
Angst und Hoffnung bei der Jugend
Selina Benda, Nico, Ema, Emilia, Stephanie Kilian (v.l.). Foto: KulturVision
Neuer Podcast
Fünf Jugendliche aus der Mittelschule Miesbach sprechen in einem Podcast über ihre Gefühle. Diese Initiative von Selina Benda und Stephanie Kilian fand im Rahmen der Projektwoche „Angst und Hoffnung“ von KulturVision e.V. und der Miesbacher Stadtbücherei im Herbst 2024 statt und werden jetzt veröffentlicht.
In der Projektwoche gab es zahlreiche Veranstaltungen, die das Thema „Angst und Hoffnung“ generationsübergreifend und mit verschiedenen Formaten umsetzten.
Lesetipp: Angst und Hoffnung
Gemeinsam mit Michaela Göttfried, Lehrerin an der Mittelschule Miesbach war es möglich, Jugendliche der neunten Jahrgangsstufe zu ermutigen, über ihre Ängste zu sprechen. Daraus entstanden fünf Audiobeiträge, die jetzt vorgestellt wurden.
„Das ging ans Herz“, sagt die Leiterin der Miesbacher Stadtbücherei Stephanie Kilian. „Es ist sehr berührend, wie tiefgründig die Jugendlichen darstellen, was sie beschäftigt.“ Es sei aber auch deutlich geworden, dass sie einen Weg gefunden haben, wie sie damit umgehen können. „Erwachsene können sich davon etwas abschauen.“
Drei der fünf interviewten Jugendlichen: Ema, Emilia und Nico. Foto: KV
Auch Selina Benda, Vorstandsmitglied von KulturVision, die die Interviews führte, äußert sich begeistert, wie sich die Jugendlichen auf die Gespräche eingelassen haben. „Wir waren ergriffen, mit welchen Sorgen sie sich beschäftigen, aber auch welche Techniken und Einsichten sie haben, um wieder Hoffnung zu schöpfen.“
Die Ängste seien sich ähnlich und doch individuell, hat sie herausgefunden, oft gehe es um Verlustängste und um Selbstzweifel. „Es war schön, dass sie so offen und tiefgründig waren“, sagt sie.
Die fünf Jugendlichen, so erklärt die Interviewerin, hätten sich freiwillig gemeldet. Allen habe sie erklärt, worum es gehe und dann einzeln zu Interviews eingeladen. Die Fragen wurden nicht vorher besprochen, „wir wollten, dass sie spontan antworten und ihre persönlichen Erfahrungen erzählen“.
Diese Gespräche seien, abgesehen von einigen Schönheitsbearbeitungen, nicht verändert worden. „Wir haben uns in die Schnittprogramme eingearbeitet und alles in Eigenproduktion gefertigt“, erklärt Selina Benda.
Jetzt also liegen fünf etwa zehnminütige Podcasts vor, die auf den gängigen Portalen, sowie den Webseiten der Miesbacher Stadtbücherei, der Mittelschule Miesbach und KulturVision nacheinander veröffentlicht werden.
Am gestrigen Freitag, 6. Juni, wurde der Podcast „Gott macht keine Fehler“ von Ema freigeschaltet. Stephanie Kilian äußert sich begeistert: „Dieses Mädchen hat so viel Potenzial.“
Selina Benda interviewt Ema. Foto: KV
Ema erzählt, dass sie aus Bosnien stammend, seit fünf Jahren in Deutschland lebt. Sie habe Angst davor gehabt, dass sie wegen der mangelnden Sprachkenntnisse ausgelacht werde und sie sei anfangs auch ausgelacht worden und habe sich einsam gefühlt.
Jetzt aber habe sie eine Freundin und versuche nicht ständig daran zu denken, was andere über sie denken. Sie habe Vertrauen aufbauen müssen. Ihre früheren Ängste vor anderen Meinungen und Kritik haben sich verflogen, jetzt sage sie sich: „Ich bin wie ich bin.“
Selina Benda interviewt Emilia. Foto: KV
Nach Corona habe sie weiter eine Maske getragen, weil sie sich hässlich gefühlt habe, dann aber die Einsicht gewonnen: „Gott hat uns so erschaffen, Gott macht keine Fehler.“
Ema spricht auch über ihre Angst vor dem tiefen Meer und vor Dunkelheit. Selina Benda fragt, wie sie ihre Angst denn malen würde. „Schwarz“, sagt Ema. Hoffnung aber gebe ihr ihre Familie. „Ich weiß, es gibt immer am Ende ein Licht.“
Selina Benda interviewt Nico. Foto: KV
Die vier anderen Folgen werden jeweils am Freitag freigeschaltet. Dabei wird Elias über „Knochenbrüche und Opa Alfred“ sprechen. Emilia hat das Thema „Von coolen Tanten und Monstern.“ Sophia spricht über „Freundschaften, Glaube und Hündin Vroni“. Nico erzählt von „Prüfungen, USB-Sticks und anderen Orten“.
Es lohnt sich, sich in die Gefühlswelt der Jugendlichen einzulassen, zu hören, wie offen sie über ihre Probleme, ihre Ängste aber auch ihre Hoffnungen sprechen. Dieses Projekt öffnet Erwachsenen die Türen zu den oft verborgenen Räumen von Teenagern.