Wasser

Ermahnung zur Bescheidenheit

Professor Dr. Peter Wilderer. Foto: Petra Kurbjuhn

Fastenpredigt „Wasser“ in Holzkirchen

Zum Abschluss und als Höhepunkt der Reihe Fastenpredigten „Sind wir noch zu retten?“ von „anders wachsen“ sprach mit Peter Wilderer, ein weltweit anerkannter Experte zum Thema „Wasser“, vor 80 Besuchenden in der Kapelle zur Heiligen Familie.

Passender könnte die Veranstaltung nicht sein, führte Matthias Striebeck den Redner ein, denn gerade sei die Weltwasserkonferenz zu Ende gegangen. Der evangelische Pfarrer, eigens aus dem Allgäu angereist und vormals in Neuhaus tätig, kündigte mit dem emeritierten Professor den einzigen Forscher an, der den Wasser-Nobelpreis aus den Händen König Gustafs erhalten habe. Peter Wilderer habe sich zeit seines Lebens mit Wasser auseinandergesetzt.

Wasser
Der evangelische Pfarrer Matthias Striebeck. Foto: Petra Kurbjuhn

Zugang zu sauberem Wasser

Dieses Expertenwissen teilte dieser in der lebendigen Fastenpredigt mit dem Publikum. Zunächst aber verkündete er sein Verständnis einer Fastenpredigt als eine Ermahnung mit Wasser bescheiden, mit Frohsinn und verantwortungsvoll umzugehen. In diesem Sinne behandelte er die Frage, wie die zwei Milliarden Menschen, die bisher keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, aus ihrer Misere befreit werden können.

„Bis 2030 sollen allen Menschen auf der Erde einen freien Zugang zu sauberem Wasser haben.“ Dies habe die UNO 2015 beschlossen. „Inzwischen reden wir von 2.3 Milliarden und dass wir das Ziel in den verbleibenden sieben Jahren erreichen werden, ist reines Wunschdenken.“

Lösungen für das Wasserproblem

Peter Wilderer zeigte Möglichkeiten auf, die zu einer Lösung des Wasserproblems in Afrika, Südamerika, Südostasien und Indien führen, wobei einige der Möglichkeiten bereits verwirklicht wurden. Es zeigt sich zudem, dass man von der Natur einiges lernen kann.

In den Industriestaaten wird Trinkwasser, wie in Holzkirchen, direkt aus Grundwasservorkommen gewonnen. In den meisten Fällen muss das Wasser allerdings über weite Distanzen durch Fernleitungen herbeigeführt werden. So gewinnt München das Wasser seit dem Jahr 1883 aus den Hangquellen im Mangfall-Tal.

Appell zur Vorsicht

Bei der Nutzung von Grundwasservorkommen muss man heute, in einer Zeit des raschen Klimawandels, sehr behutsam und verantwortungsvoll vorgehen. Langfristig ist diese Nutzungsart nur verantwortbar, wenn die Entnahme im Gleichgewicht mit der Grundwasserneubildung steht. Angesichts der Unwägbarkeit der Höhe der künftigen Niederschlagsmengen ist Vorsicht anzumahnen. Dieser Apell geht auch und besonders an die Landwirtschaft.


Lebendiger Vortrag des Wissenschaftlers. Foto: Petra Kurbjuhn

Der Kauf der Entnahmerechte für die Nutzung der Grundwässer im Altmühltaler Treuchtlingen durch die Supermarktkette ALDI-Nord sei kritisch zu beurteilen, sagte der Redner, ebenso der Bereitschaft der Kunden in Supermärkten, die in Flaschen gefüllten Mineralwässer kaufen. Das Leitungswasser in Holzkirchen habe große Ähnlichkeiten mit Mineralwasser.

Wasser in Indien und Singapur

Das in Flaschen abgefüllte Wasser müsse nicht notwendigerweise aus Grundwasservorkommen stammen. Dazu brachte der Wasserexperte zwei Beispiele. In Indien hatten Frauen Flusswasser mit modernen Reinigungsmethoden bis zur Trinkwasserqualität aufbereitet und verkauft. In Singapur wird das städtische Abwasser bis zur Trinkwasserqualität aufbereitet und das Regenwasser in dem alten, nicht mehr benutzen Hafenbecken als Trinkwasserreservoir gespeichert.

Lösungen von der Natur abzuschauen, sei eine weitere gute Idee, sagte Peter Wilderer. Der in Wüsten lebende Nebelkäfer sammle den Tau ebenso wie die Kanarische Kiefer. Diese Beobachtungen hätten zur Entwicklung von dreidimensional gewobenen Netzen aus hydrophob/hydrophilem Material geführt, die Tau sammeln und zur Trinkwasser-Versorgung von Dörfern und kleinen Städten eingesetzt werden.

Wasser
Blck in die Kapelle. Foto: Petra Kurbjuhn

Es hilft „der Natur auf’s Maul zu schauen“, sagte der Redner. Immerhin habe die Natur es über die zurückliegenden fast vier Milliarden Jahre geschafft, das Leben auf der Erde zu erhalten. Das Zauberwort dazu laute: Selbstregulation. Und diese geschehe insbesondere in Wäldern.

Naturbelassene Wälder seien nicht nur eine wichtige Senke des klimarelevanten CO2, betonte Peter Wilderer. Sie leisten ebenso einen Beitrag zur Befeuchtung ausgedehnter Landflächen und damit zur Erhaltung der Artenvielfalt im terrestrischen Lebensraum. Wälder schaffen Regen.

Naturbelassene Wälder

„Die Erhaltung und Wiedererstehung naturbelassener Wälder ist der Schlüssel für die Überwindung der globalen Wassernot einschließlich der Ernteausfälle durch langanhaltende Trockenheit. Allerdings erfordert Aufforstung von geschlossenen, naturbelassenen Wälder Geduld. Bäume wachsen bekanntlich langsam.“

Die Ermahnung, Geduld zu üben, gehört somit auch zu dem Kanon einer Fastenpredigt, ebenso die Ermahnung, nicht nur die Bienen zu schützen, sondern auch die Wälder, schloss Peter Wilderer seine Predigt.

Wasser
In der Diskussion. Foto: Petra Kurbjuhn

In der anhaltenden von Matthias Striebeck moderierten Diskussion ging es sowohl um Hilfe zur Selbsthilfe statt Entwicklungshilfe, als auch um das Thema Wasserverteilung in Europa, wo es vermehrt zu Trockenheit und Überschwemmungen komme. Zudem spiele das Thema Bausünden und Bodenversiegelung eine große Rolle und die Trennung von Trink- und Brauchwasser.

Letztlich wies Matthias Striebeck darauf hin, dass insbesondere für die Kühlung von Kraftwerken immense Mengen an Wasser verbraucht würden, regenerative Energieversorgung also auch für die Wasserwirtschaft hilfreich sei.

Der große Zuspruch bei den Fastenpredigten ermuntert die Veranstalter dazu, auch im kommenden Jahr 2024 wieder dieses Format mit neuen Themen und neuen Rednern in der Kapelle zur Heiligen Familie bei St. Josef in Holzkirchen anzubieten.

Zum Weiterlesen: Mit Mut in die Zukunft

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