Rapunzel

Rapunzel – überraschend, witzig, schwungvoll

Das Kindermusicalensemble des FLTB. Probenfoto: MZ

Premierenprobe in Miesbach

Am kommenden Sonntag, 19. Oktober 2025 feiert das Ensemble der neuen Kindermusicalsparte des Freien Landestheaters Bayern seine Premiere mit „Rapunzel“. KulturVision durfte bei einer Probe dabei sein und erlebte eine witzige Inszenierung mit mitreißender Musik, überraschender Handlung, beiläufiger Botschaft, ein Erlebnis für Kinder und Erwachsene.

Es ist schon aufregend, wenn man von Backstage über die Bühne geht, dort mit dem musikalischen Leiter Stefan Delanoff und Melanie Renz, die die Hexe spielt, schwatzen und unten im Zuschauerraum neben der Regisseurin Julia Dippel, der Technik und Bühnen- und Kostümbildnerin Anne Hebbeker Platz nehmen darf.

Rapunzel
Anne Hebbeker, Julia Dippel und die Techniker vom Waitzinger Keller. Foto: MZ

Ich erfahre, dass es sich um eine deutsche Erstaufführung des Musicals, einer Originalproduktion als Auftragswerk von THEATREWORKS/USA, handelt, dessen Musik Michael Skloff geschrieben hat, Buch und Gesangstexte stammen von David Crane und Marta Kauffman.

Es habe nur eine Klavierfassung vorgelegen, sagt Stefan Delanoff, er schrieb die neue Fassung für Klavier, Bass und Schlagwerk, wobei die drei Musiker mit auf der Bühne sitzen. „Das ist uns wichtig, damit die Kinder sehen, es ist handgemachte Musik“, erklärt Melanie Renz.

Rapunzel
Musikalischer Leiter Stefan Delanoff. Probenfoto: MZ

Und schon springt Christophe Vetter als Erzähler auf die Bühne und berichtet, wie es zu dieser Geschichte aus dem Märchenbuch der Brüder Grimm gekommen ist. Die Hexe nämlich erwischt den armen Schuster beim Gemüseklauen und fordert das erstgeborene Kind der Eltern ein, das sie in einen Turm sperrt. Anfangs hält sich das Musical noch an das Märchen, später aber wird alles ganz anders, abenteuerlich und spannend, überraschend und natürlich geht es gut aus.

Rapunzel
Erzähler Christophe Vetter, Mutter Verena Eckertz, Hexe Melanie Renz und Vater Philipp Gaiser. Probenfoto: MZ

Das Musical erzählt das Märchen schwungvoll, mit einprägsamer Musik und Tanzszenen. Ganz wichtig ist das intelligente Bühnenbild von Anne Hebbeker, das aus drei dreikantigen Elementen besteht, die verschiedene Hintergründe liefern, wenn man sie dreht. Zuweilen wackeln aber auch die Wände und Julia Dippel ruft: „Bremsen rein!“

Es ist erhellend mitzuerleben, woran die Darsteller neben ihren eigentlichen Auftritten zu denken haben. Ganz am Ende beispielsweise, im Schloss, da muss einiges umgebaut werden, dazu Stühle schleppen und umkleiden und Julia Dippel ruft zu meiner Erheiterung: „Das kann Gaiser machen, wenn er nicht mehr blinkt.“

Philipp Gaiser nämlich hat mehrere Rollen zu spielen. Anfangs ist er der arme Schuster, später der Diener des Prinzen und am Ende spielt er ein Ungeheuer im Wald im schwarzen Kostüm mit Blinklichtern.


Hexe Melanie Renz und Rapunzel Larissa Hoffmann. Probenfoto: MZ

Als Diener hat er die schöne Aufgabe, die Hexe zu verführen um sie abzulenken, damit der Prinz sein Rapunzel befreien kann. Die Hexe ist nämlich gar nicht so schrecklich, sieht auch gar nicht hexenhaft aus, Melanie Renz spielt und singt sie voller Verve wie alle Darsteller, denen man die Freude an dieser Inszenierung ansieht.

Larissa Hoffmann ist das liebliche und ahnungslose Rapunzel mit dem riesenlangen Zopf, Thomas Hiermeier spielt und singt den Prinzen, der mit Rapunzel Abenteuer zu bestehen hat, obwohl er sich als Versager sieht. Er singt: „Als Held bin ich ne Niete.“ Zudem ist er kurzzeitig blind, denn die Hexe hat ihn verzaubert. Einmal erschrecke ich sehr, denn er marschiert stracks zum Bühnenrand und fragt das Publikum.


Rapunzel Larissa Hoffmann und Prinz Thomas Hiermeier. Probenfoto: MZ

Überhaupt werden die zu erwartenden Kinder immer wieder befragt, etwa: Was wünscht ihr euch denn? Und Julia Dippel ruft in Vertretung: Einhorn, Playmobil, Mischpult.

Ganz lustig wird’s als Rapunzel auf der Abenteuerreise ihr Haar verkauft, um eine Kutsche zu erwerben. Da sie ja im Turm aufgewachsen ist, hat sie keine Ahnung, was das ist. Endlich im Schloss angekommen erweist sich die Königin zunächst als wenig erfreut über Rapunzel. Verena Eckertz und Carolin Ritter wechseln sich in der Rolle und mehreren anderen ab.


Happyend. Foto: MZ

Das Musical vereint Witz und Botschaft in einer humorvollen, schwungvollen Handlung mit kindgemäßer Musik. Der Prinz ist gar kein strahlender Held, aber „Schritt für Schritt“ bewältigt er Hindernisse. Und die Hexe und die Königin finden als Mütter auch ihre Gemeinsamkeiten und letztlich kommt es zur Doppelhochzeit, Christoph Vetter hält das Herz über die beiden Paare. Und wenn sie nicht gestorben sind…

Premiere von „Rapunzel“ ist am Sonntag, 19. Oktober im KUBIZ Unterhaching. Karten gibt es hier. Am 28. Dezember ist das Musical im KUKO Rosenheim zu sehen. In Miesbach wird es erst am 21. November 2026 im Waitzinger Keller aufgeführt.

Zum Weiterlesen: Timmy entdeckt die Oper

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf