Chapeau!
Musical in Miesbach
Berührend deshalb, weil in der Oberlandhalle eine Menge von Asylbewerbern Platz genommen hatten. Ob sie den Inhalt des Stückes verstanden, sei dahin gestellt, die Botschaft aber am Ende, als Transparente hoch gehalten wurden mit „Stopp Rassismus“ oder „Black is beautiful“, die verstanden sie zweifelsohne.
Und so war die Vorführung auch ein gelungener Willkommensgruss der Schülerinnen und Schüler für die bei uns Schutz suchenden Flüchtlinge. Darüber hinaus aber war es eine beeindruckende Manifestation, was Jugendliche auf die Beine stellen können, wenn sie durch ihre Lehrer entsprechend motiviert und angeleitet werden.
Große Musical-Tradition fortgesetzt
Markus Zellinger und sein Team setzen nahtlos die große Musical-Tradition des Gymnasiums Miesbach, wie sie unter dessen Vorgänger Hans-Georg Hering Riesenerfolge feierte, fort. Mit einem großartig agierenden Orchester, mit faszinierender Bühnenshow und Choreografie, mit einem in unterschiedlichen Besetzungen immer wieder neu zusammengestelltem Chor und den ausgezeichneten Solisten war die Vorstellung optisch und akustisch ein Genuss.
Das 2002 am Broadway uraufgeführte Musical „Haisrspray“ erzählt die um 1962 spielende Geschichte der wegen ihrer nicht makellosen Figur ausgegrenzten Tracy (Raphaela Stanzer), die unbedingt ins Fernsehen in die Corny Collins (Thomas Steinberger)-Show will. Diese aber wird von Helma (Elisabeth Bügler) und deren Tochter Amber (Christina Waldschütz) beherrscht.
Elvis-Imitation und Mrs. Doubtfire-Kopie
Als Freundin Tracys ist die bebrillte und bezopfte Penny (Theresa Baumann) ebenso eine Außenseiterin. Sie findet in dem farbigen Tänzer Seaweed (Dominik Zangenfeind) ihre große Liebe, während Tracy den Schnulzensänger Link, eine Elvisimitation (Niklas Brunner) liebt. Dieser schwankt, denn eigentlich will ihn die „Schönste im ganzen Land“ Amber für sich haben. Aber er ändert sich und letztlich gibt es ein großes Happyend.
Zu diesem trägt auch die ältere Generation bei. Tracys Mutter Edna, eine Mrs. Doubtfire-Kopie (Andreas Bichler), seit Jahren wegen ihres Übergewichtes nicht aus dem Haus gekommen, wird zur selbstbewussten Person, die Vater Wilber (Julius Sattler) eh schon ist. Und auch Seaweeds Mutter Motormonth (Regina Biegel) setzt sich an die Spitze der schwarzen Bewegung.
So transformiert die Stimmung auf der Bühne von Twist, Petticoat, Glamour und TV-Spektakel hinüber zu Gerechtigkeit, Liebe, Integration und Anerkennung. Das Ganze keineswegs missionarisch, sondern mit Pep, sehr viel Witz, Schwung, tollen Tänzen und der eingängigen Musik der sechziger Jahre gewürzt. Eine tolle Leistung aller Mitwirkenden, fantastische Kostüme, wandelbares und einfallsreiches Bühnenbild, eine grandiose Glanzleistung. Chapeau!