Eliot Quartett

Sternstunden des Streichquartettklangs

Eliot Quartett. Foto: Eliot Quartett

Konzert in Tegernsee

Die Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ ist wieder mit einem Konzert von höchster Qualität gestartet. Lange vorher ausverkauft waren die Karten für diese erste Veranstaltung, nach einem halben Jahr des Ausbleibens. Der – durch die Pandemie bedingten – reduzierten Zuhörerschaft war die Spannung und Erwartung anzusehen. Für viele war es der erste Konzertbesuch nach Monaten.

Mit großer Freude begrüßte Claus Cnyrim, der Vorsitzende des „Freundeskreises für die Förderung junger Musiker“, das gespannte Publikum und stellte das junge, aufstrebende Eliot Quartett vor.

Eliot Quartett

Die vier jungen Musiker, Maryana Osipova (1. Violine), Alexander Sachs (2. Violine), Dmitry Hahalin (Viola) und Michael Preuss (Violoncello), studierten an verschiedenen musikalischen Instituten, wie dem Moskauer Tschaikovsky Konservatorium, der Hochschule für Musik und Theater Leipzig und der Vancouver Academy of Music. Zum Quartett wurden sie im Jahr 2014, nachdem sie in kammermusikalischen Formationen sowie auch als Solisten tätig waren.

Aktuell werden sie bei Tim Vogel an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Frankfurt am Main und in der Meisterklasse von Günter Pichler, Gründer des Alban Berg Quartetts, an der Escuela Superior de Musica Reina Sofia in Madrid unterrichtet.

Den Schritt auf eine höhere internationale Ebene brachten mehrere Auszeichnungen im Jahr 2018: das Eliot Quartett erhielt den 2. Preis beim Mozartwettbewerb Salzburg, sowie den 2. Preis bei der Melbourne International Music Competition. Außerdem gewannen sie den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs mit drei Sonderpreisen, sowie den 1. Preis mit Sonderpreis für die beste Interpretation eines Werkes von K. Szymanowski bei der Karol Szymanowski Competition.

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Beethoven pur

Das nach dem Literaten Thomas Stearns Eliot benannte Ensemble hat einen starken Bezug zu Beethovens Quartettschaffen und bot in Tegernsee einen Kammermusikabend im Zeichen des Beethoven-Jahrs. Der Titel seines Programms „Der Anfang und das Ende“ umfasst exemplarisch drei der 16 von Beethoven komponierten Werke dieser Gattung. Diese stehen für drei Stilphasen: die frühen, die mittleren und die späten Quartette. Der Komponist nahm sich erst mit 30 Jahren dieser Form an, groß warfen Haydn und Mozarts Werke ihre Schatten.

Frühwerk

Das Eliot Quartett stieg mit lebensbejahendem Elan in die Energie des prägnanten Motivs des Allegro con brio (F-Dur op. 18 Nr. 1) ein. Dieses war 1801 das erste von Beethoven veröffentlichte Streichquartett und zeigte seinen frischen, warm tönenden Klang. Von Shakespeares Grabesszene aus „Romeo und Julia“ war Beethoven inspiriert als er das Adagio schuf: ergreifend sensitiv gaben sich die vier Musiker der gesanglichen, sehnsuchtsvollen Ausdrucksstärke bis zur Dramatik hin.

Nach so viel Affekt entspannten sie sich im ausgelassenen Schwanken eines synkopisch rhythmisierten Scherzo, um im Allegro die schwungartig, immer anders verarbeitete, wiederkehrende Melodie mit unterhaltender Spiellust im Tanz der Instrumente auszukosten.

Das „Podium für junge Solisten“ ist unser Kulturpartner. Hier erfahren Sie mehr.

Spätwerk

Beethoven schuf 1826 sein letztes Streichquartett, als würde er ahnen, dass op. 135 F-Dur seine letzte vollständige Komposition werden würde. So tiefsinnig und auf den Punkt bringend, kunstvoll und doch unaufwendig zieht er hier fast Bilanz. Diese Tonsprache wiedergab das junge Ensemble mit hochsensiblem Musizieren und bewundernswerter Meisterschaft, glasklar und schwerelos im Allegretto, noch geisterhafter im Vivace, dessen Trio im Kehr-Ostinato wieder erdete, unter den Girlanden der Violine.

Fünf musikalische Impressionen beleuchtete das Eliot Quartett im Lento assai e cantante tranquillo. Mit entrückender Schönheit erklangen Thema und Variationen und breiteten sich wie die Strahlen eines Sonnenaufgangs durch unterschiedliche Landschaften aus, von satten Wiesen über prächtige Wälder, von zerklüfteten Felsformationen über blühende Felder bis zu plätschernden Seeufern. Fragte sich Beethoven ob er hier abschließen sollte? Denn dem Finale setze er ein programmatisches Element voraus, ein musikalisches Innehalten kurzer, ernster Nachdenklichkeit und eine elanvoll bejahende Antwort. Dem daraus entstandenen, originellen letzten Sonatensatz entlockten die vier Musiker alle Nuancen, erfassten mit Gespür und in Vollendung die kontrapunktische Textur und den Musizierfluss zwischen Dramatik und Volkstümlichkeit.

Mittlere Schaffensperiode

Aus der mittleren Phase wählte das Eliot Quartett Beethovens monumentale op. 59 Nr. 1 von 1806 aus. Die Bedeutung dieses umfangreichen Werkes liegt auch darin, dass ab jetzt die Spielbarkeit den Bereich der Hausmusik überschreitet und das Niveau steigt, sodass Beethovens Quartette nunmehr ausschließlich professionellen Musikern möglich sind. Sensibel, bewegend und leidenschaftlich spielte das Eliot Quartett das Facettenreichtum der Anreihung vieler melodischer Gedanken des Allegro und Allegretto. Einfühlsam und emotional durchdrungen das klagende Adagio und als Höhepunkt ihres Könnens das finale Allegro in ausstrahlend übertragender Musizierfreude.

Das begeisterte Publikum wurde vom Eliot Quartett noch mit der Cavatine aus Beethovens Quartett op. 130, als eine von lyrischer, sanfter Sehnsucht getragener Zugabe, beglückt.

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