ScienceSlam meets Improtheater

Experiment geglückt

Die ScienceSlamer Oliver Fischer, Stefan Heberger, Astrid Schussmann, Bärbel Wagner (v.l.). Foto: MZ

Weyarner Kleinkunsttage

Zur Eröffnung der 12. Weyarner Kleinkunsttage hatte sich Organisatorin Anschi Hacklinger von MuKK e.V. eine Begegnung der besonderen Art einfallen lassen: „ScienceSlam meets Improtheater“. Keiner wisse was an diesem Abend passiere, klärte sie das Publikum auf.

„Ihr seid mutig, wir sind es auch“, meinte die Weyarnerin in der voll besetzten WeyHalla. Das Motto des Abends sei „Lust am Scheitern“. Diesem Motto wurde der Abend keineswegs gerecht, Zuschauer und Mitwirkende amüsierten sich königlich allein und miteinander und lernten ganz nebenbei noch eine Menge alltagstaugliche Dinge.

Einheimische Experten

Das ist der Sinn des Science Slams, bei dem Experten komplizierte Sachverhalte verständlich und unterhaltsam darbieten. Anschi Hacklinger hatte einheimische Experten ganz unterschiedlichen Coleur eingeladen, in genau fünfminütigen Beiträgen Wissenswertes aus ihrem Berufsleben vorzustellen, als da sind Medizin, Brückenbau, Kaminkehren und Steuerberatung.

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ScienceSlam meets Improtheater
Zunächst körperliche Bewegung. Nadja Tamas macht es vor. Foto: MZ

Den Gegenpart lieferten die drei Schauspieler von efa, Kurzform von Ecstasy für Arme mit Florian Schwartz am Klavier. Nadja Tamas, Anton Margraf und Max Ott zeigten unverzüglich wo es beim Improtheater langgeht, nämlich durch Mitmachen. Körperliche und geistige Bewegung ist angesagt und das Ganze möglichst schnell, das Publikum hat Vorgaben zu liefern. Und dann legen die drei los.

Fett gegen Sojaburger

Zu Hochform laufen die drei Schauspieler in der Begegnung mit den Vortragenden auf. Stefan Heberger, Allgemeinarzt, stellte das Dilemma Abhängigkeit von Herzinfarktrisiko von Cholesterin vor, teilte mit, dass statistisch gesehen im Jahr neun Weyarner einen Herzinfarkt erleiden, Grund: Schweinsbraten. Im Improtheater lief die Kontroverse dann so: Fett gegen Sojaburger und wer blieb übrig? Klar.

ScienceSlam meets Improtheater
Max Ott und Anton Margraf. Foto: MZ

Mit ihrer Erklärung über den Steuerwirrwarr bei Eiern lieferte Bärbel Wagner einen Beitrag, bei dem sich das Publikum bog vor Lachen. Wussten Sie, dass Sie für ein ausgeblasenes Ei 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen, für eins mit Inhalt aber nur sieben Prozent. Auf ungelegte Eier indes werde keine Steuer erhoben.

ScienceSlam meets Improtheater
Florian Schwartz, Max Ott und Anton Margraf. Foto: MZ

Das Publikum wünschte sich zu diesem Beitrag „Salzbergwerk“ und die drei Mimen lieferten sofort eine steueroptimierte Führung im Bergwerk, bei der es Eier mit Salzkruste zu bestaunen gab.

Unkontrollierter Brand

So prickelnde Begriffe wie Brandsicherheit, Feuerstättenschau und Feuerungsanlagenverordnung erläuterte Kaminkehrermeisterin Astrid Schussmann, die ob der vielen Kunden im Publikum leicht nervös war, wie sie zugab. Aber aus ihren Erklärungen, beispielsweise zum unkontrollierten Brand, machte efa eine irrsinnig komische Szene. Bei Pierre und Mireille brodelt es heiß, aber leider spricht permanent der Ofen dazwischen: unkontrollierter Brand.

Hängebrücke in Weyarn

Technisch-wissenschaftlich-unterhaltsam präsentierte Oliver Fischer die Grundzüge des Brückenbaus. Ganz einfach, geht es doch nur um Zug, Druck und Biegung oder um Seil, Boden oder Balken. Der Ingenieur liefert eine innovative Idee für die kaputte Weyarner Brücke: Einfach umdrehen und eine Hängebrücke draus machen. Die Antwort von efa? Ein Lied: „Fünf Brücken“, in das sie alles einbauen, was an Fachbegriffen fiel.

ScienceSlam meets Improtheater
Nadja Tamas und Anschi Hacklinger (v.l.) ziehen die Publikumsfragen. Foto: MZ

Nach der Pause beantworteten die Experten Fragen aus dem Publikum, die Anschi Hacklinger und Nadja Tamas aus einem Sack zogen. So die Frage, warum es keine Katzensteuer, wohl aber eine Hundesteuer gebe. Man solle keine schlafenden Hunde wecken, meinte Bärbel Wagner schlagfertig.

Millimol tut so wohl

In einem Musical, im Krankenhaus spielend, brachten Nadja Tamas, Anton Margraf und Max Ott alles unter, was an Begriffen gefallen war. Am meisten aber hatte es ihnen „Millimol“ angetan, die Maßeinheit der Stoffmenge, die Stefan Heberger mehrfach bemüht hatte. „Millimol tut so wohl“, schwelgten die drei, switchten zum Herzinfarkt und Kachelofen, zur Tanzsteuer und Brückensicherheit.

Experiment gelungen, auf ganzer Linie.

Heute gibt es bei den Weyarner Kleinkunsttagen um 15 Uhr „Planet Willi“ – eine Lesung für Kinder mit Birte Müller, um 20 Uhr „Wo ein Willi ist, ist auch ein Weg“ Lesung mit Birte Müller. Morgen, 17.3. um 10.30 Uhr gibt es einen Frühschoppen mit Hans Reidels Big 9. Die Abendveranstaltung „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“ ist ausverkauft.

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