Ein Fabelwesen als Vorspeise

Monika Andergassen: Fabelwesen #2. Foto: MZ

Art-Dinner im Waldviertel

Es gibt Candlelight-Dinner und Krimi-Dinner. Und es gibt ein Art-Dinner, bereitet von einem Gourmetkoch in einer Galerie inmitten von Kunst. Das Ganze in der Diaspora. Und am Ende verrät der Koch, welche Bilder zu welchem Gang gehören.

Die Galerie REINBERG im nördlichen Waldviertel ist ein verstecktes Kleinod. Weit abgelegen von städtischem Leben, inmitten von Feldern, Teichen und Wäldern liegt der Bauernhof, den Christine und Herbert Starmühler zu einer exklusiven Galerie umgebaut haben.

Art-Dinner
Christine und Herbert Starmühler. Foto: Galerie REINBERG

Lesetipp: Galerie REINBERG – Zeitgenössische Kunst im Outlet

Das Wiener Ehepaar gründete die Galerie vor einem Jahr und zeigt in wechselnden Präsentationen zeitgenössische Kunst, Malerei, Skulpturen und Fotografie. Dabei wählen sie die Künstlerinnen und Künstler sehr sorgfältig aus. Neben arrivierten, auch internationalen Kunstschaffenden geben sie auch jungen aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern die Chance der Präsentation.

Daneben bereichern sie das Galerieleben durch unterschiedliche Veranstaltungen, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Pantomime und vieles mehr. Jetzt überraschten Christine und Herbert Starmühler mit etwas Ausgefallenem: Sie luden René Zimmermann ein, ein Art-Dinner passend zur aktuellen Ausstellung zu kochen.


René Zimmermann. Foto: Matthias Ledwinka

Der junge Koch wohnt im benachbarten Tiefenbach, hat aber kein Sternerestaurant, sondern gibt sein Wissen in Kochkursen weiter. Er befasst sich mit regenerativem Farm-to-Fork und setzt diese Philosophie auf seinem über 100 Jahre alten Bauernhof um. Er beantwortet die Frage, wie man Körper und Umwelt genussvoll regenerieren kann und arbeitet ausschließlich mit regionalen, biologisch erzeugten Lebensmitteln.

Art-Dinner
Suppe. Foto: MZ

Für das Art-Dinner im festlich gedeckten Galerieraum gab es zunächst als Appetizer wunderbar frisches Brot mit Blumenbutter. Dazu trank man noch den Rest des Champagners, den es zur Begrüßung gegeben hatte.

Art-Dinner
Éric Ruelland: La grande Paille. Foto: MZ

Zu den folgenden vier Gängen wurde jeweils passender Wein aus Biowinzereien zumeist aus Frankreich gereicht. Wer den heimischen Grünen Veltliner gewohnt ist, musste sich an die neuen Geschmacksnoten erst einmal gewöhnen. Die kalte Suppe hatte zarte grün-weiße Einlagen.

Sie entpuppten sich als hauchdünne Kohlrabischeiben, gefüllt mit Gurkenstückchen, mit Boretsch und Minze gewürzt, sehr fein. Wie René Zimmermann am Ende preisgab, habe er sich dabei von den Bildern des Pariser Malers Éric Ruelland inspirieren lassen. Seine abstrakten Landschaften bestechen durch ihre feine pastellige Farbigkeit.


Vorspeise. Foto: MZ

Ganz anders die „Fabelwesen“ von Monika Andergassen. Die österreichische Künstlerin arbeitet bevorzugt in den Schwarz-Weiß-Abstufungen und erzeugt gerissene, aufgelockerte Strukturen, in denen der Betrachter unschwer Fabelwesen entdecken kann.
Diese Bilder haben den Koch zur Vorspeise animiert, bei der auf dunklem Untergrund aus Kalbsbries, Haferwurzel, Grammel, Blumenkohlcreme und Basilikum kleine weiße Blumenkohlröschen thronten, sehr delikat.


Hauptgericht. Foto: MZ

Der Hauptgang, begleitet von einem schwerem französischen Rotwein, bestand aus auf den Punkt gegartem Reh, dunkelrot, ergänzt durch ein pikantes Selleriepüree, das Ganze auf roter Bete drapiert. Dies üppige Farbigkeit habe er den Fotografien von Stamuli abgeschaut, erklärte René Zimmermann. Der Galerist, der unter diesem Künstlernamen fotografiert, zeigt Bilder von Paris, die wie abstarkte Gemälde wirken. Wieder sind es Hausfassaden oder Plakatwände, die er entdeckt, an denen achtlos vorübergegangen wird und die Zeugnis ablegen von menschlichem Tun.


Stamuli: Paris #1 und 2. Foto: MZ

Der Mensch steht auch im Mittelpunkt des Werkes von Philippe Hérard. Bekannt wurde der französische Maler durch Street-Art und durch seine absurden, witzigen und tiefgründigen Bilder, in denen er selbst immer wieder auftaucht, in den verrücktesten Situationen. Diese Bilder würden zur Nachspeise korrespondieren, sagt der Koch und serviert üppige Kuchen mit feiner Sahne-Fruchtfüllung.


Philippe Hérard: CENT-TITRES #12. Foto: MZ

Eine nachahmenswerte Idee ist das, ein Art-Dinner, das einen ganz anderen Zugang zu Kunst zulässt und alle Sinne betört.

Die nächsten Termine in der Galerie REINBERG sind ebenso spannend. Am 9. August um 19 Uhr geht es um die energie-autarke Galerie oder wie man mit der Energie der Sonne arbeitet. Am 16. August um 19 Uhr wird Falter-Herausgeber Armin Thurnher sein neues Buch präsentieren und über seine Einschätzung zu den aktuellen Strömungen in Politik und Gesellschaft Auskunft geben.

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