
Und plötzlich ist alles kunstvoll bunt…
Kunstvolle Graffiti Motive laden seit dem 15. August 2025 zum Verweilen, Betrachten, Staunen, und Fantasieren ein. Dank des Street-Art-Festivals „StreetArtig“ – zu sehen „Am Ladehof“ in Holzkirchen. Foto: Anja Gild
Festival in Holzkirchen
Eine bisher graue Wand verdeckte den Skatepark hinter dem Bahnhof in Holzkirchen. Seit diesem Wochenende haben Sandro „Antik“ Thomas und Felix Walter mit ihrem „StreetArtig“-Festival alles verändert. Kunst an der Wand– von ihrer schönsten Seite.
Sie skizzieren oder lassen ihrer Fantasie freien Lauf – Graffiti-Künstler und Fans, von mittelalt bis ganz jung, arbeiten mit Spraydosen in Türkis, Blau, Pink, Schwarz, Weiß – beim Festival „StreetArtig“ geht es um Graffiti. Um die Kunst, kunstvoll mit Spraydosen Kunst an die Wand zu sprühen. Was bisher grau war, wird bunt. Was bedeutungslos war, bekommt eine Botschaft. Sichtbar für alle. Sichtbar für lange Zeit.
Ein neues Kunstverständnis
Graffiti. Viele von uns verbinden dieses Wort mit den wilden Sprühereien an Brückenpfeilern, Stromhäuschen oder alten Mauern. Aber das hat sich geändert. Graffiti ist heute ein Kunstform im öffentlichen Raum, die am Kunstmarkt hohe Preise erzielt. Wandbilder, Wall Art – das sind die neuen Begriffe. Spätestens seit den Wandbildern des Künstlers Banksy in der Ukraine, die millionenfach gezeigt wurden, hat sich das Bewusstsein für Kunst an der Wand und ihre metaphorische Bedeutung gewandelt.
Felix Walter (links) und Sandro Thomas sind die Initiatoren von „StreetArtig“. Die „Bubblegun“ ist ein Symbol für ihr Weltverständnis. „Die Bubblegun tötet nicht, sie steht mit ihren Seifenblasen für Kreativität und Entstehung von Neuem. Sie ist also ganz das Gegenteil,“ erklärt Felix Walter. Foto: Anja Gild
Graffiti in Holzkirchen
Jetzt also auch Wandbilder, Graffiti, ganz offiziell in Absprache mit der Marktgemeinde, in Holzkirchen und zwar im großen Stil. Das StreetArtig- Festival ist ein absolutes Novum. Allein am Vormittag kamen über 60 Teilnehmende, Kinder mit Eltern sowie Jugendliche, die mithilfe von Schablonen, Sprühdosen und Highlightern (leuchtenden Filzstiften) kunstvolle Mini-Grafittis auf Papier zauberten. Dazu gab es von der Holzkirchner Tafel Essen und Musik mit DJ Steve Jobless und seinem Wohnwagen Soundsystem.
Gloria, Nelli, Isabel, Lena (v. l.) und ihre Mini-Graffiti Werke. Rechts sitzt Albena Bonen, Gruppenleiterin von W-HochDrei Wissen Werte Wir, einem Projekt für Intergration und gewaltfreies Zusammenleben auf Augenhöhe. Träger ist die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) gemeinnützige GmbH Alpenvorland. Foto: AG
Der achtjährige Karl aus Icking kam mit einem dicken Skizzenbuch, voll mit selbstgezeichneten Graffiti-Motiven. Er ist absoluter Graffiti-Fan! Mit Maske, Spraydosen und hoch konzentriert erweckt er die farblose Micky Mouse Figur zum Leben.
