Textilkunst

Der Stoff, aus dem die Bilder sind

Monika Häußler-Göschl (MHG): aus der Serie „Textile Kalenderblätter“ (Foto: Künstlerin)

Ausstellung in Holzkirchen

Monika Häußler-Göschl arbeitet mit Stoff, Papier und Materialien aus der Natur. Als studierte und sensible Künstlerin der Textilkunst hat sie ein feines Händchen dafür. Ein Querschnitt ihrer Arbeit ist derzeit im Holzkirchner KULTUR im Oberbräu unter dem Motto „Printed by Nature“ zu sehen.

Es muss nicht immer Öl, Acryl oder Aquarell sein. Die Natur hält genug Stoffe bereit, derer sich die Kunst bedienen und die sie sich zu eigen machen kann. Monika Häußler-Göschl zeigt dies eindrucksvoll in ihrer feinen Ausstellungen mit gut 30 Arbeiten, die das Foyer des Kulturhauses derzeit schmücken.

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Leicht und luftig hängen sie da, die Banner und die an Zweigen befestigten „Kalenderblätter“ und sie passen gut zum Sommer. Der brütenden Hitze war es wohl geschuldet, dass sich nur eine überschaubare Anzahl von Besuchern zur Vernissage einfand. Die aber beobachteten und lauschten interessiert, wie die Holzkirchner Künstlerin eine kleine Demonstration ihrer aufwendigen Arbeitsweise gab.

Textilkunst von der Pike auf gelernt und weiterentwickelt

Nach vielen Jahren Tätigkeit in der Textilbranche als Schnittdirektrice und Bekleidungstechnikerin ergriff sie während eines längeren Aufenthalts in London die Gelegenheit, in England Textilkunst zu studieren. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als freie Textilkünstlerin in Holzkirchen, wobei sie traditionelle Techniken mit zeitgemäßem Design verbindet.

Über das in Holzkirchen gezeigte Projekt „Printed by Nature“ sagt die experimentierfreudige Künstlerin: „Es geht mir um den Einsatz natürlicher Materialien zur Erzeugung von Drucken und Farben auf Papier und Stoff. Gerade durch meine frühere Arbeit in einer der ökologisch schmutzigsten Branchen habe ich ein Interesse am Einsatz natürlicher Farben entwickelt und viel ausprobiert“.

Mit der Natur durch das Jahr

Im Eingangsbereich sind zwölf textile Kalenderblätter zu sehen. Ein Jahr lang wurden in jedem Monat die Pflanzen zum Färben bzw. Drucken verwendet, die in diesem Monat am gleichen Ort zur Verfügung waren. Verschiedene Drucktechniken wurden verwendet. Alle Stoffe sind recycelt und bestehen aus Geschirrtüchern, Bettwäsche und Tischwäsche.

Textilkunst Kalenderblätter
MGH: Zwei Kalenderblätter. Foto: RS

Verarbeitet wurde das, was in dem jeweiligen Monat auf oder bei der Hütte in Tirol – dort befand sich das ideelle Zentrum des Projekts – gerade zu finden war. Während im Januar der Werkzeugkasten herhalten musste und Schrauben und Nägel verarbeitet wurden, konnte man im Sommer aus dem Vollen schöpfen: Brombeere, Johanniskraut und Frauenmantel bildeten eine opulente florale Basis für das Juni-Blatt.

Kontaktdrucke als lange Banner

Die Arbeiten im hinteren Bereich zeigen Kontakt-Drucke mit Naturmaterial auf Papier und Stoff, der im Idealfall auf beiden Materialien gleichzeitig passiert. Die Hintergrundfarbe kommt durch Naturfarben zustande, mit denen ein Stoff vorab gefärbt wird. Danach erfolgt der Druck der sogenannten Eco-Prints.

Textilkunst
MHG: Vier Kontaktdrucke auf Papier. Foto: RS

„Monika Häußler-Göschl ist stets unterwegs, immer wieder neue Stoffe zu erproben und ihre Möglichkeiten auszuloten, ein immerwährendes Experimentieren und Herausfinden, das hat mich so sehr fasziniert“, erklärte Bernhard Hobel, langjähriger Wegbegleiter der Künstlerin, in seinen einführenden Worten.

Und: „Auch wenn es scheinbar nichts Neues mehr zu gibt, ist es doch immer ihre eigene Inspiration, die Variationen von Bestehendem zu Neuem erschafft.“

Textilkunst
MHG: ohne Titel, Kontaktdruck auf Papier. Foto: RS

Interessant erscheint die Frage, welchem Bereich diese filigranen Arbeiten zuzuordnen sind, bewegen sie sich doch irgendwo zwischen Handarbeit, Kunsthandwerk und Kunst. Die Grenzen scheinen fließend zu sein. Was also unterscheidet den Handwerker vom Künstler? „Das zu machen, was ich will“, sagt sie dazu. Und dazu braucht es Freiheit. Und auch eine Sicherheit, die nicht eingrenzt und einengt. Die richtige Balance aus beidem ist anzustreben.

Ihr Credo: „Verlasse deine Komfortzone, um zu lernen und weiterzukommen. Auch wenn du es gut findest, musst du einen Schritt weitergehen.“

Die sehenswerte Ausstellung läuft noch bis zum 24. September zu folgenden Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 17 – 23 Uhr, Mittwoch zusätzlich 10 – 12 Uhr, Montag geschlossen.
Bitte beachten Sie, dass in der Sommerpause von 12.8. bis 9.9. das Kulturcafé und das Foyer geschlossen sind.

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