Upside Down

Die Welt steht Kopf

Christiane Ahlhelm, Thomas Jarzina und Lizzie Hladik eröffnen „Upside Down“(v.l.). Foto: MZ

Ausstellung mit Rahmenprogramm in Valley

Kunstdünger e.V. wird 25 Jahre alt. Das wird an diesem Wochenende gefeiert, insbesondere mit der Schaustellung „Upside Down“ und einer Reihe von Begleitveranstaltungen. Alles steht im Zeichen der Krisen von Corona über Kriege bis hin zu Trump.

Wie so oft, so auch hier, tolle Ideen scheitern an der Umsetzung. 25 goldene Luftschlangen sollten zeitgleich starten, um das Jubiläum gebührend zu feiern. Christiane Ahlhelm, Vorsitzende von Kunstdünger e.V., indes hatte Mühe die Luftschlangen voneinander zu trennen, lustig war es allemal und irgendwann starteten zumindest einige davon. Der Stimmung im Sudhaus Valley tat es keinen Abbruch, die zahlreichen Gäste setzten sich intensiv mit den Kunstwerken auseinander.

Zum Schmunzeln und Nachdenken

Lizzie Hladik und Thomas Jarzina hatten wieder einmal die Organisation der Ausstellung von Kunstdünger e.V. übernommen. Dieses Mal, so Thomas Jarzina, habe man angesichts der Weltsituation ein Motto gewählt. „Die letzten Jahre haben uns beeinflusst“, ergänzte Lizzie Hladik. Die gelungene Schaustellung in besonderer Atmosphäre beinhalte viele Botschaften, die es zu entdecken gebe, einige auch zum Schmunzeln, viele aber zum Nachdenken.

Upside Down
Genüsslich schließt Barbara Bertram die Augen: sie hat Baumwelse entdeckt. Foto: MZ

Zum Schmunzeln trägt Barbara Bertram mit ihrer Bauminstallation bei, in der ein Paar Baumwelse brütet. In ihrem Begleittext, den sie wohl aus alten Schriften gezaubert hat, erklärt sie diese besondere vom Aussterben bedrohte Fischart, die an der Mangfall in abgestorbenen Feigenbäumen anzutreffen sei.

Upside Down
Thomas Jarzina mit downside up. Foto: MZ

Gleich daneben hängt die Kopfüber-Schneiderpuppe von Thomas Jarzina, die sich unten spiegelt und als Sinnbild für unsere verkehrte Welt zu sehen ist. An der Wand sind Fotos aus einem Video zu sehen, in dem die Puppe sich bewegt, in einem Schwimmbad und in der Natur sich aufhält und ein Globus rollt auf sie zu und landet letztlich auf ihrem Kopf.

Upside Down
Lizzie Hladik mit Kopfüber. Foto: MZ

Kopfüber heißt auch das Acrylbild von Lizzie Hladik, dem sie das Draht-Mobile „Neue Perspektive“ hinzugesellt. In Kreisen, die die Weltkugel darstellen, sind Kopfüber-Figuren enthalten, deren Körperhaltung ihre emotionale Befindlichkeit ausdrücken. „Sie schauen von oben mit Abstand auf die Welt“, sagt die Künstlerin.

Upside Down
Manfred Lehner: Fünf Sterne Hotel. Foto: MZ

An der Wand und in den Fenstern sind Fotografien von Manfred Lehner zu sehen, „Big brother is watching us“ heißt eine Serie, ein Doppelbild hat den Titel „Fünf Sterne Hotel“, rechts das hell erleuchtete Nobelhotel, links auf dem Bürgersteig die Obdachlosen.

Upside Down
Robert Hagen mit All in my head. Foto: MZ

In den Blick fällt eine große Schreinerarbeit von Robert Hagen. Der überdimensionale Kopf aus Holz lässt sich öffnen und gestattet einen Innenblick „All in my head“ ist ein Übermaß an Informationen, die sich dort tummeln. Aber die Tür lässt sich schließen: „Lass ma mei Ruah“ ist dort zu lesen.


Saeid Ahmadi mit through history. Foto: MZ

Der aus der Ukraine geflüchtete Künstler Saeid Ahmadi beteiligt sich mit seinem großen Bild „through history“, in dem er einen Ritt durch die Geschichte darstellt und ergänzt mit zwei Skulpturen, die die heutige Zeit darstellen.


Lotte Koch mit upside down und Die 4 Jahreszeiten. Foto: MZ

An der Stirnwand ist unter anderem politische Fotografie von Fritz Schiel „Kampf im Wahlkampf“ zu sehen, bevor Reinhold Schmid sein Bild „Horizont“ bewusst schräg gehängt hat. Lotte Koch hat einigen ihrer Bilder, die auch verkehrt herum ihre Wirkung entfallen, ein Bild zum Thema „upside down“ hinzugesellt.

Einlassen und loslassen

Auf der Treppe finden sich Skulpturen von TOBEL und Stefanie Hahnzog hat eine interaktive Installation unter dem Titel „Atmen“ beigesteuert, in der sie um Einlassen ebenso wie Loslassen auffordert und daran erinnert, bei allem das Atmen nicht zu vergessen.


Michael Bachä Bachmann: Holztreppe abwärts? Foto: MZ

Michael Bachmann zeigt seine Fotografie „Holztreppe abwärts?“ im Flur und erst beim zweiten Blick erschließt sich die verkehrte Welt. Diese hat Simone Möller durch eine vorgeschaltete Glaskugel in ihren Fotografien realisiert und nennt das Ergebnis „Crazy World“.


Simone Möller mit Crazy World. Foto: MZ

Kunstdünger e.V. hat zusätzlich zu seinen Mitgliedern für diese Ausstellung auch Gäste eingeladen. Darunter Sandro „Antik“ Thomas, dessen Installation aus Spraydosen ins Auge fällt.

Eli Miklavcic: Hangin out. Foto: MZ

Die Fledermaus von Eli Miklavcic in „Hangin out“ hat wohl ihre normale Haltung eingenommen.

Normal indes scheint unter der Freiheitsstatue derzeit nichts zu sein. Agnes Wieser hat ihren Frust und ihre Wut in dieses Bild „Erlöst euch doch selbst“ eingearbeitet, ein kleines Hoffnungszeichen allerdings findet sich unten mittig.


Agnes Wieser mit Erlöst euch doch selbst. Foto: MZ

Außer den genannten Künstlerinnen und Künstlern sind Clara Bertram, Renate Döring, Sibylle & Gustav Kobus, Angela Randl, Ina Sordel und Thomas Wilke in der sehenswerten und botschaftsreichen Ausstellung zu sehen.

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Benedikt Horsthemke begleitet die Vernissage, aufmerksamer Zuhörer ist Bürgermeister Bernhard Schäfer (l.). Foto: MZ

Am gestrigen Abend gab es ein Konzert mit der Hardrock-Band proken. Darauf neugierig machte zur Vernissage Pianist Benedikt Horsthemke mit einem melodischen Song.

Die Ausstellung „Upside Down“ im Sudhaus Valley ist noch am heutigen Samstag von 14 bis 19 Uhr und am morgigen Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Am heutigen Samstag findet von 14 bis 16 Uhr ein Workshop mit Renate Döring „Don’t forget to hüpf“ statt. Am morgigen Sonntag lädt Anja Gild von 12 bis 14.30 Uhr zum Erzählworkshop „Geschichten teilen, Kunst erleben“ ein. Anmeldung unter gild.mpm@web.de.
Beide Workshops finden auf Spendenbasis statt.

Zum Weiterlesen: Christiane Ahlhelm auf Türkisch

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