
Sie gehen uns ab…
Gaetano und Waltraud Milazzo beim Weihnachtlichen Schlossmarkt Tegernsee 2024. Foto: IW
Advent am Tegernsee
Waltraud und Gaetano Milazzo gehören zum Bild des Weihnachtlichen Schlossmarkts Tegernsee wie das Salz in die Suppe. Ab diesem Jahr sucht man sie vergeblich. Sie sind nicht mehr dabei – schweren Herzens. Aber sie öffnen gern ihre Türe für Adventsbesuch, und der darf dann in den vollen Regalen stöbern.
„Wir waren von Anfang an dabei“, erinnert sich der 86-jährige Gaetano „Tano“ Milazzo. „Zuerst in der Rosenstraße, dann im Kurpark, und schließlich beim Adventszauber am Weihnachtlichen Schlossmarkt Tegernsee.“ An die dreißig Jahre dürften es gewesen sein. „Und bereits im Sommer haben wir immer mit der Vorbereitung begonnen“, ergänzt seine Frau Waltraud. Es war die Vorfreude. Und der Spaß am Tun, die Fantasie, die Liebe zu Ton und zu Glasuren, die Tano Milazzo herstellt, während seine Frau mit dem Figürlichen beschäftigt ist. Tegernseer Weihnachtsengel mit Seelaubflügeln, Steckblumen in allen Formen für Weihnachtssträuße, hunderte fantasievolle Setzkastenfiguren, Keramikweihnachtsbäume, Teufelchen, Engelchen, klitzekleine Maulwürfe, die aus Miniatur-Blumentöpfen herauslugen, Öfchen, Ochs und Esel, Weihnachtskrippen…

Steckblumen – Christsterne, Hagebutten… – Milazzo Keramik beim Adventszauber. Foto: IW
Wer am Stand der Milazzos ankam, konnte erst mal für ein paar Minuten nichts anders tun, als den Blick schweifen zu lassen, um all die Kleinode und Kostbarkeiten aufzunehmen. Ihre liebenswerten Details, den schönen Humor, die Experimentierfreude, mit der das Künstlerehepaar seit Jahrzehnten an ihre Weihnachtsmarktvorbereitungen herangegangen ist. Und die Liebe zur Natur – denn immer wieder verbinden sie Naturmaterialien mit Keramik. Beispielsweise zu einem Ensemble aus Schäfer, Ziegen, Schafen, dem ein Miniaturvogelnest vor die Füße gefallen ist – fein zusammenverfilzt aus Ästchen und Moos. Heraus lugt ein Keramikvögelchen, während die Körper von Schäfer und Tieren aus Steinen von der Weißach bestehen, und die Gesichter liebevoll aus Ton modelliert sind. Vor allem aber ihre Liebe zu den heimischen Vögeln ist unübersehbar – Kleiber und Buntspecht, Amsel, Ringeltaube, Rotkehlchen – auf Treibholz-Ästen oder Metallstäben, für den Garten oder für Balkonkästen.

Milazzo-Engel mit Tegernseer Seelaub-Flügeln. Foto: IW
All die herrlichen Weihnachtsgeschenke und Krippenfiguren, jahrelang auf dem Adventszauber erworben – wo soll man sie nun kaufen? Die gute Nachricht: Wem die Milazzos auf dem Markt abgehen, der darf sie gern besuchen. „Erleichtert, aber auch ein wenig traurig, dass wir nicht mehr dabei sind“, fasst die 81-Jährige die gemischten Gefühle zusammen. Die ganze Vorbereitungsarbeit, vor allem aber der aufwendige Auf- und Abbau, sind gesundheitsbedingt nicht mehr zu stemmen. Dazu kommt noch das Problem mit dem Autofahren in der Dunkelheit nach der Augen-OP von Tano Milazzo. Daher fassten sie den schweren, aber notwendigen Entschluss, nicht mehr dabei zu sein. „Aber das fehlt uns schon“, so Waltraud Milazzo, „auch die Gespräche mit den vielen, lieben Leuten, die bei uns am Stand waren: Am schönsten war für uns, dass aus manchen Besuchern Freunde wurden, die jedes Jahr kamen und ihre Krippen mit unseren Figuren ergänzten.“

Weihnachtskrippe von Milazzos erzählen die Weihnachtsgeschichte auf . Foto: Künstlerfamilie Milazzo
Wer die Milazzos zu Hause besucht, erlebt die zauberhafte Atmosphäre eines kleinen Hauses mit Garten, in dem drei Künstler leben: die Eltern Milazzo mit Sohn Riccardo. Im Garten und vor der Haustüre gibt es viel zu entdecken, und jetzt in der Adventszeit natürlich auch die unverwechselbaren Weihnachtskrippen. „Wir haben uns über viele Jahre hinweg an Krippenausstellungen beteiligt“, erzählen sie. „Einmal hatten wir im Quirinal einen ganzen Raum für uns und konnten von der Verkündigung bis zur Flucht die komplette Krippe aufbauen.“

Gartenvogel von Waltraud Milazzo. Foto: IW
Und in jedem Winkel des Hauses: Keramikfiguren, wie sie seit Jahren bei der Tegernseer Kunstausstellung begeistern, farbige Mosaikkugeln und -tische neben wärmenden Miniatur-Weihnachtsbäumen aus Ton, Bilder von Riccardo Milazzo an den Wänden. Und im Keller, der zugleich Werkstatt, Brennraum und Mischraum für die farbigen Engoben ist, türmen sich die Figuren und Tierchen, Häuser und Öfchen in Regalen und Kisten, statt auf dem Adventsmarkt. „Vielleicht kommt ja jemand zu Besuch“, überlegt Waltraud Milazzo, „wir würden uns freuen“.
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