Klaus-Peter Frank

Dynamik der Schöpfung in St. Antonius

Mit seinem achtteiligen Schöpfungszyklus zeigt der Gmunder Künstler Klaus-Peter Frank die faszinierenden Möglichkeiten moderner Glasmalerei. Foto: Hartmut Wolf

Ausstellung in Bad Wiesee

Beim Aschermittwochsgottesdienst in St. Anton / Bad Wiessee zogen acht großformatige Glasbilder alle Blicke auf sich: Mit seinem Schöpfungszyklus kommt Klaus-Peter Frank der biblischen Schöpfungsgeschichte ganz nah: Seine intensiv-strahlenden Farben, die hohe Dynamik der Kompositionen und der innere Zusammenhang der Motive sind ein faszinierendes Gesamtkunstwerk, das zur Auseinandersetzung mit dem Auftrag Gottes an die Menschheit einlädt.

Klaus-Peter Frank
In einem einzigen kreativen Schaffensprozess schuf Klaus-Peter Frank zu Beginn der 1990er-Jahre den großformatigen Zyklus, der jetzt in St. Antonious in Bad Wiessee aufgestellt ist. Foto: Hartmut Wolf

Ein wesentlicher Impuls in der Fastenzeit

Warum diese Schöpfungsbilder am Aschermittwoch in der sonst bewusst schlicht gehaltenen Kirche präsentiert wurden, erklärte Pfarrer Stefan Fischbacher sinngemäß so: „Gerade, weil wir ab dem heutigen Aschermittwoch für 40 Tage in uns gehen sollen, uns bessern und wandeln sollen, sollten wir uns bewusstwerden, dass wir immer Teil der Schöpfung sind. Gott hat diese Welt erschaffen – wir nennen das heute Urknall – damit wir Menschen sie bewahren.“ Und in genau diesem Sinn sieht auch Künstler Klaus-Peter Frank seinen Schöpfungszyklus – einen bildhaften Beitrag voller Impulse, der perfekt in die Fastenzeit passt. Inspiriert von den Gemälden ließ Chorleiter Peter Szeles freie, neue Orgelmeditationen im Geist der Schöpfung erklingen.

Klaus-Peter Frank
Pfarrer Stefan Fischbacher (li.) und Künstler Klaus-Peter Frank freuen sich über den großen Erfolg der Ausstellung „Tapiz de la Creación“ in der Wiesseer St. Antonius Kirche. Foto: Hartmut Wolf

Die Entstehung dieses Schöpfungszyklus

„Ich habe die leeren Scheiben, wunderschön in Messing gerahmt, auf einem Schrottplatz gefunden“, erzählt Klaus-Peter Frank vom Zufall, der ihn zu diesem Werk geführt hat. „Ich wusste zunächst nicht, was ich mit diesem Fund machen sollte, doch dann sah ich einige Tage später bei einem Briefmarkenhändler eine Briefmarke mit der Abbildung des ‚Tapiz de la Creación‘ von Gerona. Auch sie habe ich spontan gekauft.“ Auf der Marke ist Jesus in byzantinischer Art als Weltenherrscher im Strahlenkranz abgebildet – im Mittelpunkt der Bildfolge zur Genesis. „Aus der inneren Auseinandersetzung mit diesem Motiv entstand der Impuls, die Schöpfungsgeschichte auf Glas in meiner Weise zu erzählen“, sagte Klaus-Peter Frank im Anschluss an den Gottesdienst bei der Einleitung zu seinem Werk.


Inspiriert wurden die einzelnen Glasbilder von Bibelstellen wie hier von der Erschaffung der Welt: „Es werde Licht.“ Foto: Hartmut Wolf

Die Schöpfung nachempfinden

Angesprochen auf die Technik, die er für die Hinterglasmalerei verwendet hat, erzählt Klaus-Peter Frank: „Ich habe die ersten Konturen mit einem Fettstift schwarz direkt aufs Glas gezeichnet. Danach begann der Prozess der Acrylmalerei. Ich habe schnell gearbeitet, habe mich an meinen Vorstellungen vom biblischen Geschehen orientiert, habe Elemente, die ich in der Kunst gesehen hatte – Picasso ebenso wie Elemente aus Barock oder etwa Gotik – integriert und rasch gemalt.“ Der Rausch dieses Schaffensprozesses ist in den Bildern bis heute spürbar. Wie eben erdacht und frisch hingeworfen wirken Menschen und Tiere, die Gott erschafft – alles ist in Bewegung, von innerer Dynamik ergriffen und so laden die acht Bilder ein, die einzelnen Elemente zu suchen, die Bezüge zueinander zu entdecken. Schon das Schauen ist ein kreativer Prozess.


Ausschnitt aus einem Bild, das die Bibelstelle aufgreift: „Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels.“ (Mose I/20-23). Foto: Hartmut Wolf

Bibeltexte als Basis

Wie eng sich die Motive tatsächlich an die Bibel halten – wie kreativ sie die Worte in Bilder verwandeln – dazu gibt Klaus-Peter Frank dem Besucher Hilfen an die Hand. An der Seite sind die Textstellen zitiert, die in leuchtenden Farben umgesetzt sind. Doch auch ohne diese Hinweise wird der Betrachter unmittelbar ins Geschehen gezogen.

Schon beim Eröffnungsabend Abend, als der Pfarrgemeinderat nach dem Gottesdienst zu einer Fastenbowle, Wasser und Brot einlud, war die Faszination zu spüren, mit der die Besucher sich auf die Bilder einließen. Gesprächsbedarf entstand und man kam schnell in Austausch miteinander – auch dies ein durch und durch schöpferischer belebender Prozess, der bestens zur Gesamtstimmung passte, die das Kirchenschiff ergriffen hatte.


Wie sehr gerade moderne Kunst sich eignet, um die Geheimnisse und Prozesse des gewaltigen Schöpfungsprozesses darzustellen – auch das war ein beliebtes Gesprächsthema auf der Vernissage. Foto: Hartmut Wolf

Den Künstler und sein Werk entdecken

„Religiöse Motive sind für mich immer ein Quell der Inspiration“, schreibt Klaus-Peter Frank im Vorwort zum Ausstellungskatalog “die Schöpfung“. Und so ist es kein Wunder, dass in Bad Wiessee auf mehreren Bildern Grundthemen wie „Maria“ und „Jesus“ in Bildern näherkommen kann, die dank der individuellen Malweise von Klaus-Peter Frank äußerst vielschichtig und voller Andeutungen sind. Wer sich mit dem Werk, des 1946 in Stuttgart geborenen Künstler, der in München Kunst studiert und in ganz Europa gearbeitet und ausgestellt hat, näher auseinandersetzen möchte, wird einen hoch produktiven Maler entdecken, dessen Bilder an Collagen erinnern und die von wunderbarer Leichtigkeit, duftiger Farbigkeit und positiver Dynamik erfüllt sind.


Das Bild „Maria“ verzaubert durch die hellen Farben, die weit geöffneten Arme und die spürbare Zuwendung dieser modernen Gottesmutter. Foto: Hartmut Wolf

Die Ausstellung „Die Schöpfung“ von Klaus-Peter Frank in St. Antonius Bad Wiessee im Rahmen der 950-Jahrfeier Gmund ist bis zum 30. Oktober zu sehen. Veranstalter ist das Katholische Bildungswerk im Kreis Miesbach.

Zum Weiterlesen: Grüner Raum wird zum Studiolo

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