Odeon Sextett

Odeon Sextett

Odeon Sextett. Foto: Freundeskreis für die Förderung junger Musiker e.V.

Konzert in Tegernsee

Ein Streichsextett ist an sich schon eine Seltenheit. Rar sind auch die Aufführungen der wenigen, entsprechenden Werke für ein solches Ensemble. Dem Freundeskreis für die Förderung junger Musiker e.V. ist es mit der Einladung für das „Odeon Sextett“ gelungen, mit ausgesuchten Musikern des „Odeon Jugendsinfonieorchester“ solche Musik am 28.9.2022 im Barocksaal des Tegernseer Schlosses erklingen zu lassen.

Zur Tegernseer Woche für Kultur und Brauchtum spielten in der Konzertreihe Podium für junge Solisten Valerie Steenken, Violine, Luisa Wehrmann, Violine, Louis Vandory, Viola/Violine, Carla Usberti, Viola, Anne Richardson, Violoncello, und Valentin Lutter, Violoncello. Die sechs jungen Leute aus dem Nachwuchsorchester der Münchner Philharmoniker begeisterten die Zuhörer mit ihrer Hingabe und ihrem bewundernswertem Können. Verlangt den Musikern das Spielen von Streichquartetten auf professionellem Niveau schon ein irres Pensum an Arbeit und Organisation ab, mag man sich gar nicht vorstellen, welch Engagement ein Sextett fordert.

Odeon-Sextett-02Odeon-Sextett. Foto: Marcus Vitolo

Erstes Stück im Programm

Die ungewöhnliche Streichsextettfassung der Sinfonie F-Dur op.68 von Beethoven war das erstes Stück im Programm. Komponiert wurde sie vom musikbegeisterten Organist und Komponist Michael Gotthard Fischers (1773-1829) aus Alach, heute ein Bezirk Erfurts. Er war ein großer Bewunderer Haydns, Mozarts und Beethovens.

Dem ausgedünnten Orchestersatz stellten die sechs jungen Musikern ihr hochentwickeltes, musikalisches Empfinden und ihre Klangkraft entgegen. Sie arbeiteten die allgemeine, heiter-kontemplative Stimmung dieser, mal nicht heroischen, Sinfonie sensibel wie spannungsstark heraus.

Vor allem Beethovens Sätze 1 – „Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande“, 2 – „Szene am Bach“, 3 – „Lustiges Zusammenleben der Landleute“ und 5 -„Hirtenmelodie, frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm“ wurden mit stilisierten Naturlauten versehen. So z.B. die Stimmen von Nachtigall, Wachtel und Kuckuck.

Aus der in Klänge gesetzten, geballten Energie der Natur machte das „Odeon Sextett“ einen Satz Allegro „Gewitter und Sturm“ von unheimlicher Spannung und Kraft. Blitz und Donner legten sich erst wieder im abschließenden Allegretto, mit dessen Interpretation der wiegenden Melodie, in Sanftheit und Wohlklang den in der Natur Frieden suchenden Menschen trefflich gestaltet wurde.

Odeon-SextettOdeon-Sextett. Foto: Marcus Vitolo

Erinnerung an Florenz

Aus der Erinnerung an seine Zeit in Florenz, als er dort seine Oper “Pique Dame“ vollendete, komponierte Tschaikowski das Sextett d-moll op.70. In den Anfang des Streichsextetts fließt die Dramatik des Opernabschluss mit dem Selbstmord der Hauptfigur Hermann. In die emotionale Ausnahmesituation des Allegro con spirito begaben sich die sechs Streicher mit innerem Glühen hinein.

Der Tanz des spannungsgeladenen Inhalts führte sie zum sehnsuchtsvollen Seitenthema und mit rasendem Furor zum Ausklang. Den einleitenden, prächtigen Akkordfolgen des Adagio cantabile e con moto ließen sie den Genuss des hochromantischen Liebesdialog von Violine und Cello folgen.

Weiches Pizzicato untermalte ein Klangbild wie aus einer Mondnacht auf dem Ponte Vecchio über dem Arno, vor dem David von Michelangelo und in den Boboli Gärten. Die, in die Idylle einbrechenden, nervös flirrenden Triolen des Moll/Zwischenstücks zeichneten sie gespenstisch verstörend, um mit erneutem Pathos das Liebesduett von Violine und Cello auszukosten. Fröhlich und frei ließen sie das von der Viola angeführten Scherzo erklingen, sowie das Ausloten des tenebrösen Bass und das Perlen rascher Tonketten.

Volksliedhaft-unschuldig malten die sechs Musiker den Anfang des Allegro vivace und stellten sich leidenschaftlich der Fuge im Allegro vivace. Im stetigen Accelerando folgten sie passioniert dem Stimmenaufbau und lösten begeisterten Applaus aus.
Skandiertes Klatschen und Jubelrufe begleiteten das „Odeon Sextett“ bis zum letzten Schritt aus dem Saal hinaus.

Lesetipp: Podium für junge Solisten

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf