A Christmas Carol

Was unsere Taten bewirken

Das Foolsensemble singt ein Weihnachtslied: Emil Ahlhelm, Christian Selbherr, Bernd Schmidt, Cathrin Paul und Daniel Rasch (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn

Theater in Holzkirchen

Gestern Abend hatte das Fools-Ensemble mit dem zeitlosen Klassiker „A Christmas Carol“ von Charles Dickens Premiere. Wir durften bei der Hauptprobe dabei sein und erlebten die berühmte und berührende Geschichte in einer tiefgründigen Inszenierung, die haften bleibt.

„Ich könnte den Baum abstellen und dann mit Energie reingehen.“ Emil Ahlhelm trifft die letzten Absprachen mit der Regisseurin Sarah Thompson, während das restliche Ensemble einen echten Durchlauf in Kostümen vorbereitet und sich im Künstlerzimmer schminkt. „Wenn ich nicht so fest dastehe mit dem Baum, dann kann ich besser agieren.“ Sarah Thompson ist einverstanden.

A Christmas Carol
Kurz vor Beginn hinter der Bühne. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Holzkirchnerin hat ihre erste Regiearbeit in ihrer Heimatgemeinde, nachdem sie in Regensburg und Rostock studierte und schon zahlreiche Theaterproduktionen erarbeitete. „Es ist das erste Mal, dass ich bei einem fertigen Stück Regie führe“, sagt die Theaterpädagogin, bisher habe sie sich die Stücke selbst erarbeitet. An der Weihnachtsgeschichte von Dickens fasziniert sie, dass es eine vermeintlich einfache Botschaft ist, sie aber wolle die tiefgründigen Facetten der verschiedenen Charaktere und des Gesellschaftsbildes herausarbeiten.

A Christmas Carol
Letzte Absprache vor der Hauptprobe: Regisseurin Sarah Thompson und Emil Ahlhelm. Foto: Petra Kurbjuhn

„In jedem Menschen steckt etwas Gutes, jeder kann sich ändern, wenn er die Augen öffnet und Vertrauen in sich hat“, sagt die junge Regisseurin. Letztlich sei es eine öffentliche Biografiearbeit, die dieser Geizhals Ebenezer Scrooge liefert. Und dass in jedem Menschen viele Facetten stecken, das wird deutlich, indem die Schauspieler auch mehrere Charaktere darzustellen haben.

A Christmas Carol für fünf Personen

Sarah Thompson hat das Stück komprimiert und auf fünf Personen reduziert. Diese knappe Version solle nun jährlich zu Weihnachten auf die Bühne kommen. Ihre Schauspieler hat sich die Regisseurin entsprechend der Charaktere gemeinsam mit Kulturhauschefin Ingrid Huber ausgewählt.

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Das Schattenspiel wird noch einmal justiert. Foto: Petra Kurbjuhn

Eine originelle Idee der Inszenierung sind zwei Schattenspiele, die vor dem Durchlauf noch einmal geprobt werden. Jetzt wird deutlich wie fokussiert und genau Sarah Thompson arbeitet. Ihr entgeht nichts und sie gibt klare und detaillierte Anweisungen, wo exakt die Figuren zu platzieren sind.

Ja nicht aufmucken

Und dann geht es los. Cathrin Paul als die arme Witwe Wilkens betritt das Büro des Geldverleihers Scrooge in der Hoffnung, dass er ihr noch einmal die Miete stundet. Sie spielt die Frau in ihrer Verzweiflung eindringlich und authentisch. Christian Selbherr als Bob Cratchit ist ein beflissener, fleißiger, ja nicht aufmuckender Angestellter, der sich nicht traut noch eine Kohle aufzulegen und lieber friert als seinem Arbeitgeber zu widersprechen. Bernd Schmidt kommt mit tief herunterhängenden Mundwinkeln als Scrooge durch die Tür und drückt mit seinem Mienenspiel die Unzufriedenheit und Kaltherzigkeit dieses Mannes aus.


Emil Ahlhelm, Bernd Schmidt, Christian Selbherr, Cathrin Paul und Daniel Rasch (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn

Natürlich haben weder Mrs. Wilkens noch der Spendensammler (Daniel Rasch) die geringste Aussicht auf Erfolg bei diesem Halsabschneider. Fröhlich pfeifend platzt Emil Ahlhelm als Neffe Fred herein, der sich wenig um die Zurückweisung des Onkels schert und ihm mit seinem geschmückten Weihnachtsbaum ein wenig Christfreude bringen will. Er stellt den Baum wirklich ab und jetzt versteht auch der mit Regiearbeit wenig vertraute Schreiberling, wie sich dadurch der Aktionsradius erhöht.

A Christmas Carol
Christian Selbherr und Bernd Schmidt. Foto: Petra Kurbjuhn

Und dann nimmt die Geschichte ihren bekannten Lauf, Scrooge wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert und muss einsehen, dass all seine Taten eine nachhaltige Wirkung hatten. Letztlich ist das die grundlegende Botschaft, die Sarah Thompson herausschält: Wir sind für alles, was wir tun aber auch unterlassen, verantwortlich. Daniel Rasch spielt den verstorbenen Kompagnon Jacob Marley in seiner Verkettung, die er sich selbst während des Lebens zufügte, eindringlich und warnend. Christian Selbherr, der Geist der Vergangenheit, bemüht immer wieder die Glaskugel, um Scrooge Einsicht in sein Leben zu gewähren und zu verstehen, warum er so wurde wie er ist.

Möge dein Geld dich warmhalten

Eine berührende Szene ist die mit Schwester Fannys Kleid, in der allein die Art der Berührung mit dem Ärmel tiefe Emotionen weckt. Auch das Auftauchen von Bell (Cathrin Paul), der Verlobten, weckt Gefühle in ihm, vor allem, als sie ihn frei gibt mit den Worten: „Möge dein Geld dich warmhalten.“

A Christmas Carol
Bernd Schmidt und Cathrin Paul. Foto: Petra Kurbjuhn

In einem fantastischen Kleid, das wie ein Weihnachtsbaum geschmückt ist, erscheint gleich Cathrin Paul noch einmal als Geist der Gegenwart und kann Scrooge ordentlich die Meinung sagen: „Was waren Sie für ein Ekel?“ Emil Ahlhelm als Geist der Zukunft spricht nicht und ist dennoch wirkungsvoll. Wie die drei Geister in so unterschiedlicher Weise von Vielredner über aufgedrehter Weihnachtsbaum bis hin zu meditativer Stille charakterisiert sind, ist bemerkenswert. Wir sind begeistert sowohl von der Inszenierung als auch der schauspielerischen Leistung und sicher, dass die Premiere ein rauschender Erfolg wird.

Eine dieser Veranstaltungen sollten Sie nicht versäumen: Samstag, 9.12., 20 Uhr, Sonntag, 10.12., 16 Uhr, Dienstag, 26.12., 18 Uhr Donnerstag, 28.12., 19.30 Uhr.Karten gibt es im KULTUR im Oberbräu.

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