
Wolfgang Rossner: „Ich bin ein lupenreiner Autodidakt“
Wolfgang Rossner vor seinen Bildern aus der Serie „Kinderfreuden“. Foto: CS
Vernissage im Grünen Raum in Bad Wiessee
Seit 11. Juli sind im Grünen Raum in Bad Wiessee 18 Bilder des Holzkirchner Künstlers Wolfgang Rossner zu sehen. Die Schau trägt den Titel „Feelings“ und zeigt, wie der Autodidakt mit starken Farben und expressivem Stil Persönliches und Emotionales verarbeitet.
Große Bilder, bunte Farben und figürliche Darstellungen, die mal mehr, mal weniger abstrakt wirken – im Grünen Raum in Bad Wiessee hängen derzeit spannende Werke des Holzkirchner Künstlers Wolfgang Rossner an den Wänden. Gruppiert hat er seine Bilder, die in den letzten Jahren entstanden sind, in Trilogien: „Ich will damit die inhaltliche, aber auch maltechnische Verwandtschaft betonen“, sagt er.
Die Bilder „Resection“ und „Trauma“ aus der Trilogie „Zungengrund“. Foto: CS
Der ehemalige Ingenieur für Werkstoffwissenschaften, der lange für einen großen Münchner Konzern in der Forschung und Entwicklung tätig war, brachte sich die Kunst selbst bei. „Ich bin ein lupenreiner Autodidakt“, betont er mit verschmitztem Lächeln bei der Vernissage am 11. Juli, zu der zahlreiche Gäste erschienen sind. „Ohne eine erlernte Vorgehensweise zu malen, eröffnet mir einen großen Freiraum“, sagt Wolfgang Rossner. Es hätte aber auch den Nachteil, dass man sich alles selbst erschließen müsse.
Wolfgang Rossner entdeckte die Leidenschaft fürs Zeichnen als Jugendlicher
Entdeckt hat er seine Leidenschaft für die Kunst schon in jungen Jahren: „Es begann zu meiner Abiturzeit mit einer kleinen Initialzündung durch das Kopieren einer vergilbten Bleistiftzeichnung eines Onkels, der Porzellanmaler war“, erzählt er im Gespräch mit KulturVision. Dieses kleine Bild, das ein Schiff bei Mondschein auf einem See zeigte, faszinierte ihn. „Ich zeichnete es ab und merkte, dass beim Malen die Welt um einen herum keine Rolle mehr spielte.“
Wolfgang Rossner zeigt sein Skizzenbuch. Foto: CS
Schnell wurde aus dem Zeichnen eine Leidenschaft und er fokussierte sich zunächst auf Kohlezeichnungen in Schwarzweiß, „auch wenn das Leben damals eigentlich nicht so düster war“, scherzt er. Es folgten Ausstellungen mit den bekannten Schwarzenbacher Malern in der gleichnamigen Stadt an der Saale – der Heimat des Künstlers.
Während des Studiums und später im Berufsleben trat die Kunst zwar in den Hintergrund, doch wenn die Zeit es zuließ, malte er und entwickelte sich weiter. Erst in den vergangenen Jahren aber nahm er seine Ausstellungstätigkeit wieder auf – vor allem durch den Zuspruch seiner Familie und seiner Freunde.
Fröhliche Trilogien mit bunten Farben
Wolfgang Rossner verarbeitet in seinen Bildern Erlebtes und Empfundenes, daher auch der Ausstellungstitel „Feelings“. „Der Großteil der gezeigten Arbeiten beruht auf emotionalen Eindrücken aus meinem ganz persönlichen unmittelbaren Umfeld“, erzählt er.
Da ist zum Beispiel die Trilogie „Kinderfreuden“ aus 2023, in der er Szenen aus dem Leben seines Enkels zeigt, wie etwa Laufradfahren oder eine Fahrt mit der Sommerrodelbahn. Mit ihren starken Farben und den schwarzen Konturen wirken diese Bilder fast wie Comiczeichnungen – sie vermitteln Action und Lebensfreude.
Die Trilogie „Kinderfreuden“ als Fotodruck hinter Acrylglas. Foto: CS
Diese Serie ist gleich dreimal in der Schau in unterschiedlichen Medien vertreten: einmal mit Ölkreide auf Leinwand, einmal als Inkjet-Druck auf Papier und einmal als Fotodruck hinter hochglänzendem Acrylglas.
Gerade Letzteres sieht auf den ersten Blick ganz anders aus als die anderen beiden Varianten – auch aufgrund des gelben Farbfelds im Hintergrund, das jeweils von blauen Farbfeldern und in einem Fall von zwei grünen Farbfeldern flankiert wird.
Zwei Bilder der Trilogie „Jubelei“. Foto: CS
Fröhlichkeit drückt auch seine Trilogie „Jubelei“ mit den Bildern „Jubel“, „Trubel“ und „Heiterkeit“ aus. Darauf zu sehen: abstrahierte und konturierte Figuren in einem Farbenspiel aus Gelb, Blau und Rot.
Wolfgang Rossner greift auch ernstere Themen auf
Während die Bilder von Wolfgang Rossner schon aufgrund der Farben fröhlich wirken, thematisiert er auch Ernstes. In der Trilogie „Zungengrund“ zum Beispiel tragen die Bilder Titel wie „Trauma“ und „Resection“, die auf weniger erfreulichen Ereignissen in seinem Leben basieren. Mit dem Bild „Sinking“ greift er das Thema Flucht auf und erinnert an die vielen Toten, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben, im Meer ertrinken.
Das Bild „Sinking“ von Wolfgang Rossner. Foto: CS
Da die von KulturVision organisierten Ausstellungen im Grünen Raum unter dem Leitthema „Sehnsucht“ stehen, hat auch Wolfgang Rossner Bilder gewählt, die diesem Thema Ausdruck verleihen. „Am deutlichsten kommt dies in meiner Trilogie ‚Kinderfreuden‘ zum Ausdruck“, sagt er. „Viele Menschen sehnen sich im Laufe ihres Lebens hin und wieder nach der unbeschwerten und behüteten Zeit des Kindseins zurück.“
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