Menschenbilder

Menschenbilder im Spiegel der Welt

Ekaterina Zacharova in ihrer Ausstellung in Prien. Foto: Sonja Still

Künstlergespräch in Prien

Ekaterina Zacharova erzählt in ihrer Ausstellung „Einklang und Umbruch“ in der Galerie Altes Rathaus in Prien am Chiemsee vom Dasein des Menschen rund um den Globus. Shanghai, Havanna, Kairo, Rosenheim – so unterschiedlich die Orte, so universell zeigt sie die menschlichen Situationen. Die Ausstellung fordert auf, über eine grenzenlose existenzielle Verbundenheit zu sinnieren.

Im Alten Rathaus von Prien am Chiemsee entführt derzeit eine Ausstellung die Besucher in farbintensive, erzählerische Bildwelten. Die Malerin Ekaterina Zacharova – in Moskau geboren, in Gmund am Tegernsee daheim – präsentiert eine Auswahl ihrer Werke, die durch Reisen in internationale Metropolen wie Shanghai, Havanna, New York, Paris, aber auch durch Begegnungen in Rosenheim oder am Chiemsee inspiriert sind. Mal setzt sie Alltagsmotive schrill-bunt, pulsierend, mal vergänglich und melancholisch ins Bild. Sie sprechen eine universelle Sprache. Jede Stadt wird in Zacharovas Bildern zur Bühne für das Menschsein im globalen Kontext.


Taking Off. Malecon-Havanna 2016. Foto: Sonja Still

Ein Rundgang mit der Künstlerin

Im Künstlergespräch am vergangenen Sonntagnachmittag führte Zacharova gemeinsam mit der Kuratorin Ingrid Fricke durch die Galerie. Trotz des heißen Wetters war das Publikum zahlreich erschienen, zeigte sich begeistert und bewegt, stellte viele Nachfragen.


Morgen. Pudong-Shanghai 2019. Foto: Sonja Still

Den Anfang macht eine junge Frau. Eine in Havanna. (Taking off, Malecon-Havanna 2016) Eine in Shanghai. (Morgen. Pudong-Shanghai, 2019). Eine in New York. (High Life, New York, 2014). Jede läuft durch ihre Stadt. Fast in ähnlicher Körperhaltung und doch wird klar, dass sich die Zeit in den Bildern anders bewegt. Systemkonform in Shanghai, rastlos in New York, durchsetzungsfreudig in Havanna. Jede ist in ihrem System zu Hause. Und doch sind es starke Frauenfiguren, die sowohl Verletzlichkeit als auch Erotik und Unabhängigkeit ausstrahlen.


High Life, New York 2014. Foto: Sonja Still

„Ich möchte zeigen, wie die Umwelt die Menschen beeinträchtigt“, sagt Ekaterina Zacharova. Es sind immer komponierte Bilder. „Ich male nicht, was ich sehe. Ich male, was ich spüre, wenn ich es sehe.“ Bis ihr Bild zum Gemälde wird, durchläuft es einen langen inneren Prozess. Skizzen, Notizen, kleine Zettel erfassen immer wieder ihre Gedanken, bis sie letztlich im Gemälde aufgehen. „Das kann Jahre dauern“, fügt Zacharova an.

Universelle Menschenbilder


Lost in translation, 2015. Foto: Sonja Still

Es sind keine realen Menschen, die sie portraitiert. Es sind Porträts des Menschseins. Da geht es zum Beispiel um Einsamkeit – (Einsam, München, 2013), (Morgen, Paris, 2019), (Lost in translation, 2015) – ein Gefühl, das wohl alle Menschen kennen und darum alle verbindet. Da geht es um Entspannung – im Jardin du Luxembourg in Paris (Jardin du Luxembourg, 2019) oder am Chiemsee. Es geht ums Unterwegssein in Kairo oder in Rosenheim. Mancher lacht auf: Was ist schneller – der Esel in Ägypten oder die Bahn in Deutschland? Dann gibt es eine allzeitgültige Darstellung von Mutter mit Kind. Eine fast ikonische Momentaufnahme, zufällig platziert in Havanna. (Mutter, Havanna,2016). Es könnte sie überall sonst auf der Welt geben.


Mutter in Havanna. Foto: Sonja Still

Die Kuratorin Ingrid Fricke nennt die Bilder „Ikonen des Seins im Strudel des Lebens“. Es sind Menschenbilder. Sie wirken wie archetypische Figuren, die für das Menschsein an sich stehen. Sie sind eingebettet in urbane Szenerien, doch ihr Blick, ihre Haltung, ihr Dasein verweisen auf das Allgemeingültige. Die Malerin schaffe so einen Dialog zwischen dem Individuellen und dem Universellen, zwischen persönlicher Erfahrung und globaler Existenz.

Verbunden im Sein


Ingrid Fricke und die Künstlerin vor „Satyr“. Foto: Sonja Still

Die Ausstellung verweist weit über die Grenzen des Sichtbaren hinaus. Sie ist eine Einladung, sich auf die Suche nach dem Menschsein im globalen Kontext zu begeben. Exotisch aufregend und berauschend sind die Kulissen, die Farben sprühen. Im Gespinst der Gefühle scheinen sich die Menschen verbunden zu sein. Das Triptychon „Satyr“, das gleich in der Eingangshalle der Alten Galerie den Blick auf sich zieht, bekommt am Ende der Führung von Künstlerin und Kuratorin eine neue Bedeutung: Es zeigt nicht nur tanzende, nackte Figuren. Es zeigt den Mensch letztlich als ein verletzliches und doch lichtvolles Wesen.

Die Ausstellung von Ekaterina Zacharova in der Galerie Altes Rathaus, Alte Rathausstr. 22, 83209 Prien am Chiemsee vom 24.05. bis 22.06.2025 ist von Mi- So 13 bis 17 Uhr geöffnet.

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