Maske.Macht.Identität.

Maske.Macht.Identität.

Peter Coreth mit seinem Buch „Maske.Macht.Identität“. Foto: MZ

Buchtipp von KulturVision

Soeben ist das Buch „Maske.Macht.Identität“ von Peter Coreth mit Fotografien von Gerhard Katterbauer erschienen. Es ist nicht nur ein Kompendium über die Sammlung Peter Krejsa im Museum Humanum Fratres, sondern es wirft einen besonderen Blick auf afrikanische Kunst.

„Es war meine Intention, ein europäisches Afrikabuch zu verfassen, das nicht nur einen europäischen Blick, sondern ebenso einen afrikanischen Blick hat“, sagt der Gründer der Kulturbrücke und des Museums Humanum im niederösterreichischen Fratres.

Seit nunmehr 17 Jahren pflegt KulturVision enge Beziehungen zu dieser mehrfach ausgezeichneten Institution, die mit einmaligem Engagement von Peter Coreth geführt wurde und in der KulturVision zahlreiche Thementage veranstalten durfte.

Maske.Macht.Identität
Peter Coreth stellte sein Buch beim Afrikatag in der Kulturbrücke Fratres vor. Foto: Johannes Reisinger

Zum diesjährigen dritten Thementag vor 14 Tagen stellte der Kunstsammler und Museumsgründer im Rahmen eines Afrikatages sein aktuelles Buch inmitten von afrikanischen Exponaten vor.

Maske.Macht.Identität
Maske aus der Sammlung Peter Krejsa. Foto: Johannes Reisinger

Vor einigen Jahren übergab Peter Krejsa seine bedeutende Sammlung afrikanischer Kunst dem Museum Humanum. Dort ist sie in zwei Galerieräumen und dem Vortragssaal im ehemaligen Stadel in großen Teilen zu sehen. Sie besteht unter anderem aus Masken, Statuen und Schmuck aus den Königreichen Kameruns (Westafrikanische Grasslands).

John Douglas Marshall vom Weltmuseum Wien, Generalsponsor des Museum Humanum, schreibt in seinem Geleitwort: „Alle Stücke wurden in den 1980er- und 1990er-Jahren von Peter Krejsa gesammelt, viele von ihnen waren Geschenke in Anerkennung seiner Unterstützung für verschiedene humanitäre Initiativen mit Schwerpunkt auf sauberes Wasser, Familienplanung und Grundbildung.“

Maske.Macht.Identität
John Douglas Marshall. Foto: Johannes Reisinger

Zum Thema Restitution befragt, stellt Peter Coreth fest: In Westafrika habe es in der Vergangenheit große Verluste der Bestände an Kunst gegeben, zuerst die kolonialen Raubzüge, dann die Zerstörung aus religiöser Bigotterie durch die Missionare. Später hätten Kunsthändler geplündert und den Einheimischen wertvolle Artefakte abgeluchst. Und er betont: „Raubkunst muss restituiert werden. Hier aber geht es um Geschenke und Käufe, es liegen Quittungen und Begleitbriefe der Könige vor.“


Im Galerieraum des Museum Humanum. Foto: MZ

In seinem nun vorliegenden einzigartigen Buch präsentiert Peter Coreth nun einen Teil der Sammlung von Peter Krejsa, die im Museum Humanum zu sehen ist. Anders als in anderen Museen, wo die Objekte nach westlicher Sicht bewertet würden, werde hier der Blick auf den Wesenskern und die kultisch-rituellen Bedeutungen gelenkt, sagt John Douglas Marshall.

Ebenso ist das Buch verfasst. In sechs Kapiteln stellt der Autor mit Fotografien von Gerhard Katterbauer die Objekte vor. Von „Macht der Geister“ über „Maske und Verwandlung“ bis hin zu „Colon-Kunst und Dekonstruktion“ spannt sich der Bogen. Das Besondere an der Darstellung ist, dass Peter Coreth bei der Durchsicht der Archivalien von Peter Krejsa Aufzeichnungen aus den Dialogen des Sammlers mit einer Bamum-Prinzessin fand.


Masken aus der Sammlung Peter Krejsa. Foto: Johannes Reisinger

„Hier kam das magische Weltbild der Prinzessin zum Vorschein, das die Objekte nicht nur erklärt, sondern sie sinnlich erfahrbar macht.“ Deshalb habe er diese Gedankensplitter als grau unterlegte Zitate seinen eigenen Erklärungen hinzugesellt. Durch die zwei unterschiedlichen Sichtweisen sei ein Spannungsfeld erzeugt worden, das Betrachtende zur Nachdenklichkeit anrege.


Blick ins Museum Humanum. Foto: MZ

Diese Nachdenklichkeit wird zusätzlich durch die Präsentation im Museum Humanum verstärkt. Der Gast betritt zunächst die anthropologische Sammlung Peter Coreths, in der er in fünf Arkaden auf verschiedene Themen im transkulturellen Vergleich trifft. „Weltbilder im Spiegel der Kunst“ nannte Peter Coreth seine Vorgehensweise in seinem ersten, inzwischen vergriffenen Bildband. So eingestimmt, können die Besucher im Anschluss an die fünf Arkaden die Sammlung von Peter Krejsa sehen.

Peter Coreth schreibt in seiner Einführung: „Was aber hätten unsere von Migration geprägten multikulturellen Gesellschaften nötiger als den gegenseitigen Respekt von Bürgern unterschiedlicher Herkunft?“

Das letzte Wort hat der Sammler, Naturwissenschaftler und Universalgelehrte Peter Krejsa selbst. Er vergleicht die westliche Logik- und Kausalitätsmentalität des „Wenn – Dann“ mit der prä-logischen Denkweise der sogenannten „Primitiven“ und findet spannende Übereinstimmungen.

Maske.Macht.Identität von Peter Coreth unter Mitwirkung von John Douglas Marshall, Fotos: Gerhard Katternbauer, Grafik, Layout, Satz und Lektorat: Monika Freisel, Druck: Janetschek, Heidenreichstein. Herausgeber: Museum Humanum, Fratres. 2025. ISBN-Nummer 978-3-200-10566-9.

Der nächste Thementag in der Kulturbrücke Fratres findet am morgigen Samstag, ab 15 Uhr statt. „30 Jahre Kulturbrücke – Erfahrungen aus einer Pionierzeit“, dazu werden Erika Pluhar, Reinhard Linke und Vladimir Merta erwartet.

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