Das kleine Gespenst

Das Ungeheuer im Rathaus

Das kleine Gespenst (Judith Heimerl) mit Freund Uhu (Korbinian Langl). Foto: Ramona Meisl

Kindertheater in Holzkirchen

Mit einer perfekt inszenierten Vorstellung punktet das Sprechtheater des Freien Landestheaters Bayern. Unter der Regie von Ingrid Huber überzeugte die Premiere von „Das kleine Gespenst“ nach Otfried Preußler Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

Da stimmt alles, Auswahl der Szenen, aufwendiges, intelligentes Bühnenbild und Kostüme, schauspielerisches Können und die temporeiche mit vielen Details gespickte Inszenierung. Ingrid Huber hatte aus dem zauberhaften Kinderbuch eine kompakte Bühnenfassung erstellt, die in knapp einer Stunde die Geschichte vom Nachtgespenst von Burg Eulenstein nacherzählt.


Alles dreht sich um die Uhr. Foto: Ramona Meisl

So gern würde das Gespenst, das eigentlich jede Nacht zur Geisterstunde mit seinem Freund Uhu ein beschauliches Leben führt, einmal das Tageslicht sehen. Als das wahr wird, kommt Stimmung auf, denn das „Ungeheuer“ bringt die Stadt in ihrer großen historischen Feier anlässlich der 325-Jahrfeier der Belagerung Eilenburgs durch die Schweden gehörig durcheinander.

Den sieben Schauspielerinnen und Schauspielern nötigt das Stück einiges ab. Sie müssen in verschieden Rolle und damit Kostüme schlüpfen, beim Szenenwechsel die Bühnenbauten bewegen und neu arrangieren und das Ganze mit ordentlichem Tempo.

Insbesondre Judith Heimerl ist auch akrobatisch gefordert. Muss sich doch das kleine Gespenst permanent in Truhen oder anderen Verstecken ducken. Sie ist ein ganz liebenswertes Gespenst, sympathisch, neugierig, überrascht und die Kinder gehen voll mit, wenn sie sich plötzlich im Sonnenlicht findet und die Welt nicht versteht. „Es ist Tag!“ ruft es laut aus dem Publikum.


Detlef Dauer als Bürgermeister, Nora Heimerl als seine Sekretärin und Korbinian Langl als Polizeioberwachtmeister. Foto: Ramona Meisl

Ihr Freund Uhu Schuhu wird im stolzen Federkleid von Korbinian Langl (auch das opulente Bühnenbild) gegeben, der auch den Polizeioberwachtmeister Schmidt, auf das „Ober“ legt er größten Wert, spielt. Hier kann sich der junge Schauspieler in seiner Macht und Dienstbeflissenheit voll ausleben und jagt eifrig mit der Kelle über die Bühne. Auch der Bürgermeister Doktor Doppelmann ist sich seiner Würde bewusst. Detlef Dauer spielt ihn ebenso wie den schwedischen General Torstenson gewichtig und bühnenpräsent.

Seine Sekretärin Fräulein Kniesebein wird von Nora Heimerl beflissen und obrigkeitshörig gespielt. Sie stöckelt selbstsicher über die Bühne, haut in die Tasten der Schreibmaschine und ist auch ganz würdevoll das Burgfräulein Genoveva, Elisabeth Barbara.

Das kleine Gespenst
Bernd Schmidt als Lehrer Thalmeyer. Foto: Ramona Meisl

Grantig und nach Bier lechzend spielt Bernd Schmidt den Burggrafen Georg Kasimir, wechselt geschwind in Schwyzerdütsch als Uhrmacher Zifferle und kann als Lehrer Thalmeyer ganz gewichtig die historischen Feierlichkeiten dirigieren.

Das kleine Gespenst
Jutta (Martina Bramböck), Gunther (Julia Quaderer) und Lehrer Thalmeyer (Bernd Schmidt) jagen das kleine Gespenst. Foto: Ramona Meisl

Die Schüler Jutta (Martina Bramböck) und Gunther (Julia Quaderer, auch als Ritter in der Rüstung auf dem Podest stehend) ergänzen das Ensemble. Für sie hat die Regisseurin einige schöne Kleinigkeiten eingebracht, etwa, wenn sie durch die Stadt gehen, haben sie einen aufrollbaren Zebrastreifen dabei, mit dem sie Autos stoppen.

Auch diese Autos sind ein Regiegag – sie sind als Bauchläden gestaltet, mit denen die Schauspieler unter der Leitung des Polzisten mit Kelle und Trillerpfeife umeinander rasen. Als wäre das nicht Chaos genug, springt das kleine Gespenst auch noch herum und versetzt die ganze Stadt in Angst und Schrecken.


Detlef Dauer als schwedischer General Torstenson. Foto: Ramona Meisl

Ein Ungeheuer im Rathaus, heißt es, allerdings meint das kleine Gespenst, so gut wie im Rathaus habe es noch nie geschlafen, und es wird durch die Reihen des Publikums gejagt. Dieses sollte eigentlich mit Fähnchen bewaffnet dem Festzug zujubeln, insbesondere dem schwedischen General, gespielt vom Bürgermeister.

In all die Unordnung, die das kleine Gespenst nun verursacht, bringen die zwei Kinder wieder Ordnung, wer sonst?


Julia Quaderer (Gunther) und Martina Bramböck (Jutta) bringen die Sache ins Lot. Foto: Ramona Meisl

Und da sind sie wieder, der Burggraf, das Burgfräulein und der schwedische General, sie hängen wieder brav an der Wand und werden nur einmal in der Nacht lebendig, dann nämlich, wenn das kleine Gespenst wieder zur rechten Zeit wach wird und aus der Kiste steigt. Dann darf auch die Ritterrüstung zappeln und Laute von sich geben.

Begeisterter Beifall im ausverkauften FoolsTheater und danach viele Fotos mit den Schauspielern, die zur Freude der Kinder am Bühnenrand Platz genommen haben, sozusagen zum Anfassen.

Wer sich für eine der folgenden Aufführungen noch Tickets sichern möchte, sollte schnell sein, es gibt nur noch Restkarten für den 25.10. sowie 2., 16. (11 und 16 Uhr) sowie 22.11. jeweils 16 Uhr im KULTUR im Oberbräu. Am 26.10. um 16 Uhr ist „Das kleine Gespenst“ im Kulturzentrum Waitzinger Keller in Miesbach im Saal zu sehen, auch hier lohnt es sich, schnell Karten zu reservieren.

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