Rätsel vom Kriegsende als Roter Faden eines Krimis im Heute

Autor von „Architekt des Todes“ Markus Herder. Foto: edition krimi

Neuerscheinung auf dem Buchmarkt

Eine offen gebliebene Frage aus der Geschichte-Facharbeit über die letzten Kriegstage 1945 im Tegernseer Tal treibt den Gmunder Markus Herder bis heute um. Sie wurde für den 42-Jährigen zum Ausgangspunkt seines Debüt-Krimis „Architekt des Todes“. Der spannende Thriller ist vor Kurzem erschienen.

Ein mysteriöser Anruf drängt den Studenten Henri Holmes zu einem nächtlichen Treffen. Doch vor Ort findet er die Leiche seines Gesprächspartners im Tegernsee. Für den ermittelnden Hauptkommissar Matthias Schweinberg wird er schnell zum Verdächtigen. Henri entdeckt bald eine Verbindung zwischen dem Mord und seiner Facharbeit über das Kriegsende im Tegernseer Tal. Eine gefährliche Jagd nach dem Mörder mit weiteren Toten, neuen Rätseln, verblüffenden Antworten und spannenden Situationen beginnt, um in einem überraschenden Showdown zu enden.

Ein Himmelfahrtskommando

Auch in der realen Facharbeit von Markus Herder und seinen vier Mitschülern geht es um Anfang Mai 1945 im Tegernseer Tal: Hierher hat sich die SS-Division Götz von Berlichingen zurückgezogen und weitere versprengte Wehrmachtseinheiten geistern herum, um über das Ende hinaus Hitlers Alpenfestung zu verteidigen. Zahlreiche Behelfskliniken, Lazarette und Krankenstationen sind über das Tal verteilt. Das schon in Gmund stehende amerikanische Militär bereitet einen Bombenangriff vor. Davon wollen einige mutige Männer die US-Truppen abhalten: Der Schweizer Vizekonsul Paul Frei, der deutsche Major Hannibal von Lüttichau und dazu die Gruppe aus Wehrmachtsoffizier Franz Heiss, Stabsarzt Dr. Karl Friedrich Scheid und Dr. Franz Winter als Dolmetscher, die als Parlamentäre das Stillhalteabkommen mit der SS an die US-Army überbringen sollen – ein Himmelfahrtskommando.

Cover Architekt des Todes
Cover: Architekt des Todes. Foto: edition krimi

Bis heute rätselt Herder, was mit Franz Winter passiert ist. Obwohl zuvor eine Kontrolle den Parlamentären den Weg freigegeben hatte, wurde am Franzosenhölzl am Nordende von Bad Wiessee auf sie geschossen. Heiss und Scheid schafften es trotz ihrer Verletzungen nach Gmund, doch Winter verschwand spurlos. Markus Herder erinnert sich: „Zu fünft – wir waren wohl das bisher einzige Team, das gemeinsam eine Facharbeit schreiben durfte – haben wir bei unseren Recherchen auch am Franzosenhölzl verschiedene Theorien über Winter entwickelt. Die wahrscheinlichste für uns war, dass die deutschen Truppen ihn geholt haben. Dem bin ich gefolgt.“ Die Facharbeit führte auch erst nach zehn Jahren zum Prolog für einen Roman.

„Architekt des Todes“ brauchte ein Jahrzehnt

Erst einmal galt es freilich, sich auf das Betriebswirtschaftsstudium in München und Kalifornien, den Berufsstart bei einem Kommunikationsdienstleister, die Gründung der Familie mit zwei kleinen Töchtern und den Umzug zurück ins Elternhaus in Gmund zu konzentrieren. So dauerte es mit Unterbrechungen und Neufassungen nochmal ein Jahrzehnt, bis das Buch fertig war. Dabei entstand quasi zwischendurch eine Rohfassung des Folgebandes, vor der Zweit- und Drittversion des jetzigen Romans „Architekt des Todes“.

Von realen Begegnungen inspiriert

Dabei bilden die Geschehnisse um Franz Winter nur den Aufhänger für den eigentlichen Inhalt, der in der Zeit vor ein paar Jahren angesiedelt ist. Natürlich gibt es in Herders Krimi auch Polizeibeamte, aber Herder erläutert: „Ich wollte nicht den klassischen Polizisten als Hauptperson, sondern mit dem jungen Wiesseer Henri Holmes jemanden, der in die Situation hineingeworfen wird und sich gegen einen unbekannten Gegner und die Polizei herauskämpfen muss.“ Außer der Herkunft aus dem Tegernseer Tal und dem Interesse an Geschichte haben Markus und Henri nichts gemeinsam. Doch viele der weiteren Protagonisten sind von realen Begegnungen und Ereignissen inspiriert: Der Schuldirektor, der Rechtsanwalt, der Geschichtslehrer, die Mitglieder der Facharbeitsgruppe. „Leute, die mich kennen, finden Züge vieler Personen aus meinem Umfeld wieder.“

Videos und Hintergründe zum Buch

Das gilt auch für viele Örtlichkeiten. Allerdings legt Herder Wert darauf, dass er keinen Heimatkrimi geschrieben hat, auch wenn das meiste an mehr oder weniger bekannten Stellen am Tegernsee geschieht.

In Videos für seine Homepage, für Facebook und für Instagram präsentiert der Autor Schloss Ringberg, Gymnasium Tegernsee, Bräustüberl, Franzosenhölzl mit Gedenktafel, Strandbad Kaltenbrunn und Henris Hüttenversteck. Dazu gibt es noch Hintergründe zum Buch.

Nächster Roman folgt

Der nächste Band spielt in München, nur mit Abstechern an den Tegernsee. Henri Holmes wird wieder unversehens in etwas aus der Vergangenheit hinein geraten, und Hauptkommissar Mathias Schweinberg wird ermitteln. Auch einige weitere Bekannte kommen vor. Außerdem gibt es ein paar Bezüge zum jetzigen Roman.

„Architekt des Todes“ von Markus Herder, 470 Seiten, edition krimi

Zum Weiterlesen: Unbändiger Hass im Idyll

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