Künstlerin Ulrike Lang

Künstlerin mit Tiefgang – Ulrike Lang

Die Liebe zu ihrer Heimat und ihre Wertvorstellungen vereint Ulrike Lang in ihren Bildern. Foto: Selina Benda

Künstlerportrait

Das Talent zum Malen liegt ihr in den Genen. Die tiefe Verbundenheit zu ihrer Heimat prägt ihre Arbeiten. Gerechtigkeit und Freiheit liegen ihr am Herzen. Ulrike Lang ist eine Künstlerin mit Tiefgang, die all ihre Werte in ihren Bildern vereint und damit einen neuen Lebensweg beschreitet.

„Ich bin eine Italienerin, mit europäischen Werten“, sagt die 47-Jährige, die mittlerweile seit zwölf Jahren gemeinsam mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Holzkirchen lebt. Ihre Heimat im Pustertal in Südtirol hat sie, zumindest gedanklich und seelisch, nie verlassen. „Ich sehne mich manchmal sehr nach den Bergen“, erzählt Ulrike Lang. Aufgewachsen in den Dolomiten, bestieg sie schon als Kind die höchsten Gipfel mit ihrem Vater. „Die Schönheit und Majestät der Berge – da wird man als Mensch bescheiden.“ Bereits Ulrike Langs Großvater war ein bekannter Alpinist und talentierter Maler. Neben der Liebe zu den großen Gesteinsmassiven, gab er auch seine Leidenschaft für Kunst an seine Nachkommen weiter. „Mein Vater hat ständig gezeichnet“, sagt die Südtirolerin.

Der andere Weg

Wie schon ihr Großvater, der Buchhalter, und ihr Vater, der Rechtsanwalt wurde, schob auch Ulrike Lang ihre künstlerische Leidenschaft beiseite. Obwohl sie schon in der Grundschule mit ihren Werken begeisterte, studierte sie nach ihrem Abschluss Jura. Auch, weil ihr die künstlerischen Vorbilder fehlten.

Kunst Ulrike Lang
Ulrike Lang faszinieren vor allem Menschen Foto: SB

„Mich faszinierten Menschen, ihre Gesichter und vor allem ihre Augen, als Spiegel der Seele.“ Schon als Kind machte sie sich viele Gedanken über den Grund ihres Seins und wollte die Welt ein Stückchen besser machen. Der Schritt Juristin zu werden entsprach dieser Einstellung. „Doch im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass Recht nicht immer mit Gerechtigkeit zu tun hat“, sagt die Künstlerin.

Im Herzen Künstlerin

In den Zeiten des Zweifels gewann ihre Leidenschaft zur Malerei zeitweise die Oberhand. Während ihres Studiums gründete Ulrike Lang mit dem New Yorker Künstler Jörg Madlener und einer weiteren Südtiroler Künstlerin die Künstlergruppe „CLOUD“ und stellte ihre Werke, etwa im Museum Ladin aus. Mit 30 Jahren verkauft sie einige ihrer Werke an einen Holzkirchner – und lernt so die „Liebe ihres Lebens“ kennen, wie sie selbst sagt. Sechs Jahre lang führte sie mit ihrem späteren Ehemann eine Fernbeziehung, bis sie sich entschloss, in München als Juristin Fuß zu fassen. Anstellungen in Kanzleien und Unternehmen folgten.

Kunst Ulrike Lang
Ihre Heimat in den Dolomiten spielt immer eine große Rolle in ihren Werken. Foto: SB

„Aber in mir hat immer das Verlangen gepocht, der künstlerischen Veranlagung ihren Ausdruck zu verleihen. Ich glaube nun, dass Talent auch die Verpflichtung mit sich bringt, es zu nutzen und damit vielleicht etwas zu bewirken.“ Nachdem sie aufgrund der drei Kinder bereits zuhause war, sah sie ihre Zeit gekommen. „Ich wusste, das muss ich jetzt machen, sonst bereue ich das irgendwann.“ In ihrer Kunst könne sie Dinge hinterfragen und über den eigenen Tellerrand hinausblicken, meint Ulrike Lang.

