Klassik für Kinder

Wenn Musik der Kulturen verschmilzt

Andreas Haas als George Gershwin. Foto: Monika Ziegler

Klassik für Kinder

Im vergangenen Jahr lud Andreas Haas zu einer musikalischen Reise nach Russland ein, in diesem Jahr ging es nach Amerika. Und die Kinder im Waitzinger Keller folgten ihm und seinen Musikerkollegen voller Begeisterung. Kein Wunder, Konzept und Musikarrangements stimmen und reißen mit.

Kinder und klassische Musik? Jawohl, sagt Andreas Haas, Intendant des Freien Landestheaters Bayern und Flötist, denn Kinder sind neugierig. Und so entwickelte der Musikpädagoge seine Idee, mit dem Jungen Timmy die Welt der klassischen Musik zu entdecken.

Kinder einbezogen

Dazu schlüpft Andreas Haas in verschiedene Rollen. Er ist Timmy, er ist Onkel Peter, der seinen Großneffen zu einer Reise im Wohnmobil durch die USA einlädt und er ist Captain Kidd, Indianerhäuptling und George Gershwin. In seinen Erzählungen über die Entdeckung Amerikas und seine Besiedlung bezieht er die Kinder immer wieder mit ein.

Klassik für Kinder
Zu vier Veranstaltungen strömen Kinder aus dem Landkreis in den Waitzinger Keller. Foto: Isabella Krobisch

Und er lädt sie gleich zu Beginn zum Singen ein: „Old MacDonald had a farm“, wobei sie ganz nebenbei Englisch lernen, wenn es um die Bewohner der Farm geht. Cow, pig, chicken, usw. Sie hören aber auch Interessantes über die Geschichte Amerikas, wie die Menschen aus Europa in die neue Welt kamen und mit ihren Planwagen gen Westen zogen.

Klassik für Kinder
Andreas Haas illustriert seine Erzählungen mit Bildern. Foto: Monika Ziegler

Dabei erfährt Timmy beim Besuch eines Indianerdorfes, wie die Flöte entstand. Ein Specht nämlich pickte Löcher in einen Stamm und der Wind erzeugte eine Melodie. Als ein junger Indianer nach diesem Vorbild die Flöte nachbaute und spielte, gewann er das Herz der Häuptlingstochter. Auch von Goldsuchern ist die Rede, die die Sehnsucht, reich zu werden, nach Westen treibt.

Klassik für Kinder
Indianische Musik: Andreas Haas und Florian Eickhölter. Foto: Monika Ziegler

All die Geschichten, die Andreas Haas sehr kurzweilig erzählt, werden von der passenden Musik symbolisiert. Das Kammerensemble des Freien Landestheaters Bayern hat sichtlich Spaß daran, in kurzen Stücken amerikanische Musik zu präsentieren: Gabi Rossberger an der Oboe, Hans Ernst an der Klarinette und am Saxofon, Hanspeter Vogel am Fagott, Peter Ternay am Waldhorn und der Trompete, Philipp von Morgen am Cello und dem typisch amerikanischen Banjo, Peter Marino am Klavier und Florian Eickhölter am Schlagzeug.

Ausgefeilte Arrangements

Die von Matthias Haake verfassten punktgenauen und ausgefeilten Arrangements sind die perfekte Ergänzung zu den Erzählungen. Wir hören kurze Ausschnitte aus Antonin Dvořáks Sinfonie „Aus der neuen Welt“ und amerikanische Lieder aus dem 19. Jahrhundert, wobei die Kinder bei „Oh! Susanna“ begeistert mitklatschen.

Klassik für Kinder
Das Kammerensemble der FLTB. Foto: Isabella Krobisch

Dann geht es in die Südstaaten und die Kinder lernen den ersten schwarzen Komponisten der Musikgeschichte kennen: Scott Joplin, dessen Vater noch Sklave war und der sich selber das Klavierspielen beibrachte. Und die Kinder hören in einem pointierten Arrangement vom Matthias Haake, wie dieselbe Melodie bei Dvořák und bei Joplin klingt, festlich, getragen einerseits und rhythmisch, heiter andererseits.

Tänzer Andreas Haas

Die Symbiose von beiden Musikstilen führt Andreas Haas mit seinen Musikern am Ende der Reise in New York vor, wo wir auf George Gershwin stoßen. Er hörte der Musik der einfachen Menschen auf der Straße zu und kombinierte sie mit seinem Wissen der klassischen Musik. Ergebnis: die berühmte „Rhapsody in Blue“. Und bei „I got rhythm“ erleben wir Andreas Haas nicht nur als Musiker und Erzähler, sondern auch als Tänzer.

Klassik für Kinder
Timmy und die wichtigen Requisiten. Foto: Monika Ziegler

Timmy darf nicht nur seine Eindrücke mit nach Hause nehmen, sondern auch die Indianerflöte und symbolische Instrumente. Mit dem amerikanischen Nationalmarsch „Stars and stripes forever“ endet die unterhaltsame musikalische Entdeckungsreise, leider, möchte man sagen, denn sie macht nicht nur neugierig auf Musik in Amerika, sondern vermittelt kindgemäß Wissenswertes. Und sie zeigt, wie durch die Verschmelzung von Musik verschiedener Kulturen etwas Neues, Eigenständiges entstehen kann.

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