Martin Moder

Es gibt Hoffnung, sagt Martin Moder

Martin Moder bei seinem Vortrag. Foto: MZ

Vortrag auf Schloss Weitra

Das war der letzte Satz des spannenden und unterhaltsamen Vortrages von Martin Moder zur Eröffnung der diesjährigen Sommergespräche der Waldviertler Akademie. Wie lässt sich Wissenschaft an den Mann bringen und wie begegnet man Menschen, die meinen alles zu wissen?

„Optimismus“, das ist das Thema der 39. Sommergespräche. Martin Moder, Molekularbiologe und Mitglied der Science Busters konnte dieses Gefühl mit seinem Eröffnungsvortrag vermitteln, obwohl es zunächst gar nicht danach aussah.


Die 39. Sommergespräche der Waldviertler Akademie. Foto: MZ

Einen Schock habe er erlitten, sagte der Wissenschaftler, als er als Student erfahren musste, dass weniger als die Hälfte aller Österreicher der Meinung ist, dass Grundlagenforschung wichtig sei. Auch das Interesse der Jugendlichen an Wissenschaft sei einer Umfrage entsprechend äußerst mäßig und das Ansehen von Wissenschaftlern in der breiten Öffentlichkeit ebenso gering.

Martin Moder kommentierte die Situation in der Pandemie drastisch: Wissenschaft habe keine Sau interessiert.

Objektives und subjektives Wissen

Die Frage also steht: Wie kann man die Menschen erreichen und wen wolle man erreichen. Denn es sei bewiesen, dass es einen Widerspruch gebe zwischen dem objektiven Wissen, das ein Mensch habe, und dem, was er glaube zu wissen. Zudem gebe es einen Widerspruch zum wissenschaftlichen Konsens. Einer Studie zufolge hätten diejenigen, die der Meinung seien, alles zu wissen, das geringste Fachwissen und die geringste Akzeptanz des wissenschaftlichen Konsens.

Martin Moder
Martin Moder illustrierte seinen Vortrag mit zahlreichen Beispielen. Foto: MZ

Was aber optimistisch mache sei, dass große Erkenntnisse oft dem Zufall zu verdanken seien, etwa die Entdeckung des Penicillins. Auch aus eigener Forschungspraxis steuerte der Molekularbiologe ein Beispiel bei. Man habe in der Petrischale Hirne gezüchtet, um Hirntumoren auf die Spur zu kommen und dabei sei ein Faden des Laborkittels in die Zellkultur gefallen, den diese als Rückgrat verwendet habe.

Durch Zufall habe man auch erkannt, dass das Medikament Paracetamol die Risikobereitschaft erhöhe. Und man habe feststellen können, dass man mit der CRISPR/Cas9-Genschere Organismen muskulöser machen können, wenn ein Gen ausgeschaltet wird.

Pille für Olympisches Gold?

Ob das nutzbar sei? Martin Moder war hier nicht optimistisch, denn er zitierte die Goldman-Studie. Diese stellte die Frage, wie viele Topathleten bereit seien, ein Medikament zu schlucken, das ihnen olympisches Gold bescheren würde aber den Tod nach fünf Jahren zur Folge habe. Fünfzig Prozent würden es tun.

Optimistisch indes stimme, dass nur ein Prozent der normalen Bevölkerung das Medikament schlucken würde, wenn es herausragenden beruflichen Erfolg mit Todesfolge habe.

Martin Moder
Porträt Martin Moder. Foto: Ingo Pertramer

Zurück zum Thema, wie Wissenschaft vermittelt werden kann. Leider, so konstatierte Martin Moder, sei die Wissenschaftssprache oft kompliziert und verwende lange, schwierige, hochgestochene Wörter. Man sei der Meinung, damit glaubwürdiger zu sein. Eine Studie aber habe gezeigt, dass das Gegenteil der Fall ist. Wenn ein Text einfach geschrieben sei, werde er eher als wahr akzeptiert und dem Autor Intelligenz bescheinigt.

Und wie gehe man mit Texten im Internet um? Mit Anfeindungen in social media? „Man kann nur alles falsch machen“ konstatierte Martin Moder, der in der Pandemie einen YouTube-Kanal startete und sich mit Hasskommentaren, sogar Nazivergleichen konfrontiert sah. Er empfahl „Likers blocker“, damit könne man nicht nur den Urheber solcher Kommentare, sondern auch alle, die ihn gelikt haben, blockieren.

Wirkung von Kommentaren

Martin Moder zitierte in diesem Zusammenhang eine Studie, bei der Menschen einen Text zum Potenzial der Nanotechnologie vorgelegt wurde. Wenn der Text mit Kommentaren versehen war, bekräftigten die Probanden ihre vorherige Meinung. Lasen sie aber den Text ohne Kommentare, blieben sie offen für neues Wissen.

Offenes Nachfragen wie Sokrates

Dies sei das eigentliche Problem, sagte der Referent: „Wir brauchen Methoden, um festgefahrene Standpunkte zu lockern.“ Wie das gehe? Ganz einfach. Sokrates habe es vorgemacht. Offenes Nachfragen, so lange, bis die Menschen an die Grenzen ihres Wissens kommen. Dann käme die Erkenntnis von selbst, dass man zu wenig weiß.

Er schloss mit einer Untersuchung, die das bestätigte. Man hatte Probanden mit einem einfachen Thema, dem Fahrrad, konfrontiert und ihnen verschiedene Funktionsweisen angeboten. Die Ergebnisse waren witzig, denn sehr verrückte Formen wurden angegeben.

„Es gibt Hoffnung“, schloss Martin Moder seinen Vortrag.

Die Sommergespräche der Waldviertler Akademie gehen noch bis Sonntag, 3.9. das Programm finden Sie hier.

Zum Weiterlesen: Solidarität muss durch das Nadelöhr des Ich gehen

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