Krähenflügelland

Trolle und Schamanen im „Krähenflügelland“

Gunnar Matysiak und das Duo Windfox. Foto: MZ

Musikalische Lesung in Miesbach

Gunnar Matysiak aus Holzolling ist als Grafiker, Zeichner und Maler überregional bekannt. Jetzt stellte er im Kulturzentrum Waitzinger Keller sein Buch „Krähenflügelland“ vor, in dem er eine reale Geschichte in die Welt der Fantasie und der Geschichte Norwegens einbettet. Das musikalische Duo Windfox gestaltete den Abend zu einem stimmigen Ganzen.

Indie-Folk Musikerin Sabine Xoxi Huber aus Tuntenhausen und Stina Bohn führten mit einem atmosphärischen Lied in den Abend ein und Gunnar Matysiak betrat die Bühne im „Krähenflügelland-Outfit“, wie er sagte, mit einem Messer am Gürtel, so wie es die Samen in Norwegen tragen und wie es auch gut zum Schutz vor Bären taugt.

Er sei bereits mit 15 Jahren per Fahrrad von seiner Heimat im Norden Deutschlands nach Norwegen gefahren, sieben Wochen lang und mit 220 D-Mark in der Tasche, erzählte er. Auch später habe dem Land Norwegen seine Liebe gegolten, immer wieder reiste er nach Skandinavien und unternahm lange Wanderungen.

Krähenflügelland
Gunnar Matysiak bei der Lesung. Foto: MZ

Aber auch für die nordischen Mythen, Märchen und die Religion der Samen habe er sich interessiert, ebenso wie für die Geschichte Norwegens, die auch mit Deutschland verbunden sei. So habe man etwa in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in Norwegen Silber gefunden und dafür Bergleute aus Sachsen und dem Harz nach Norwegen geholt. „Meine persönlichen Erlebnisse habe ich verschlüsselt mit den Mythen und der Geschichte verbunden“, berichtete Gunnar Matysiak. Allerdings habe er dabei sein ganzes Pulver verschossen und es werde kein zweites Buch geben.

Und so startet auch seine Erzählung: „Als die Welt noch voller Zauberkräfte war…“ Sie spielt in der Vergangenheit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Ein unheimlicher Reiter, der eine eigenartige Kälte ausstrahlt, kommt in ein Wirtshaus, wo die Dorfjugend zusammensitzt. Ein zweiter Fremder namens Johan ist aus dem Harz als Bergmann nach Norwegen gekommen, will aber nicht mehr untertage arbeiten und sucht Arbeit.

Krähenflügelland
Das Buch „Krähenflügelland“. Foto: Gunnar Matysiak

In der Schankstube hört er von einem Hof „Krähenflügelland“, der allein von dem Mädchen Kari bewirtschaftet wird. Sie weise alle Bewerber ab und warte auf einen Prinzen, erfährt er. Trotzdem macht er sich auf den Weg hinauf in die Berge und wagt es zu fragen, ob sie Hilfe brauche. Von weitem beobachtet der unheimliche Reiter die Szenerie.

Zwischen den Lesepassagen spielt das Duo Windfox Lieder, die Sabine Xoxi Huber eigens dafür getextet und komponiert hat und die die jeweilige Stimmung perfekt wiedergeben. In der Schankstube wist es laut und Fröhlich, wenn „The Stranger“ auftaucht, wird es spannungsgeladen. Die von beiden Musikerinnen gesungenen Lieder begleiten sie mit unterschiedlichen Instrumenten.


Sabine Xoxi Huber und Stina Bohn. Foto: MZ

Durch Johans Einsatz blüht der Hof wieder auf, die beiden jungen Menschen aber halten Abstand voneinander. Eines Tages trifft Johan im Wald auf einen Bären, der eine junge Frau mit Kind angreift, und erschlägt ihn. Ein samischer Schamane bietet Johan seine Hilfe an, da er Tochter und Enkel das Leben rettete.

Vom Trollkönig entführt

Mit einem gefühlvollen Instrumentalstück geht es in die zweite Hälfte des Abends. Jetzt wird es dramatisch, denn als Johan eines Tages von einer Besorgung im Dorf zurückkehrt, sind fremde Edelleute um einen Prinzen auf dem Hof und Kari reitet mit ihnen fort. Jetzt hat sie ihren Prinzen, aber ihr letzter Ruf „Johan“ klingt verzweifelt.

„Million Questions“ singt Sabine Xoxi Huber, die aber bald beantwortet werden, denn Johan trifft Kari in einer Vollmondnacht im See auf einem Elch und sie erzählt ihm, dass die Edelleute Trolle seien und der Prinz der Trollkönig habe sie an ihn gefesselt. Um den Hals trägt sie eine lebendige Schlange, die ihr Gift einspritzen würde, wenn sie nicht gehorcht.


Schamanische Klänge von Sabine Xoxi Huber. Foto: MZ

Johan verspricht ihr, sie von dem Zauberbann zu befreien und macht sich auf den Weg. Die Vermutung des Publikums, dass der Schamane die Geschichte regeln würde, erweist sich als Trugschluss, so einfach macht es Gunnar Matysiak seinen Zuhörenden nicht. An dieser Stelle schlägt Sabine Xoxi Huber die Trommel und tönt schamanische Klänge.

Lebendige Figuren

Der Autor lässt das Publikum mit der Frage zurück, ob Johan es schafft, Kari zu befreien. Er versteht es, in jeder Situation detailreich und atmosphärisch die Stimmung darzustellen. Ob es die Schankstube oder die Landschaft Norwegens ist, ob es die lebendigen, plastisch beschriebenen Figuren sind, etwa der unheimliche Reiter mit den brennenden Augen, der letztlich als Trollkönig Kari in seine Macht bringt, oder der alte Schamane in seiner Höhle. Und immer wieder kreisen die Krähen.

Das Publikum ist gefesselt und kann sich immer wieder entspannt zurücklehnen, um den stimmungsvollen Klängen des Duo Windfox zu lauschen.


Gunnar Matysiak beim Signieren. Foto: MZ

Gunnar Matysiak „Krähenflügelland“, erhältlich im örtlichen Buchhandel. Wer den Künstler als Maler erleben will, im September plant er eine Ausstellung im Bürgergewölbe Weyarn.

Zum Weiterlesen: Gunnar Matysiak: Bilder von gestern & heute

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