Bunte Vielfalt beim Kunstkreis Fischbachau

Feierte mit einer Vernissage seine diesjährige Ausstellung: Der Kunstkreis Fischbachau. Foto: Selina Benda

Ausstellung Kunstkreis Fischbachau

Von Acryl- bis Temperafarben reicht die Palette der diesjährigen Ausstellung des Kunstkreises Fischbachau. Doch nicht nur die Farbpalette ist divers, auch die Inspiration der insgesamt 17 ausstellenden Künstler und Künstlerinnen reichen von Meditation bis hin zu Klimawandel. Und nach vierjähriger Pause erfreuten sich sowohl der Kunstkreis als auch die Gäste wieder an einer Vernissage.

„Es ist eine ganze Zeit her, dass wir eine Vernissage hatten, umso mehr freut es mich, dass so viele gekommen sind und mit uns gemeinsam die neue Ausstellung einläuten“, begrüßte Brigitte Appelt die zahlreich erschienenen Gäste im Klostersaal Fischbachau.


Eröffneten die Ausstellung des Kunstkreis Fischbachau: (v.l.) Brigitte Appelt und Bürgermeister Stefan Deingruber Foto: SB

Nach vier Jahren pandemiebedingter Pause, feierte der Kunstkreis wieder eine Eröffnung, bei der die Künstler und Künstlerinnen selbst anwesend waren und ihre Werke erläuterten. Martina Holzer begleitete diese mit Werken aus Klassik und Romantik an der Harfe.


Spiegel von Susi Noll. Foto: SB

Es sei immer ein spannender Moment, wenn ein Werk den Ort seiner Entstehung verlasse, sagte Stefan Deingruber. „Den Künstlerinnen und Künstlern ist es wieder einmal gelungen, auf individuelle Art Stimmungen einzufangen und die eigene Interpretation von Alltagssituationen künstlerisch festzuhalten“, sagte der neue Fischbachauer Bürgermeister in seiner Eröffnungsrede. Er lud die Gäste ein, sich „auf die verschiedenen Farben, Materialien und eigenwilligen Kompositionen einzulassen“ denn, „über Weniges lässt sich so streiten wie über den Begriff der Kunst.“

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Fakt sei, dass „Kunst sich nicht einsperren lässt, sie bleibt unangreifbar“ und die Frage „Was kann Kunst?“ könne wohl nie abschließend beantwortet werden. „Was leistet Kunst?“ sei jedoch eine Frage, deren Antwort einfach wäre: Sie erreiche die Menschen da, wo Worte nicht vermitteln könnten und würde diese miteinander verbinden, was gerade in diesen Zeiten so wichtig sei. Stefan Deingruber dankte den Mitgliedern des Kunstkreis Fischbachau, dass sie „nicht müde werden, ihre Ideen in die Tat umzusetzen und den Mut aufbringen, ihre Kunst hier zu zeigen“.

Streifzug durch Gedankenwelten

Die Ausstellung lädt ihre Besucher auch in diesem Jahr wieder ein, einen interessanten und vielfältigen Streifzug durch die Gedankenwelten der Kunstkreis-Mitglieder zu genießen. Der älteste Künstler mit 80 Jahren überzeugt mit seinen filigranen Federkiel- und Tuschezeichnungen. Ricci Bernrieder bildet dabei nicht nur Kapellen und Höfe sowie die Natur seiner Heimat im Leitzachtal und Umgebung ab, sondern hat auch einen ganz speziellen Humor, welchen er in kleinen Karikaturen zum Ausdruck bringt.


Zeichnungen von Ricci Bernrieder. Foto: SB

Ihm gegenüber steht der jüngste Gast-Aussteller in diesem Jahr, der neunjährige Sohn von Maximiliane Scholz, welcher ebenfalls ein Werk zu den Bildern seiner Mutter hängen durfte. Sie selbst zeigt feine Zeichnungen in Bleistift und Pastellkreide, wobei nicht nur einmal unter den Betrachtern die Frage aufkam, welcher Herr für das anmutig wirkende Portrait „Rasta“ Modell stand.


Werke von Maximiliane Scholz. Foto: SB

Auf feine Linien, in mannigfaltiger Art und Weise miteinander verbunden, hat sich Susanne Dölling spezialisiert. Meditatives Zeichnen nennt sie ihre Arbeiten, welche mit Tusche, Aquarell- und Goldfarben und meistens in quadratischer Form entstehen und den Betrachter förmlich in ihren Sog ziehen – meditatives Betrachten quasi.

Kontinuität im Kunstkreis

Die langjährigen Mitglieder des Kunstkreises bleiben sich ihren Stilen treu. Wieder zu sehen die an den Kubismus angelehnten Werke von Viktoria Claudel, die sich aber vom Klein- nun zum Großformat wagte. Ihre Mutter, Marianne Hänsel, zeigt wieder eine schöne Auswahl ihres mit verschiedenen Techniken gemalten Streifzugs durch die Welt der Blumen. Brigitte Nevoles Werke in Acryl-Struktur orientieren sich in diesem Jahr vor allem an Blau- und Grüntönen und entführen an die Küste und in den Märchenwald.


Werke von Brigitte Nevole. Foto: SB

Mit Strukturpaste, Pastellkreide und Schlagmetall verführt Ursula Schwarzbauer in starkem Rot mit Goldakzenten die Betrachter ihrer Werke. Brigitte Appelt lässt sich von ihren jährlichen Aufenthalten in der Toskana inspirieren, zeigt etwa ein italienisches Dorf in Ölkreide und Aquarell, aber auch das griechische Pendant – nur in Temperafarben.


„Morgenlicht“ von Andrea Bahr. Foto: SB

Andrea Bahr zeigt ihre Fotografien auf Leinwand, beruhigende Bildnisse, in welchen die Natur selbst zum Künstler wird. Bärbel Wünsche hat mit zarten Farben und spezieller Mischtechnik die „Alpine Farbenwelt“ und eine „Bootshütte am Schliersee“ in Aquarell-Pastell abgebildet.

Unterschiedlichste Inspirationen

Tierporträtistin Lotte Schwenkhagen möchte mit ihren detailtreuen und lebensechten Konterfeis bedrohter Tierarten auf den Klimawandel und seine Folgen für Fauna und Flora aufmerksam machen. Wie etwa die Knautien-Sandbiene, welche in den Wiesen am Waldrand lebt und eine stark bedrohte Wildbienen-Art ist.


„Knautien-Sandbiene“ von Lotte Schwenkhagen. Foto: SB

Mit ihrem Werk „Letzte Generation im Netz“, einem großen Leinentuch mit einer Spinne im Mittelpunkt umgeben von Farbstrichen, möchte sie zudem die „Arbeit der Bewegung ‚Letzte Generation‘ achten“. Ihren Werken gegenüber stehen die der diesjährigen Gast-Künstlerin Jasmin Tuschl, die Papierfragmente übereinanderlegt, in Bilderrahmen vereint und diese beleuchtet. Futuristisch muten diese an, in knalligem grün oder mystischem schwarz oder als filigrane Scherenschnitte mit verschiedenster Formgebung.


Ein Werk von Jasmin Tuschl. Foto: SB

Von ihrem Glauben inspiriert, stellt Aquarellistin Susi Noll in diesem Jahr neben kleinen Werken in Farbe auch einen Spiegel aus, welcher einen besonderen Rahmen hat. Er zeigt die zehn Gebote in Reliefs aus Ton eingearbeitete Szenen aus dem Alten Testament, von links nach rechts angeordnet. „Das hat mir großen Spaß gemacht“, erzählt sie.


Holzobjekte von Rudolf Peukert. Foto: SB

Der einzige Bildhauer im Kunstkreis Fischbachau ist Rudolf Peukert, der neben einem Biber und einer Eule auch die Häupter mit Hut zweier Trachtler sowie einige Engel ausstellt. „Die waren jetzt lange genug bei mir zuhause“, lacht der Fischbachauer. Mit der Motorsäge arbeitet der Forstwirt nicht nur beruflich, sondern lässt seiner Kreativität an den verschiedensten Hölzern freien Lauf. Nach den groben Arbeiten mit großem Gerät, verfeinert er seine Kunststücke, etwa mit einem Stemmeisen.

Die zwei Neuen im Kunstkreis

Die zwei Neuen im Kunstkreis könnten nicht unterschiedlicher sein. Marie-Louise Lohrum zeigt ihr „Horoskop als Polychromie“, eine Art Portrait, welches für jeden Menschen auf dieser Welt nur einmal existiert. Denn aufgrund von Geburtstag, -zeit und -ort erstellt sie ein individuelles Radix-Horoskop, welches sie dann mittels 40 Farben den entsprechenden Sternzeichen, Planeten, Elementen und Häusern zuordnet.


„Horoskop als Polychromie“ der Tag- und Nachtgleiche von Marie-Louise Lohrum. Foto: SB

Antje Lauer hat sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Mit nachhaltigen Lack- und Ölfarben auf Papier schafft sie es mittels speziellen Pinsel- und Wischtechniken, täuschend echte Marmor- und Holzoptiken entstehen zu lassen. Dabei dienen ihr Naturmaterialien als Vorlage und in verschiedenen Schichten arbeitet sie die Grundlagen für ihre Kunstwerke heraus, wie etwa „Knocking on Heavens Door“.


„Knocking on Heavens Door“ von Antje Lauer. Foto: SB

„Vivien auf der Bühne“

Die Bühne im Klostersaal ist wie jedes Jahr einem einzigen der Ausstellenden gewidmet. Vivien Cahusac de Caux zeigt dort eine spektakuläre Retrospektive der vergangenen 40 Jahre ihrer künstlerischen Schaffenskraft. Die in Uganda geborene Künstlerin reiste in ihrem Leben viel in der Welt herum, schuf Werke in Nepal und Hawaii und nahm dabei vor allem sich selbst als Modell.


Selbstbildnis von Vivien Cahusac de Caux. Foto: SB

In verschiedenen Techniken und Stilen, auf Leinwand und Holz, mit Bleistift oder Acrylfarbe – auf fast jedem ihrer Bilder sieht man ihr Gesicht, ihren ganzen Körper oder Teile davon, am Strand, mit Freundinnen, nackt oder auf dem Fahrrad. „Vivien auf der Bühne“ zeigt sehr intime und persönliche Werke, welche teilweise zum ersten Mal in einer Ausstellung zu sehen sind.


Das Triptychon „Wer bin ich?“ der Künstlerin. Foto: SB

„Früher habe ich meinen Körper vor allem von Innen heraus wahrgenommen, als Form“, erklärt sie. Später hätte sie vor allem vor dem Spiegel ihre Selbstportraits gefertigt. Beeindruckend das Triptychon „Wer bin ich?“ im Zentrum der Bühne, ein seelisches Selbstportrait in gewaltigen Farben. Ein beeindruckendes Werk, welches sie nach einigen Jahren in Therapie malte. „Es basiert auf meiner Entdeckung der verschiedenen Teile von mir selbst, meiner Persönlichkeit, und diese habe ich versucht zu illustrieren.“

Lohnenswert also der Besuch dieser diversen und interessanten Ausstellung des Kunstkreis Fischbachau im Klostersaal. Diese ist noch bis 16. April täglich von 13 bis 19 Uhr kostenfrei geöffnet.

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