Ja so ein Zirkus!

Alles was man für einen gelungenen Zirkusworkshop braucht. Foto: SB

Zirkusworkshop im Waitzinger Keller Miesbach

Der Zirkus ist los – und zwar nicht in einem Zirkuszelt, einer Turnhalle oder an sonst einem anderen scheinbar passenden Ort. Nein, im altehrwürdigen Jugendstilsaal des Waitzinger Kellers in Miesbach. Dort fand die vergangenen drei Tage ein buntes Treiben mit Clown Pippo und 30 Kindern im Rahmen des Ferienprogramms Schlierachtal-Leitzachtal, statt.

Es ist Sommerpause im Kulturzentrum Waitzinger Keller, nur vereinzelt finden Veranstaltungen statt, das Haus atmet auf, bevor es im Herbst mit dem neuen Kulturprogramm weitergeht. Doch nicht an den vergangenen drei Tagen. Da herrschte reges Treiben im oberen Stockwerk. Schon im Treppenaufgang hörte man Kinderlachen und Krachen, man fragte sich, was dort los ist.


Der Jugenstilsaal wird zum Zirkuszelt. Foto: SB

Beim Blick in den großen Festsaal dann die Auflösung: 30 Kinder zwischen sieben und 12 Jahren springen, rollen, hüpfen und fahren durch die große festliche Halle. Bunte Tücher, Reifen, Ringe, Matten und allerlei andere Utensilien zieren den Boden und die Bühne, die sonst von Stuhlreihen und Bühnenkulissen gefüllt werden.

Der Clown im Zirkus

Es war wieder Zirkuszeit im Waitzinger Keller. Bereits zum zweiten Mal fand der Workshop im Rahmen des Ferienprogramms unter der Leitung von Clown Pippo, im normalen Leben Stefan Pillokat genannt, statt. Seit 1993 ist er professioneller Clown und Artist. Erst mit 29 Jahren machte er seine Ausbildung an der Schule für Clownerie und Artistik in Mainz, in welcher auch Workshops für und mit Kindern Teil des Lehrinhalts sind.


Ein Einrad im Festsaal? Ja, beim Zirkus schon. Foto: SB

Seit 22 Jahren ist Clown Pippo unterwegs und holt die Kinder in ihrem normalen Alltag ab, um ihnen die zauberhafte Welt des Zirkus zu zeigen. „Die Arbeit mit den Kindern ist wie eine Frischzellenkur für mich“, schwärmt der 58-Jährige. Zu sehen, wie diese sich völlig frei von allen Normen im Laufe des Workshops entfalten und Spaß haben, sei jedes Mal eine Bereicherung für ihn. „Wir müssen nirgends hin, aber dafür haben wir alle Möglichkeiten“, beschreibt Stefan Pillokat das Konzept, das eigentlich keines ist. Denn alles ergebe sich von selbst.

Zirkus ist Freiheit

Diese Freiheit, alles Vorhandene und sich selbst auszuprobieren und auch scheitern zu können, weiter zu machen oder wieder zum Anfang zurück zu kehren, diese Freiheit ist es, die den Kindern ein hohes Maß an Motivation gibt. In jeder Ecke des Saales im Waitzinger Kellers spielen sich andere Szenen ab: Da üben welche Teller drehen oder Jonglieren mit Tüchern, Bällen oder Ringen.


Teller drehen üben im Zirkusworkshop. Foto: SB

Dort wird Seil gesprungen und die vielfältigen Möglichkeiten mit dem Hulla Hoop-Reifen ausprobiert. Dazwischen liegen Bodenturnmatten in verschiedenen Größen, um Sprünge vom Trampolin oder Akrobatikfiguren wie Brücke, Handstand, einarmiges Rad, Kopfstand und Flick Flack abzufedern. Und als ob es das normalste der Welt wäre, fährt zwischen all den Szenerien ein Mädchen mit einem Einrad durch den Saal und übt ihre Kunststücke.

Begeisterte Zirkusschüler

„Ich wollte schon immer mal jonglieren lernen“, erzählt der achtjährige Lukas. Ob er es nun kann? „Ja und ich kann auf dem Trampolin einen Salto machen und Seilspringen“, erwidert er voller Stolz. „Ich werde mal Stuntfrau“, erzählt die gleichaltrige Lucia. Da ist die Teilnahme an einem Zirkusworkshop ja schon fast Grundvoraussetzung.


Die Zirkus-Shirts der Freundinnen entstehen. Foto: SB

Ihr Highlight: gemeinsam mit ihren Freundinnen Ayumi und Alva die unterste Reihe der Pyramide, also die solide Grundlage für das Gelingen der Artistennummer, bilden. Ayumi ist schon zum zweiten Mal dabei und hat ihre Freundinnen mitgebracht. Teller drehen, mit 3 Tüchern jonglieren – für die Mädchen jetzt ein Klacks. Ob sie aufgeregt sind vor der großen Aufführung? „Oh ja, aber das wird so cool“, antworten sie mit strahlenden Augen.

Die große Show

Am dritten Tag fügt sich nämlich alles was geübt, einstudiert und ausprobiert wurde zu einer großen Zirkusshow zusammen. „Zehn bis zwölf Nummern von Clownerie bis zur Pyramide reihen wir dann zu einer super Show aneinander“, erklärt Clown Pippo. Diese führen die Kinder ihren Eltern und Freunden dann vor. „Das ist das Highlight und alle sind immer ganz aufgeregt“, erzählen Laura Bobinger und Simon Kaiser. Die 22- und der 18-Jährige unterstützen Clown Pippo seit Jahren bei seinen Zirkusworkshops.


Laura Bobinger (l.) und Simon Kaiser (r.) unterstützen Stefan Pillokat bei den Zirkusworskhops. Foto: SB

Dass die Zirkusshow in einem solchen Saal wie im Waitzinger Keller stattfindet, macht es für alle Beteiligten noch schöner. „Mit der großen Bühne, dem professionellen Licht und Ton – das ist schon was Besonderes“, freut sich Stefan Pillokat. Die Einladungskarten für die Gäste gestalten die Kinder im Workshop selbst, genauso wie ihre T-Shirts für den Auftritt und als Erinnerung an die Zeit im Zirkus. Doch wer ist der Clown im Zirkus? „Das möchten eigentlich immer alle sein, deshalb wird ausgelost“, erzählt der Workshopleiter.

Unvergleichliche Freiheit

Dass gerade die Clownerie von den Kindern so geliebt wird, macht für ihn nur Sinn. „Das ist eine unvergleichliche Freiheit, weit ab von gesellschaftlichen Normen und ein völliger Bruch mit jeglichen Regeln.“ Als Clown Pippo erlaube auch er sich Dinge, die er im normalen Leben nicht tun würde. „Da spreche ich mit Menschen, wie ich es sonst nie tun würde. Der Clown ist der Nachläufer des Hofnarren, der dem König sagen durfte, du bist zu fett“, erklärt er.


„RigoL & tOrF“ beim KulturDinDin in Rosenheim. Foto: SB

Anders als Artist oder Schauspieler sei der Clown auch nicht an ein Szenario gebunden, was noch mehr Freiheiten bringe. „Wenn einer im Publikum hustet, kann ich einfach von der Bühne runter und zu ihm hingehen und auf den Rücken klopfen.“ Als „RigoL und tOrF“ tourt er gemeinsam mit seinem Kollegen Emmeran Heringer durch das Land und bringt den Menschen die großartige Komik und Leidenschaft der Clownerie näher. Im November 2025 sind die beiden auch wieder im Waitzinger Keller in Miesbach zu Gast (siehe Infokasten).

Zirkus ist wie Torte backen

Für die Kinder im Zirkusworkshop ist Clown Pippo sowieso der Größte. Dabei sind es für ihn jedes Mal die Kleinen, die ihn begeistern. Denn jedes Kind habe alles was es kann schon in sich, in seinen Workshops „können wir ihnen nur Tipps geben und sie unterstützen, das herauszufinden“, erklärt er.


Die Kinder dürfen sich kreativ ausleben. Foto: SB

„Das ist wie beim Kuchen backen: man hat die Zutaten und mischt sie zusammen und am Ende kommt eine wunderbare Torte heraus.“ Die fliegt bei der großen Zirkusshow hoffentlich niemandem ins Gesicht – oder doch? Wer das wissen will, sollte sein Kind nächstes Jahr im Sommer auf alle Fälle für den Zirkusworkshop im Waitzinger Keller Miesbach anmelden, denn die Plätze dafür sind verständlicherweise immer schnell ausgebucht.

Zum Weiterlesen: Travestie, Trachtler, Tango

„RigoL & tOrF“ kommen mit ihrem Clown-Theater für die ganze Familie am Sonntag, 23. November 2025 um 15 Uhr in den Waitzinger Keller Miesbach. Darin sind die beiden mal wieder verzweifelt auf der Suche und dabei geht einiges richtig schön schief. Atemberaubend Akrobatisches, herrlicher Schmarrn und fröhlich-skurrile Dauerangriffe auf die Lachmuskeln erwarten die jungen Zuschauer ab vier Jahren und Junggebliebenen an diesem Nachmittag. Der Eintritt kostet 12 Euro für Kinder und 18 Euro für Erwachsene. Tickets gibt es im Waitzinger Keller Miesbach unter Telefon 08025/7000-0 und ticket@waitzinger-keller.de sowie vor Ort im Ticketbüro.

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