Landkreis Miesbach“. Herausgeber ist das Architekturforum Miesbacher Kreis e.V.
Der Expertenkreis unter Vorsitz von Werner Pawlovsky setzt sich zum Ziel, das Bewusstsein für zeitgemäße Architektur und Ortsplanung im Landkreis Miesbach zu fördern. Anschaulichstes Beispiel ist der kürzlich erschienene 228-seitige Bildband, in dem 50 Beispiele gelungener Architektur vorgestellt werden.
Das Vorwort stammt von Gerhard Polt, der über den Landkreis räsoniert, „die ehemaligen Ortszentren, oft über 1.000 Jahre alt, findet man nett versteckt, nur am Kirchturm ausmachbar, hinter einer Betonwaschanlage oder einem modernen Schredderpound. Die Lüftlmalerei im Ortskern wirkt niedlich und verfehlt im Werbeprospekt für Kaufwillige ihre Wirkung nicht. Großzügige Parkflächen laden zum Verweilen…“
Hervorragende Architekturfotografien von Petra Steiner
Damit es nicht noch schrecklicher wird, haben die Mitglieder des Architekturforums die Fotografin Petra Steiner losgeschickt um von Otterfing bis Bayrischzell die gelungene Einbettung von Architektur in unsere Landschaft zu dokumentieren. Dies ist ihr hervorragend gelungen.
„Der Geruch von Heu ist geblieben.“ Foto: Petra Steiner
Die Bilder sind von bezaubernder Schönheit und decken sich ideal mit den Intentionen der jeweiligen Bauherren. Gottlob keine Toskana-Häuser, von denen Architekt Christian Boiger sagt, dass sie genau das Gegenteil von Regionalität darstellen. „Es sind pervertierte, gebaute Urlaubsträume, die immer wieder mal bei uns im Oberland landen. Hier sind das Fremdkörper“.
Was gutes Bauen ausmacht
Werner Pawlowsky, 18 Jahre lang Kreisbaumeister, bekräftigt, „dass gutes Bauen in erster Linie auf den örtlichen Kontext und die lokalen Klimafaktoren reagieren muss“. Im Gespräch mit Verleger Michael Volk erläutert er, „ein Unterschied zwischen Stadt und Land ist, dass die Leute auf dem Land sich mehr der Tradition verpflichtet fühlen. Die haben oft noch das Gespür, wie es die Alten hatten. Wissen, wie ein Haus richtig steht. Man zeigte dem Wetter die Kehrseite, die bretterverschalte Tenne bzw. den Stallteil. Man wusste, dass man nicht oben auf dem Buckel baut, wo es zieht und weht, sondern da, wo es von vornherein mehr geschützt ist“.
Vom richtig Eingehängten
Bei der Auswahl ihrer Objekte setzen die Autoren auf die Kraft der Bilder – innen wie außen. Denn „Gut gebaut“ ist nicht nur für ein Fachpublikum gedacht, sondern für jeden, der mit Interesse und offenen Augen durch unseren Landkreis geht.
„Coffee to stay.“ – Kafferösterei Dinzler, Irschenberg. Foto: Petra Steiner
Architekt Florian Aicher spricht vom richtig Eingehängten. „Wer will, mag Stillstand darin sehen. Gesagt ist damit doch zunächst, dass die Dinge ihren Platz haben, zueinander in einer stimmigen Beziehung stehen. Jedes Bauwerk am richtigen Ort, jedes Haus ein Individuum und doch einer gemeinsamen Sprache verpflichtet. Die Kirche Kirche, das Bauernhaus Bauernhaus, der Stall Stall“.
Denkmalgeschützts Bauernhaus: die hölzerne Urkunde. Foto: Petra Steiner
Dabei darf der Bauherr nicht vergessen werden. Und es waren derer viele, die in den vergangenen Jahren dem Landkreis Miesbach besonders schöne und stimmige Bauten beschert haben. Da ist gewiss die Gemeinde Fischbachau zu nennen mit ihrer Sanierung des denkmalgeschützten Schulgebäudes in Elbach und mit dem äußerst gelungenen Umbau der historischen Propstei, in der sich heute Rathaus, Touristinformation und ein Lokal befinden.
Aber auch die Generalsanierung des Oberbräus oder der Neubau des Grünen Zentrums in Holzkirchen sind ortsprägende Bauten mit Charme. Mit der Generalsanierung und Umwidmung des Klosterareals in Weyarn ist eine an die Bevölkerungsentwicklung trefflich angepasste Baukultur gelungen.
Gelungenes Privathaus. Foto: Petra Steiner
Aber auch viele Privatbauten kommen im Buch hervorragend zur Geltung und bieten jede Menge Anregungen. Dem Autorenteam Benno Bauer, Christian Boiger, Stefan Deingruber, Hans Hagleitner, Markus Hölzl, Ludwig Hohenreiter, Werner Pawlowsky, Toni Scherer, Stefan Schmid, Herbert Wagenpfeil und Johannes Wegmann sei gedankt. Sie stellen die Ästhetik von Landschaft und Baukultur in einen neuen Kontext, auf den sich in vielfältiger Weise aufbauen lässt.