Blind date

Als Stargast mit Stefan Scheider beim Blind Date

Florian Schwartz, Rosi Konirsch und Stefan Scheider. Foto: Petra Kurbjuhn

Blind Date in Holzkirchen

Die Neuauflage des Blind Date mit BR-Moderator Stefan Scheider, Impromusiker Florian Schwartz und Coach Rosi Konirsch geriet zu einem großen Erfolg. Dazu trugen maßgeblich die vier Gäste bei, die tiefgründig und unterhaltsam über ihre Sorgen und Träume berichteten.

Bei der Premiere des neuen Formats der Reihe „anders wachsen“ im Januar 2020 war die Welt noch in Ordnung. „Dann gings Schlag auf Schlag, Corona, Lockdown, Impfstress, Klimakrise, Krieg, Energiekrise, Inflation“, startete Stefan Scheider, der bei BR24 tagtäglich über die schlechten Nachrichten vor einem Millionenpublikum zu berichten hat.

Lesetipp: Blind date mit Stefan Scheider

Jetzt aber stand er im FoolsTheater auf der Bühne und erläuterte sein Konzept. „Was ist Blind Date? Ein Experiment, meine Wenigkeit als Moderator und Sie als mein Stargast auf der Bühne.“ Das Publikum hatte sich beim Einlass entscheiden können, ob es mitspielt oder nur zuschauen möchte. Die Eintrittskarten der Mitspieler landeten in einem Hut, aus dem Stefan Scheider seine Gäste ziehen ließ.

Blind Date
Ein zahlreiches Publikum war in das FoolsTheater gekommen. Foto: Petra Kurbjuhn

Um aber die Sorge vor dem Auftritt zu nehmen, ließ der smarte Moderator erst einmal einen Film laufen, in dem seine Fehler, so als er gerade mal noch das Hemd in die Hose steckte, vor laufender Kamera gezeigt wurden.

Als erste Partnerin begrüßte Stefan Scheider Barbara aus Weyarn. Mit geübtem Blick stellte Stefan Scheider fest: „Du wirkst so aufgeräumt.“ Aber dennoch mache ihr einiges Sorgen, sagte die Umwelttechnikerin. Das sei neben den Auswirkungen der Pandemie vor allem der Klimawandel, alles gehe viel zu langsam. Und deshalb seien auch die Aktionen der Klimakleber verständlich.

Blind Date
Stefan und Barbara. Foto: Petra Kurbjuhn

Auf die Frage, ob sie sich der umgehenden Angst vor einem Weltkrieg anschließe, sagte sie: „Das glaube ich nicht, das sagt mir mein Gefühl.“ Aber sie sehe auch, dass der Kanzler Angst vor Russland habe. Dennoch, sie schaue für sich gelassen in die Zukunft, hinsichtlich des Klimawandels aber müsse mehr getan werden.

„Barbara, ich hab von dir geträumt, du wirkst so aufgeräumt“, sang Florian Schwartz, „aber eins liegt dir am Herzen, der Klimawandel macht dir Schmerzen.“ Tosender Applaus.


Stefan und Agnes. Foto: Petra Kurbjuhn

Mit Agnes hatte Stefan Scheider eine junge Frau auf dem Podium, die einen Spurwechsel von der Berufsberaterin zur Künstlerin vollzog und damit Erfolg hat. „Ich musste es tun“, sagte die Weyarnerin, „die Arbeit hat mir nicht mehr gutgetan und ich habe die Kurve gekriegt.“ Corona habe ihre Bilder verändert. Waren es früher eher Porträts, sind jetzt Überlagerungen zu sehen. „Man sieht nicht immer gleich was los ist“, meinte sie, aber so sei es im Leben, „alles ist verwoben“.

Die Künstlerin, die derzeit eine Ausstellung im Grünen Zentrum Holzkirchen hat, wünschte sich, mit mehr Menschen derselben Wellenlänge zusammen zu arbeiten, um nicht immer allein kämpfen zu müssen.

„Es müsste noch mehr Menschen wie dich geben, du bringst Farbe in unser Leben“, textete Florian Schwartz.