Ulrike Lang und ihre Vorfahren

Als Kind verbrachte die Künstlerin die Sommer bei den ladinischen Verwandten ihrer Mutter in Wengen (La Val) im südtiroler Gadertal und lernte diese als verschlossene, tief gläubige und hart arbeitenden Bauern und Handwerker kennen. Die Räter und Ladiner sind Völker, die aus der großen Ebene Norditaliens stammen und einst eine hochentwickelte matriarchalische Kultur besaßen. Sie wurden aus dem Mittelmeerraum vertrieben und breiteten sich überall in Europa aus. In den hohen, verborgenen Regionen der Dolomiten, bewahrte sich die rätoromanische Sprache und Reste der Kultur bis heute.

Kunst Ulrike Lang
Die Sagen der Ladiner inspirieren die Künstlerin. Foto: SB

Vor zwei Jahren stieß Ulrike Lang zufällig auf die „Ilias der Alpen“, ein komplexer Sagenschatz, der von den Ladinern zum Teil über Jahrtausende mündlich überliefert wurde. Dieser ladinische Nationalepos erzählt von dem untergegangenen Reich des matriarchalen Fanes-Volkes, das friedlich im Einklang mit der Natur lebte. Diese Geschichten sind eingebettet in die Berglandschaften der Dolomiten und bergen ein heute weitgehend verlorenes Wissen über heilige Orte, Quellen und Kräfte, die dort wohnen und walten. „Eine andere Seite der Ladiner kennenzulernen und gleichzeitig die Mosaiksteinchen eines einzigartigen Kulturschatzes, aus denen diese Dolomiten-Sagen bestehen, zu entdecken, finde ich spannend“, erklärt die Künstlerin. „Ich möchte diese Facetten bildnerisch darstellen und anderen etwas über die Ladiner, die kaum einer kennt, erzählen.“

Die Liebe zu den Dolomiten

Die Verzweigung der ladinischen Sagen und der Liebe zur Welt der Dolomiten, findet in Ulrike Langs Werken ihren Ausdruck. Alte Fotografien aus ihrer Familie dienen ihr dabei oft als Anhaltspunkt für ihre intensiven Portraits. Zwar überschreitet sie dabei die Grenzen der klassischen Figuration, schafft es aber, etwa in der Darstellung einer ladinischen Faneskönigin, eine beeindruckende Intimität herzustellen.

Ulrike Lang
Die Fusion von Abstraktion und Realität sowie eine herausstechende Farbigkeit zeichnen Ulrike Langs Kunst aus. Foto: SB

Die Fusion von Abstraktion und Realität gelingt ihr auch in den Darstellungen ihrer geliebten Berge. Von den zunächst stark erdigen Tönen hat sie sich mittlerweile einer herausstechenden Farbigkeit zugewandt, die ihren Werken an Intensität verleihen. „Ich möchte etwas erschaffen, das über mich als Menschen hinausgeht“, erklärt sie. Ihre Wertvorstellungen von Frieden, Gerechtigkeit und der Liebe zur Natur gibt sie auch an ihre Kinder weiter.

Eine vielschichtige Künstlerin

Mit einem ihrer Werke nahm Ulrike Lang deshalb auch an der wandernden Kunstausstellung „picture of the human rights“ Teil, die beim „Festival der Menschenrechte“ in Holzkirchen im Frühjahr 2022 gezeigt wurde. Die 30 Menschenrechtsartikel wurden von verschiedenen Künstlern in 30 unterschiedlichen Bildnissen dargestellt. Für Ulrike Langs Gemälde, welches den Artikel 26 „Das Recht auf Bildung“ zeigt, stand ihr jüngster Sohn Modell.

Menschenrechte Ausstellung Ulrike Lang
Ulrike Langs jüngster Sohn stand für das Bild Modell. Foto: SB

„Ich bin sehr stolz, damit Teil einer Bewegung zu sein, die eine solch wichtige Botschaft in die Welt hinausträgt.“ Der Mensch werde frei in eine Welt geboren, die ihm Fesseln anlegt, sagt sie. „So genau nimmt man es auch in Europa nicht mit den Menschenrechten. Aber hier besteht zumindest die Möglichkeit, diese vor Gericht einzufordern.“ Ulrike Lang hat viele Leidenschaften und verleiht diesen Ausdruck in ihrer Kunst. Damit lädt sie die Betrachter ihrer Werke ein, tief in eine Welt aus Mythen, Natur und Werten einzutauchen und sich von den aufkommenden Gefühlen hinfort treiben zu lassen.

Lesetipp: Ein Plädoyer für die Menschenrechte

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