Kit Armstrong 2017

Musikfest Kreuth: Kit Armstrong mit „Variationen“

Bei der Probe: Kit Armstrong. Foto: Fritz Oberbauer

Konzert in Rottach-Egern

Mit einem glanzvollen und bewegenden Konzert ging am Samstag Abend das diesjährige Musikfest Kreuth zu Ende. Der junge Ausnahmemusiker Kit Armstrong berührte die Zuhörer mit seinem Spiel zutiefst.

So war zweifelsohne der Höhepunkt des Abends Armstrongs Interpretation von Franz Liszts Variationen über ein Motiv aus Johann Sebastian Bachs Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“. Dass Kit Armstrong, schon mit 16 Jahren von Alfred Brendel als Wunderkind hochgelobt, ein großartiger Pianist ist, steht außer Frage. Wie aber der heute 24Jährige den Schmerz des Komponisten, der seine Tochter verloren hat, wieder gibt, das ist außergewöhnlich, das ist grandios.

Liszt hat aufwühlende Passagen voller Leid lichteren Sequenzen gegenüber gestellt, in denen die Hoffnung durchschimmert. Immer aber versinkt die Musik wieder im Dunkel, starke Emotionen prägen dieses Stück. Kit Armstrong sitzt dann zusammen gesunken auf dem Schemel und versteht es aus der Tiefe des Leides eine enorme Kraft entstehen zu lassen, die letztlich in dem Choral mündet „Was Gott tut, das ist wohl getan.“

Das Publikum braucht einige Sekunden, um aus der emotionsgeladenen Stimmung, die der Pianist transportiert hatte, wieder in den Saal des Seeforums Rottach-Egern zurück zu kehren, dann aber gibt es donnernden Applaus und Bravorufe.

Byrd und Haydn

Kit Armstrong hatte sich für dieses Konzert, das wieder einmal vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet wurde, etwas Besonderes einfallen lassen. Keine gefälligen Sonaten, sondern ausschließlich eher seltener gespielte Variationen brachte der Amerikaner mit taiwanesischen Wurzeln zum Musikfest Kreuth mit.

Er begann kurz und prägnant mit Renaissancemusik. William Byrd verarbeitet in seinen Variationen einprägsame Volkslieder, insbesondere den Refrain eines Liedes über Robin Hood. Diese eingängige Melodie taucht immer wieder auf, auch in höfischer Manier.

Ein schlichtes fortschreitendes Thema hat Joseph Haydn seinen Variationen in f-moll zugrunde gelegt. Dann aber verwebt er es mit Girlanden und Trillern, mit Läufen und Wechsel der Tonart. Dur und Moll wechseln sich ab, perlende Tonläufe in Dur werden von zurückhaltenderen Passagen in Moll abgelöst. Kit Armstrong gibt dem Stück die freie Leichtigkeit und lässt am Ende den letzten Ton lange im Raum schweben.

Mozart und Beethoven

„Ein Weib ist das herrlichste Ding“, dieses an eine Opernmelodie angelehnte Lied inspirierte Wolfgang Amadeus Mozart zu seiner letzten Klavierkomposition. Heiter, tänzerisch, zuweilen fast wie ein Polka mit hüpfenden Passagen, spielerisch, so kommt dieses Werk daher und so unbeschwert und locker spielt Kit Armstrong das Stück und gibt ihm am Ende einen charmanten opernhaften Abschluss.

Mit Beethovens Variationen über ein eigenes Thema in F-Dur spielte Kit Armstrong ein sehr abwechslungsreiches Stück in verschiedenen Tonarten, das rhythmisch davon galoppierend ebenso wie anmutig schreitend im Menuett, traurig marschartig und dann wieder heiter im Alegretto erscheint. Auffallend, wie Kit Armstrong hier die Pausen setzt, wie er inne hält und damit besondere Spannung erzielt.

Schumann und Liszt

Ebenso in F-Dur erklingen danach Robert Schumanns Abegg-Variationen, in denen er seine unglaubliche Virtuosität voll ausspielt, fast wie Jazz klingen manche Passagen, die dann wieder gefühlvoll werden, lebhaft, beschwingt und mit einem witzigen Ende schließen.

Kit Armstrong 2017

Bei der Probe: Kit Armstrong. Foto: Fritz Oberbauer

Ja und zum Abschluss Liszt. Große Klavierkunst, die das Publikum mitnimmt in große Emotionen. In Emotionen, die der Pianist trotz seines jugendlichen Alters in voller Tiefe wiedergibt und an das Publikum übertragen kann. Kit Armstrong versteht es danach mit seinen Zugaben, wieder Heiterkeit und Ruhe auszustrahlen. Er bleibt bei Franz Liszt und spielt die Mephisto-Polka und „Abendglocken“.

In seiner Begrüßungsrede verspricht der künstlerische Leiter des Musikfestes Kreuth, Helge Augstein, dass es keinen Gedanken daran gebe, das Musikfest einzustellen. Im kommenden Jahr werde es vom 17. Juli bis zum 4. August stattfinden und 2019 begehe man den 30. Geburtstag. Großer Dank gehe an den Vorsitzenden des Vereins Dieter Nonhoff, der mit der Stiftung Musikfest Kreuth die Sicherheit gebe weiter zu machen.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf