Weihnachtsoratorium

Weihnachtsoratorium zum Fest der Erscheinung

Palestrina Motettenchor, Kammerorchester Tegernsee und Solisten unter Leitung von Sebastian Schober. Foto: Monika Ziegler

Konzert in Bad Wiessee

Jeder kennt es. „Aber heute war es ganz besonders schön“, bemerkt eine strahlende Besucherin beim Hinausgehen aus der katholischen Pfarrkirche St. Antonius in Bad Wiessee. Man hat es im Ohr, das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Aber die Aufführung der letzten drei Kantaten durch den Palestrina Motettenchor unter der Leitung von Sebastian Schober zum Dreikönigstag war in der Tat hochkarätig.

Der renommierte Tegernseer Chor glänzte in Feiertagsstimmung. 12 Männer und mehr als doppelt so viele Frauen umfasste der Chor an diesem Sonntagabend vor dem Fest Heilige Drei Könige, dem Fest Epiphanias. Und sie traten zum Fest der Erscheinung des Herrn mehr als in Erscheinung. Ihnen gelang ein bravouröser Zusammenklang, ein festlicher Wohlklang.

Kantate IV

Die letzten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums sollen in der Zeit zwischen Neujahr, dem ersten Sonntag nach Neujahr und dem Dreikönigstag zur Aufführung gebracht werden. „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“ heißt es in der vierten Kantate, in der der Eingangschor ermuntert, Gott zu danken. Der Evangelist, gesungen von dem jungen koreanischen Tenor Moon Yung Oh, berichtet von der Beschneidung Jesu nach acht Tagen.

Weihnachtsoratorium
Moon Yung Oh (l.) und Thomas Hamberger (r.). Foto: Monika Ziegler

Der Bassist Thomas Hamberger bringt in seinem akzentuierten Solo mit gefühlvoller Chor- und Streicherbegleitung die innige Verbindung zwischen Gläubigen und dem Heiland ausdrucksstark zu Gehör. Wunderbar unterstreichen Oboen und das Continuo die Interpretation von Priska Eser in der folgenden Sopranarie.

Echoarie
Angela Schütz (links stehend) und Priska Esser (r.) in der Echoarie. Foto: Monika Ziegler

Fröhlich schwingen sich Chor und Echosopran (Angela Schütz) in lichte Höhen, einfühlsam und fast klagend wirkt die Szenerie unter dem großen Christbaum und der Krippe. „Wohlan, dein Name soll allein“, schallt es vielstimmig durch die St. Antonius Kirche. Besonders beeindruckend gelingt Moon Yung Oh seine schnelle Tenorarie, die Zuversicht und Freude ausstrahlt. Der abschließende Choral jubelt kraftvoll und lobt den Namen Jesu.

Kantate V

Nun steht der Besuch der Weisen aus dem Morgenlande im Vordergrund. „Ehre sei dir, Gott, gesungen“ ist diese Kantate überschrieben. Festlich leitet der Chor mit Streichern, Oboen und Continuo die Freude über die Geburt des Herrn ein. Orchester und Palestrina Motettenchor treten unter Sebastian Schobers Dirigat in ein harmonisches, betörendes Wechselspiel ein, bei dem alle Stimmen eindrucksvoll ihre Wirkung entfalten.

St. Antonius
Voll besetzte Kirche St. Antonius in Bad Wiessee. Foto: Monika Ziegler

Nach dem Bericht des Evangelisten über die Ankunft der Weisen fragt Ute Feuerecker in ihrer klangvollen, klaren Altstimme begleitet vom Chor den König Herodes nach dem neugeborenen König der Juden. „Wir haben seinen Stern gesehen“ gelingt ihr höchst eindrücklich. Nach der Bassarie wird im Rezitativ des Evangelisten der Schrecken, der Herodes überfällt, in den Spitzentönen des Tenors besonders deutlich.

Ute Feuerecker wiederum lässt das Zittern des Herodes höchst dramatisch und ergreifend spüren. Das Terzett aus Alt, Sopran und Tenor mündet schließlich in den ergreifenden Choral der „Herzensstube“, die durch den Glauben des Menschen an Jesus Erleuchtung findet.

Kantate VI

Die letzte Kantate beginnt mit freudigem Jubelgesang des Chores unter triumphalem Trompeten- und Paukenklang. Große Instrumentalbesetzung begleitet den Chor „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“ und stimmt mit feierlichen Fanfarenklängen ein. Evangelist und Herodes erzählen den Schlussteil der Anbetung der Könige, wobei Herodes vorgibt, das Kind auch anbeten zu wollen. Zeigt sich da die „Falschheit“ des Herodes, wenn sein „und forschet eifrig“ eindrücklich erklingt?

Nachdem die Weisen das Kind mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenkten, nahmen sie einen anderen Weg, wie Moon Yung Oh eindringlich besingt. Den bekannten Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“ begleiten wieder Streicher, Oboen und Continuo. Zuletzt erinnert der festliche Schlusschor an die Überwindung des Bösen und feiert unter dem Einsatz des gesamten Orchesters die Größe und Herrlichkeit Gottes.

Weihnachtsoratorium
Anhaltender Applaus für alle Mitwirkenden. Foto: Monika Ziegler

Nach kurzer Stille löst ein langanhaltender Applaus in der Kirche St. Antonius die Ergriffenheit.

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