Foto: Anja Gild
Zeig was du kannst – von 12-99 Jahren
Am Nachmittag versammelten sich Street-Art-Künstler und -Künstlerinnen und solche, die es noch werden wollen. Mit Skizzen in der Hand, Zeichnungen auf dem Smartphone oder Ideen im Kopf schnappten sich Profis und Laien Spraydosen und legten los. Wie die Bilder entstehen, ist letztlich jedem selbst überlassen. Während Gerd-Hubertus Weidenbrücher-Britze sein Motiv Linie für Linie vorskizzierte und dann erst mit der Farbedose dem Motiv Leben einhauchte, entwickelte Agnes Wieser ihr Motiv Schicht für Schicht spontan – mit Grundkonzept im Kopf.
Gerd-Hubertus Weidenbrücher-Britze beim Skizzieren seines Motivs.Foto: Anja Gild
Der fertige Beitrag von Gerd-Hubertus: Eine Gans, die gechillt auf einem fliegenden Teppich der Hitze entflieht. Ein Sommermärchen. Foto: Anja Gild
Agnes Wieser entschied sich für ein starkes Frauengesicht in blau. Die Ornamentik ist ein Beitrag von Axel Berger. Ein Gemeinschaftswerk. Foto: Anja Gild
Axel Berger lebt von Graffiti. Er ist Kulturunternehmer aus Bad Tölz und betreibt ein Unternehmen für Graffiti, Videographie und Events. Hier zeichnet er eine Idee, entscheidet sich aber für ein anderes Motiv für die 100 Quadratmeter Wand in Holzkirchen. Foto: Anja Gild
Links das eindrucksvolle Werk von Axel Berger. Es zeigt den Spagetti-Esser, gesprayt nach der Vorlage des Fotos von Alfred Eisenstaedt aus den 1940er Jahren. Foto: Anja Gild
Nur wenig wurde dem Zufall überlassen
Die beiden Veranstalter Sandro und Felix achteten darauf, dass die Werke anspruchsvoll sind, mit Konzept und einer Botschaft dahinter. „Wenn wir jetzt an diese Wand Motive oder Worte sprühen, die nicht in ein Gesamtkonzept hineinpassen, besteht die Gefahr, dass sie wieder übersprüht werden,“ erklärte Sandro einer Gruppe von Aktiven, die (im Witz) vorgeschlagen haben, einen „Scheißhaufen“ an die Wand zu sprayen. Dafür gab es kein grünes Licht. Jeder, der mitmachte, zeigte oder sprach im Vorfeld über das jeweilige Konzept. Auch das Farbschema war vorher wohl überlegt. Spraydosen und Sprühaufsätze waren in Hülle und Fülle vorhanden. Übrigens sprayte die Gruppe mit den „Scheißhaufen“ dann dieses schöne Motiv:
Foto: Anja Gild
Die Initiative „Omas gegen rechts“, hier vertreten durch Esther, Sabine und Babsi (von links), wurden mit einem Stand zum Mitmachen eingeladen. Ihr Motto „Bunt“. Ein Bekenntnis zur Vielfalt und Toleranz. Der erste Besucher: Schreiner Ralf Kazek, der seinen Lieferwagen mit Graffiti verschönern liess. Foto: Anja Gild
Schreiner Ralf Kazek aus Irschenberg lässt zum zweiten Mal seinen Lieferwagen von Graffiti Künstlern gestalten. Hier fragt ein Junge, warum er denn die Fensterscheiben abklebe. Foto: Anja Gild
Ein junger Künstler macht sich beim Lieferwagen von Ralf Kazek ans Werk. Foto: Anja Gild
So sieht der Bus von Ralf Kazek nach Fertigstellung aus. Foto: Ralf Kazek
Das ist die andere Seite vom Lieferwagen – verzaubert durch Graffiti. Foto: Anja Gild
Mehr Impressionen vom neuen Graffiti-Kunst-Areal „Am Ladehof“
Sandro Thomas verwirklichte sich mit einer Figur an der Wand. Foto: Anja Gild
Teddybär neben Meerjungfrau. Foto: Anja Gild
Dieses Graffiti ziert schon länger die bisher graue Wand. Foto: Anja Gild
Diese beiden Motive zeigen: So verschieden ist das Leben. Foto: Anja Gild
Zum Weiterlesen: Ein LKW zum Bemalen und Sprayen