Impromusiker Florian Schwartz. Foto: Petra Kurbjuhn

Als Intermezzo fasste Coach Rose Konirsch die Aussagen der beiden Gäste so zusammen: „Man muss sich selbst treu bleiben, anpassen geht nicht auf Dauer.“ Jeder müsse seine Berufung finden und dazu gehöre auch einmal etwas Verrücktes, wie Socken in Pink (Stefan) oder knallrote Sneakers (Rosi) oder Glitzerschuhe (Flori).

Extravaganzen dürfen sein. Foto: Petra Kurbjuhn

Mit Richard aus München kam ein Mann auf die Bühne, der den Moderator zunächst aus der Reserve lockte, denn er sagte nur „Ja“ auf alle Fragen, was Flori in seinem Lied zu „Richard sagt zu allem ja“ verarbeitete. Im heiteren Beruferaten stellte sich heraus, dass er in der Online-Vermarktung tätig ist und dieses Geschäft in der Pandemie boomte. Schnell kam die Rede auf Familie und Richard räumte ein, seine beiden Töchter auch einmal anzubrüllen. „Sie bringen mich zur Weißglut.“ Dem Verhältnis aber habe das nie geschadet, denn als Resonanz kam: „Papa, das machst du, weil wir dir was bedeuten.“


Stefan und Richard. Foto: Petra Kurbjuhn

Sorgen um die Zukunft der Kinder mache er sich nicht, denn im Verhältnis zu anderen Zeiten gehe es uns doch blendend. Natürlich sei es furchtbar, was passiere, aber man müsse seinen Kindern vermitteln, wie sie in der Welt zurechtkommen. „Wir können uns verändern und es wird auch Lösungen für den Klimawandel geben“, sagte er. Sein Traum wäre eine Firma, die Werbung macht, ohne zu werben.


Rosi Konirsch und Stefan Scheider. Foto: Petra Kurbjuhn

Zur Kommunikation hatte Rose Konirsch im Intermezzo gemeinsam mit Stefan Scheider Tipps parat, wie Botschaft mit Optik und Sprache verbinden, denn das Publikum achtet zu mehr als 50 Prozent auf die Optik. Die berühmte eingespielte Nudelepisode von Loriot bewertete sie so: „Wenn die Nudel am Kinn eine Beziehung kaputt macht, dann ist es gut so.“


Stefan und Sepp. Foto: Petra Kurbjuhn

Mit Sepp aus Irschenberg zog Stefan Scheider einen Mann auf die Bühne, der seinen eigenen Weg gefunden hat. Der Biobauer sagte schlicht: „Wir sind zwei Generationen auf dem Hof, uns geht’s gut und wir sind glücklich.“ Er betonte aber auch, dass es vielen anderen Landwirten, die sich dem ständigen Wachstum verpflichtet fühlen, nicht so gut gehe und es gebe bei den Bauern viele Burn-outs. „Die Gesellschaft fordert günstige Preise, ist aber gegen Massentierhaltung“, stellte er die Diskrepanz dar und fügte an: „ich mache es anders.“

Das gibts nur bei Blind Date

„Der Sepp packts an, der Sepp ist unser Mann“, dichtete Florian Schwartz und attestierte „der Bauer mit Herz und Verstand.“

„Das gibt’s nur bei Blind Date“ fasste der Impromusiker den Abend zusammen und Stefan Scheider holte sich im Publikum die Resonanz: Unbedingt weitermachen!

Das unterhaltsame Format ist dazu angetan, die Sorgen und Träume wildfremder Menschen aus dem Publikum kennenzulernen. Stefan Scheider gelingt es, in seiner zugewandten, charmanten Art, die Menschen zu öffnen, die als Dankeschön nicht nur ein Glas Prosecco, sondern auch ein eigenes Lied von Florian Schwartz bekommen. Im Januar 2024 kommt die 3. Folge, versprochen.

Die nächste Veranstaltung im Rahmen von „anders wachsen“ findet am 5. Februar um 11 Uhr im FoolsTheater statt. Biobauer Markus Bogner aus Holz spricht zu „In welcher Gemeinde wir leben wollen“. Karten unter www.kultur-im-oberbraeu.de

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