Natur in der Kaserne

Natur in der Kaserne

Jakob Dobaiz: Rough Nature. Foto: MZ

Ausstellung in Lenggries

Die 19. Kunstwoche Lenggries in der ehemaligen Prinz-Heinrich-Kaserne beleuchtet das Thema „Natur“ aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Die hochqualitative Ausstellung vereint Malerei, Skulptur, Fotografie, Videoinstallation in einer überaus gelungenen Präsentation an ungewöhnlichem Ort.

Bereits im vergangenen Jahr konnte die Künstlervereinigung Lenggries (KVL) ihre jährliche Kunstwoche auf den 1.600 Quadratmetern der maroden ehemaligen Kaserne durchführen und erreichte mit über 1.600 Besuchenden einen Rekord.

Lesetipp: Kunst als Quelle für Veränderung

Auch in diesem Jahr sind seit der Eröffnung die Besucherzahlen hoch, erklärt der Vorsitzende der KVL Günter Unbescheid. Man sei sich seinem Prinzip treu geblieben und habe zu den acht Mitgliedern des Vereins eine Reihe von Gastkünstlern eingeladen, sagt der Fotokünstler. Zudem orientiere man sich nach wie vor an einem Thema.

Natur in der Kaserne
Gabi Pöhlmann: Verschmutzung. Foto: MZ

Das ist in diesem Jahr „Natur“. Die unterschiedlichen Exponate bearbeiten das Thema in vielfältiger Form, von der Schönheit und Romantik der Natur bis hin zu deren Verschmutzung und Beschädigung.

Gämsen aus Stahlstäben

Am Eingang wird die Besucherin von zwei Gämsen empfangen, nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Stahlstäben. Sie schauen mich aus polierten Edelstahlaugen an, stehen auf Steinen, aber auch auf Schrott. „Rough Nature“ von Jakob Dobaiz kann als Sinnbild dafür dienen, wie der Mensch mit der Natur umgeht.

Natur in der Kaserne
Korallen-Paneele „Satellite Reef“, Leihgabe des Frieder-Burda-Museums Baden-Baden. Foto: MZ

Andererseits fanden sich weltweit mehr als 4.000 Menschen zusammen, die sich am Projekt „Wert und Wandel der Korallen“, initiiert von Christine und Margaret Wertheim, beteiligten und handgehäkelte Module für farbenfrohe Paneele beisteuerten. Die Leihgabe des Frieder-Burda-Museums Baden-Baden begrüßt die Besuchenden am Eingang.

Aus der Vogelperspektive

Großformatige Acrylbilder von Vicky Anna Lardschneider zeigen abstrakte Bilder auf unserem Planeten, betrachtet aus der Vogelperspektive, und rufen zum Wertschätzen und Schützen der Erde auf.


Gertrud von Winkler: Knotenraum. Foto: MZ

Die Verbundenheit aller Wesen in der Natur ist das Thema von Gertrud von Winkler, die mit verschiedenen Materialien die Vernetzungen darstellt, Verknüpfungen aufweist und damit zeigt, dass der Mensch Teil dieser Bezogenheit ist.


Tutti Gogolin: „Aus tiefer Not“. Foto: MZ

„Aus tiefer Not“ heißt die Installation von Tutti Gogolin aus Bayrischzell, die Fischattrappen in einem Plexiglasquader in Plastikfolie „schwimmen“ lässt. Kommentar überflüssig.

Schönheit der Natur

Der Schönheit von Formen und Strukturen in der Natur hat sich Clemens Bünting verschrieben und gibt ihr mit seinen drucktechnischen Arbeiten Ausdruck.


Axel Berger, Flo Beyer: Projektionen. Foto: MZ

Axel Berger und Flo Beyer visualisieren den steten Fluss der Isar beeindruckend durch einen Tisch, gefertigt aus einem alten Walnussbaum, der zur Begegnung einlädt, im Kontrast zu den Projektionen des Waldes an den kalten Fliesenflächen der ehemaligen Kantinenküche.


Hermann Bigelmayr: Rosenblätter. Foto: MZ

Einen wunderbar harmonischen Raum hat Hermann Bigelmayr mit seinen Rosenblättern gestaltet, teils in Naturholz, teils rot eingefärbt schweben sie in der Luft und lassen sich am Boden nieder.

Eingefrorene Dynamik

Etwas abseits vom Geschehen finden sich die Holzskulpturen von Angelika Dominique Rauchenberger, die mit Schwemmholz-Stücken die Dynamik von Fischschwärmen eingefroren hat.


Olaf Otto Becker: Bulissat

Anne Pincus bewegt sich mit ihren filigranen Installationen in der Unterwasserwelt und bringt Quallen nach Lenggries, einerseits schön zum Anschauen, andererseits bedrohlich für den Erhalt der Fische.

Schönheit und Gefährdung

Auch Olaf Otto Becker befasst sich mit Meer. Der Fotograf lässt in faszinierenden Aufnahmen die Schönheit der Arktis ebenso wie deren Gefährdung durch den Klimawandel sichtbar werden.


Jürgen Dreistein: Farbstiftzeichnung. Foto: MZ

Wie ihre Gäste haben auch die Mitglieder der KVL die Natur in ihren vielfältigen Aspekten dargestellt. Jürgen Dreistein mit seinen Farbstiftzeichnungen lässt den Nebel Sichtbares verdecken und macht Wassertropfen auf Blättern sichtbar. Sophie Frey fängt mit ihren Aquarellen den Zauber von Flora ein.


Ecki Kober: „Hitze“ und „Erneuerbare Energie“ und Klas Stöver: „Am Kranzerbach“. Foto: MZ

Ecki Kober und Klas Stöver verbinden in ihrem gemeinsamen Raum das Gegensätzliche in der Natur: das Aufblühen in großen Farbflächen mit komplexen fotografischen Schwarz-Weiß-Strukturen des Vergehens.

Mit einem fotorealistischen Stillleben macht Gabi Pöhlmann auf Plastikmüll-Verschmutzung aufmerksam und auch Paul Schwarzenberger mahnt mit seinen Werken zu Einsicht und Umkehr, ohne erhobenen Zeigefinger, eher mit Humor.


Veronika Partenhauser: Grenzbereiche“. Foto: MZ

Mit ihrer Videoinstallation “Grenzbereiche“ führt Veronika Partenhauser die willkürliche Abgrenzung von Flurstücken ad absurdum und erzeugt neue abstrakte Ästhetik.

Macht der Natur

Günter Unbescheid stellt mit drei Fotoserien die Wirkmächtigkeit der Natur und die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers dar.


Günter Unbescheid: Plastozäa. Foto: MZ

Am kommenden Samstag, 1. Oktober findet ab 18 Uhr die Lange Nacht der Kunst statt, bei der die Künstler anwesend sind. Die Ausstellung in der ehemaligen Prinz-Heinrich-Kaserne in der Gebirgsjägerstraße 15 in Lenggries ist noch bis zum 9. Oktober montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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